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Museumsreise nach Basel

historisches museum frankfurt: die freunde & foerderer 2015 in Basel

Der Zug war pünktlich, die Mitreisenden auch. Ein guter Start also in drei Tage Basel mit den freunden & und förderern des historischen Museums Frankfurt, die vor allem mit Museen, Galerien und gutem Essen gefüllt sein sollten.

In Basel: Regen … viel Regen, unentwegter Regen … Nach der Tramfahrt (inklusive Umsteigen im strömenden Regen) und dem Einchecken im Teufelhof legten wir die zehn Minuten Fußweg (bei leichtem Regen) zu einem Snack zurück.

Die erste Museumsstation war das neu renovierte Museum der Kulturen mit seiner Attraktion, einem 16 Meter hohen Kulthaus aus Papua-Neuguinea, in dem dort Initiationsriten stattfinden – nur für Männer versteht sich. Frauen müssen nicht „initiiert“ werden. Wer Museum der Kulturen hört, denkt an dunkle Räume mit zahllosen Schaukästen, randvoll mit Püppchen, Masken, Werkzeugen und Bildern von wilden Kriegern. Aber hier ist alles sehr weitläufig, modern, wohldurchdacht und darauf ausgerichtet, die Besucher nicht nur zu informieren, sondern auch zu unterhalten. Beispielsweise weiß ich jetzt, wie Opium riecht und dass der Duft des gleichnamigen Parfums durchaus eine gewisse Nähe zu einer chinesischen Opiumhöhle hat.

Danach ein kleiner Fußweg (im wieder kräftigeren Regen) zum Museum der Wohnkulturen mit seiner aktuellen Ausstellung, die Museum of broken Relationships heißt und ihren Ursprung in Zagreb hat. Dort hat sich vor Jahren ein Künstlerpaar getrennt und wusste nicht, wie sie mit den gemeinsamen Erinnerungsstücken verfahren sollten, insbesondere mit Honey Bunny, einem Kuschelhasen, der für die beiden eine besondere Bedeutung hatte. Wir Normalsterblichen entsorgen so etwas ja entweder sofort oder umgeben uns noch eine Weile damit, bevor es nach einer geglückten Verarbeitung der gescheiterten Beziehung in eine Kiste im Keller wandert. Die Künstler hatten eine Idee, die ihnen 2011 den Kenneth Hudson Award eingebracht hat. Sie baten ihre Freunde, ihnen ihre Erinnerungsstücke an zerbrochene Beziehungen zu überlassen und eine Geschichte dazu aufzuschreiben. Jetzt reisen diese Dinge und ihre Storys um die Welt. Und überall, wo die Ausstellung Station macht, wird ein Aufruf gestartet, Beziehungssouvenirs und Geschichten einzureichen, die dann ebenfalls dort ausgestellt werden. So wächst die Sammlung kontinuierlich. Mittlerweile sind 2.000 Exponate zusammengekommen. In Basel sind zurzeit 99 zu sehen. Gezeigt werden sie in Symbiose mit der Dauerausstellung, die im Grunde genommen aus dem Gebäude selbst besteht: dem luxuriösen Wohnhaus Kirschgarten aus dem Jahr 1780 nebst zeittypischer (aber nicht originaler) Einrichtung.

Mittlerweile waren alle ein bisschen angeschlagen, hatten Hunger, Durst und Sehnsucht nach ein bisschen Ruhe vor dem Abendessen. Also zurück zum Hotel (im monsunartigen, aber kühlen Regen) und zum gemeinsamen Dinner im Hotelbistro.

Am nächsten Tag dann mal kein Regen, sondern lockere Bewölkung, die ab und zu sogar ein paar Sonnenstrahlen Platz machte. Nach einem formidablen Frühstücksbuffet, zogen wir los zum Museum für Geschichte in der Barfüßerkirche, in dem es neben der Dauerausstellung eine Ausstellung mit dem Titel Fußball – Glaube, Liebe, Hoffnung zu begucken gab. Die Dauerausstellung im Keller beherbergt spektakuläre spätgotische Wandteppiche, kunstvoll gewebte Bilder über das Leben, die Liebe und mythische Wildleute – und es gab etwas, das wir heute Wimmelbild nennen würden. Wir erfuhren, dass sich jemand die Mühe gemacht hat, alle auf dem Bild gezeigten Pflanzen und Tiere zu bestimmen. Überhaupt war das mal wieder ein Beispiel dafür, wie spannend man ein historisches Museum gestalten kann: mit Videos, Tonaufnahmen, Modellen und einer „Wunderkammer“, in der die wichtigsten Exponate aus allen Abteilungen ausgestellt waren – zum Reingehen und Staunen. Schöne Idee. Vorbei am „Baseler Totentanz“, einem mittelalterlichen Fresko (bzw. dessen Resten), das mal eine Friedhofsmauer geziert hat und daran erinnern sollte, dass der Tod jeden Menschen ungeachtet seines Standes jederzeit erwischen kann, wurden wir in die Fußballausstellung geleitet. Dort erfuhren wir allerlei Erstaunliches über Fans und ihren Ersatzgott. So gibt es in Dortmund einen Kreißsaal mit gelber Geburtswanne und BVB-Bild an der Wand, irgendwo in Italien hat jemand einen Diego-Maradona-Altar gebaut (mit einer „Reliquie“ in Form eines Haarbüschels), und manche Menschen heiraten im Stadion ihres Heimatvereins.

