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138 Jahre jung – und noch viel vor!

Wenn es bei der Generalprobe eine Panne gibt, kann die spätere Aufführung nur gelingen: Als Jan Gerchow die Gäste des 138jährigen Museumsgeburtstags begrüßte, der immer um den 13. Juni herum gefeiert wird, versagte der Beamer (der am nächsten Tag wieder einwandfrei funktionierte, Anm. der Red….) . So konnte er das noch im Bau befindliche neue Haus nur verbal beschreiben. Ebenso wie der Kuratoriumsvorsitzende Roland Gerschermann nutzte er die Veranstaltung im vollen Sonnemann-Saal zum Dank für das wundervolle „Geburtstagsgeschenk“. Dabei wurde vor allem der scheidende Kulturdezernent Felix Semmelroth für seinen Einsatz bei der Verwirklichung des Neubaus mit Beifall bedacht. Auch den Unterstützern des Museums im Frankfurter Römer und in der Landeshauptstadt Wiesbaden sowie den zahlreich anwesenden Freunden und Förderern der Stadtgemeinde für ihre stetigen Zuwendungen galt der Dank .

Dass in dem neuen Museum nicht einfach die bisherigen Exponate in neuen Räumen aufgestellt, sondern auch neue Wege im wörtlichen Sinne gegangen werden, wurde bei den Ausführungen von Anne Gemeinhardt deutlich. Sie stellte ein beeindruckendes Konzept für Inklusion vor, nach der sich möglichst alle Museumsbesucher und -besucherinnen – mit und ohne Behinderung der unterschiedlichsten Art – selbstständig die künftigen Ausstellungen erschließen können. Dafür hat das Museum ein Leitbild erarbeitet, das auch während einer Tagung im Dezember diskutiert werden soll.

Der Ehrengast der diesjährigen Geburtstagsfeier, Lene Floris, Director History & Art der Stadt Kopenhagen, berichtete aus ihrer Tätigkeit als Chefin von vier kulturellen Institutionen, darunter zwei Kunstmuseen.  Mit den Worten „In einer Beziehung sind Sie in Frankfurt weiter als wir“, bezog sie sich auf den Neubau am Römerberg. „Wir werden bis 2018 von einem nicht dafür geeigneten historischen Gebäude in ein anderes historisches, aber ebenfalls nicht ideales Gebäude umziehen – dafür aber inmitten der Stadt“. „Und wir träumen von einer neuen Ausstellungshalle auf einer Insel“ fügte sie hinzu. Ansonsten zeigte sie deutliche Parallelen für die Aufgabenstellung der Häuser in Kopenhagen und Frankfurt auf: Dazu gehören die Erschließung neuer Besuchergruppen, die Digitalisierung der Bestände, um ihren Zugang zu erleichtern („access is a democratic issue“) und die Kooperation mit anderen, auch ausländischen Häusern. Das Stadtmuseum von Kopenhagen und das Frankfurter Museum gehen manchmal ähnliche Wege, gerade was das Thema Partizipation anbelangt. Floris verwies hier auf das große digitales Projekt, das partizipative Strategien integriert. „The Wall“ ist eine interaktive und erweiterbare Bilder-Plattform von Kopenhagen, die man seit 2010 an wechselnden Orten im Stadtraum besuchen kann. Die Kopenhagner können hier ihre Sicht auf die Stadt einbringen und kommentieren. Solche Beispiele zeigen, dass das bisher eher negativ aufgeladene Wort „museal“ künftig im Sinne von „innovativ“ gebraucht werden sollte.

Auf die Frage aus dem Publikum, ob die Zusammenführung von vier durchaus unterschiedlichen Institutionen (Thorvaldsen-Museum, Nikolaj-Kunsthalle, Stadtarchiv und  Stadtmuseum) nicht problematisch sei, antwortete die studierte Europäische Ethnologin unverblümt: „Natürlich wurde dieses Konzept intensiv diskutiert und sicher werden hier Synergieeffekte erwartet. Aber ohne den Zusammenschluss wäre kein Geld geflossen.“ Abschließend fügte sie augenzwinkernd hinzu: „Vielleicht wird es hilfreich für meine Aufgabe sein, dass ich erst kürzlich meinen Master in Public Governance  an der Copenhagen Business School erworben habe“.

 

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