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Der Brief im Fass und die Büchse an der Brust II

In meinem letzten Blogeintrag habe ich über die Entwicklung des Botenwesens und der Post seit dem späten Mittelalter berichtet. Jetzt werde ich erzählen, was ich speziell über das Stadtbotenzeichen herausgefunden habe.

Um mehr über das Stadtbotenzeichen Frankfurts und dessen Bedeutung zu erfahren, musste ich die allgemeine Literatur zur Seite legen und mich auf die Suche nach Speziellerem begeben. Und ich wurde fündig: Eine Botenbüchse, ein an einem Gürtel oder Schulterriemen befestigtes Gefäß war das Erkennungsmerkmal der Boten. Die anfängliche Funktion dieses Brieffasses war es, die Sendung zu transportieren. Später fungierte es auch als Abzeichen, dass das Wappen des Dienstherrn abbildete, mit dem sich die Boten legitimierten. Bei Frankfurt war es das Frankfurter Wappen mit dem Adler, wie bei unserem Objekt auch zu sehen ist. Das Abzeichen oder die sogenannte „Botenbüchse“ wurde den Boten in der Amtseinführung feierlich übergeben. Aus dem Patent, mit dem der Frankfurter Bote ausgestatten wurde, ist z.B. 1519 zu entnehmen:

Wir der Rath zu Franckenfurth an dem Mayn gelegen, thun kunt allermenniglich….dass wir diesen gegenwertigen Jacob Bedern zu einem unserm des Raths und Stadt Franckenfurth gelobten und geschworenen Botten uffgenommen, denselben zu Anzeige mit unserem Stadt Wappen und Botten-Büxschen versehen, und unser Bottschaft zu werben befohlen haben….

Das Material der Büchse variierte von Holz über Leder zu Kupfer und Silber und brachte gleichzeitig auch den Rang des Boten zum Ausdruck – kupferne und silberne Abzeichen standen höher im Rang. Die Botenbüchse wurde auf der linken Brustseite unter dem Mantelkragen getragen und war an mehreren Ketten befestigt. Im 17. Jahrhundert entwickelte sich die Botenbüchse zu einem Botenschild. Um sich vorstellen zu können, wie das ausgesehen haben konnte, suchte ich nach Abbildungen in der Graphischen Sammlung des Museums und stieß dabei auf den „jauchzenden Bothen“ aus der Zeit um 1600. Hierbei handelt es sich um eine Graphik von 1631 zur Zeit des 30-jährigen Kriegs. Der Bote trägt bereits ein Botenschild mit dem Frankfurter Adler. Der auf der Abbildung zu sehende Botenspieß oder Botenstab verhalf bei der Reise um schwierige Wege zu begehen.

historisches museum frankfurt: der jauchzende Bote aus der grafischen Sammlung_N42741

1579 ernannte Rudolf II. Leonhard von Taxis zum Reichsgeneralpostmeister und erklärte die Post zum kaiserlichen Regal, d.h. zu einem Hoheitsrecht. Das Postrecht war dem Haus Thurn und Taxis übertragen worden, was zur Folge hatte, dass die sogenannten „Nebenboten“, also die Boten des bisherigen Systems, verboten wurden. Aus diesem Verbot resultierten Konflikte, die sogar Verhaftungen nach sich zogen. Das Haus Thurn und Taxis konnte seinen Monopolanspruch nicht durchsetzen, da sich so viele Landesherren und Städte widersetzten und ihre fest etablierten Boteneinrichtungen weiterführten. Die Konflikte endeten mit der Durchsetzung von Taxis’schen Postämtern in den Reichsstädten und mit einem Kompromiss in Bezug auf die städtischen Botenanstalten.

Es ist wirklich faszinierend, wie viel Informationen und Geschichte in so einem Gegenstand stecken können und wie viel Neues man davon lernen kann. Mich hat die Geschichte des Frankfurter Stadtbotenzeichens sehr bereichert und es wird mit Sicherheit auch viele andere Menschen, die die Ausstellung besuchen werden, begeistern.

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