Im diesmal sprühnebelartigen Regen überquerten wir den Barfüßerplatz zum Braunen Mutz, wo uns Suppe und niedliche kleine Pastetchen erwarteten. Nach einem kurzen Spaziergang (mit dem Schirm als wichtigsten Begleiter versteht sich) folgte die Abfahrt mit dem Bus ins Stapferhaus in Lenzburg zur Ausstellung Geld – jenseits von Gut und Böse, die uns von der Leiterin der Ausstellungshalle mit großer Begeisterung nähergebracht wurde.

Tolle Ausstellung! Ziel war, die Frage nach dem Wert des Geldes zu stellen ohne wertend zu sein. Und so steigt man zuerst eine Treppe hoch ins „Paradies“, einer Installation mit Goldeseln, Geldbäumen und Landschaften, in denen Gold und Geld statt Milch und Honig fließen, um sich dann von den mannshohen Köpfen einer Handvoll Denker und Ökonomen in Form eines multimedialen Streitgesprächs unterschiedliche Wirtschaftstheorien und -philosophien erklären zu lassen und an einer kleinen Umfrage zum Thema Geld und Glück teilzunehmen. Die Ergebnisse werden ständig aktualisiert und im nächsten Raum präsentiert. Dort gab es weitere zum Teil erschreckende Statistiken, u.a. über die Verteilung des Reichtums in der Welt und die Ver(sch)wendung von Staatsgeldern, und man erfuhr, was wem „lieb und teuer“ ist – von einem Pfund Salz, über einen Quadratmeter Autobahn bis hin zum Louis-Vuitton-Täschchen und einer Flasche Luxuswein – alles spannend aufbereitet. In vier Beichtstühlen liefen Tonaufnahmen, von denen ich mir eine angehört habe: Eine Frau berichtete darüber, dass sie gegen Bezahlung an medizinischen Versuchen teilnimmt und sich dabei auch schon mal für ein paar Euro die Blase bis fast zum Platzen auffüllen ließ oder (für 3.000 Euro) wochenlang eine Zahnklammer trug, die sie zwischendurch immer in unterschiedliche, mehr oder weniger zahnschädliche Substanzen tauchen musste.

Zum Abschluss gab es noch das Dagobert-Feeling: ein Raum mit 200.000 Franken in 5-Rappen-Stücken – alles war voller Gold. So macht Geld direkt Spaß. Man wurde regelrecht wieder zum Kind, zumindest mal bis das Licht ausging und die Zusammenfassung eines Essays zu hören war, dessen Namen und Autor ich leider vergessen habe – auch hier wieder Gelegenheit, über das eigene Verhältnis zum Geld nachzudenken. Als kleines Abschiedsgeschenk bekam jeder eine goldfarbene Münze. Auf der einen Seite ist „Gut“, auf der anderen „Böse“ eingeprägt, denn Geld ist immer so gut und so böse wie das, wann man damit anstellt.

Der Sonntag sollte ganz locker werden: Stadtrundgang mit einem einheimischen Führer (und Schirm), gefolgt von der Paul-Gauguin-Ausstellung in der Fondation Beyeler.

Mein Fazit: Drei Tage mit spannenden Ausstellungen und gutem Essen in einer Stadt, die mehr zu bieten hat als ihre geringe Größe vermuten lässt. Ich habe viel gesehen und einiges gelernt. Wer bis Ende November in der Gegend von Basel ist, sollte sich die Geldausstellung in Lenzburg ansehen – mein persönliches Highlight dieses Wochenendes.

Für die freunde & förderer: Anette M. Quentel

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