Sammeln + Pflegen

Die Geheimnisse der Rückseiten

von Handan Zeylan

Eines der Highlights meines Praktikums im Museum war der Besuch des Depots in der Deutschen Nationalbibliothek. Bepackt mit einem dicken Pulli, von den Kolleginnen vorgewarnt, dass es „da unten“ besonders kühl sein soll und mit einer großen Portion Neugierde stand ich da und wurde von der Gemälderestauratorin Anja Damaschke begrüßt und mit in die Tiefen des Kaninchenbau mitgenommen. Alleine würde ich wahrscheinlich noch heute unten in der DNB umherirren, da „Neulinge“ anfangs große Orientierungsprobleme haben. Im Depot angekommen, begrüßten mich unzählige Kisten, die mit Objekten gefüllt sind, sorgfältig abgedeckte Kleiderständer unter denen sich in meiner Fantasie die faszinierendsten Kleider und Kostüme befinden müssen- und auch einige Dinge, die wie Möbelstücke aussahen, waren aufgestellt. Nach einem kurzen Moment des Umsehens und des Staunens über die Größe des Depots  ging es auch schon los.

Gemeinsam haben Frau Damaschke und ich Gemälde fotografiert, um mithilfe dieser die Informationen, die sich auf der Rückseite der Gemälde und der Rahmen befinden in die Datenbank des Museums einzuspeisen. Ich habe die Gemälde aufgestellt, sie ins richtige Licht gesetzt und abgeknipst. Hierbei ging es aber nicht um eine schöne Reproduktion der Gemälde, sondern um  wichtige Details, die hinten auf dem Gemälde oder dem Rahmen vermerkt sind.

Während ich fleißig fotografierte, kam ich nicht drum rum, mich wie eine Mischung aus Robert Langdon und Indiana Jones zu fühlen, so wie ich da stand und nach geheimen Botschaften gesucht habe. Aber leider war da kein Da-Vinci-Code, kein verlorener Schatz, keine geheime Bruderschaft, die mich daran hinderte, ein Geheimnis zu entdecken, die die Welt, so wie wir sie kennen, total verändert hätte….

Jedoch ließen sich tatsächlich einige Geheimnisse lüften. Es ist unglaublich,wie viel man über die Objekte erfährt, wenn man einen genauen Blick auf die Rückseite wirft. Manchmal hat der Künstler selbst eine kleine Erklärung zum  Bild angegeben oder man erfährt etwas über den  früheren Besitzer oder auch wo es z.B. ausgestellt wurde. Wenn man aufmerksam genug ist, offenbart sich so einem die Geschichte des Objekts. Und so von Angesicht zu Angesicht einem etwa 200 Jahre alten Objekt gegenüber zu stehen und „Geschichte zu berühren“, ist meiner Meinung nach genauso toll wie einen verlorenen Schatz zu entdecken.

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