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COMCOL zu Gast in Celje, Slowenien

Selten habe ich eine so intensive und inspirierende Tagung erlebt wie die COMCOL-Tagung in Celje, Slowenien. COMCOL (International Committee for Collecting) ist das jüngste Komitee bei ICOM, und vielleicht ist deshalb noch eine dynamische Aufbruchstimmung zu beobachten. Als weltweit agierendes Komitee beschäftigt es sich jenseits der Museumssparten mit Sammeln und Sammlungen. Chairman von COMCOL ist Léontine Meijer-van Mensch, die am Museum Europäischer Kulturen stellvertretende Direktorin ist.

Dieses Jahr war das jährliche Treffen dem Thema  Collecting and collections in times of war or political and social change gewidmet, dem nicht alle der über 30 ReferentInnen aus Asien, Amerika und Europa folgten. Doch so oder so ergab sich ein bunter Reigen mit Einblicken in musealen Praktiken und Forschungsarbeiten. Die europäische Dominanz mit einem Schwerpunkt auf Slowenien, Kroatien und Serbien war der geographischen Lage des Tagungsortes geschuldet; je nach Tag und Session kamen zwischen 40 und 85 TeilnehmerInnen zusammen und knapp dreißig Vorträge wurden gehalten.

historisches museum frankfurt: COMCOL-Celje: es wird getagt

Die bunte Mischung bringt es  und so bot die Tagung einen museologischen Trip von Korea mit einer bewegenden Vorstellung des Museums of Sexual Slavery by Japanese Military  über Sammlungspraktiken der Gegenwart im schwedischen Armeemuseum zum Museum der Yugoslawischen Geschichte in Belgrad, das den ehemaligen Staatschefs Tito huldigt. Mein Beitrag beschäftigte sich mit der Ersten Weltkriegssammlung des hmf, wie sie als „time capsule“ die Zeit überdauerte und welche Bedeutung sie heute hat.

Lehrreich  war auch die Exkursion nach Vitanje in das Cultural Center of European Space Technologies. In diesem Dorf scheint ein Raumschiff gelandet zu sein, in der eine Ausstellung an den Militäringenieur und Raumfahrttheoretikers Herman Potočnik erinnert und die europäische Raumfahrt mit Blick auf Slowenien thematisiert. Very strange!

historisches museum frankfurt: COMCOL-Celje: Ausflug nach Vitanje, Ksevt

Natürlich hatten wir auch die Gelegenheit, mehr über die Institution zu erfahren, bei der wir in Celje zu Gast waren – im  Museum of Recent History. Das 1963 gegründete Museum beschäftigt sich mit der jüngeren Geschichte der Stadt. Die Dauerausstellung blickt auf die Stadt seit 1900 es geht also um die zunehmende Industrialisierung, um das k.u.k.-Reich und das Zusammenbrechen, um die beiden Weltkriege. Wir besuchten insebsondere die Ausstellung über den Ersten Weltkrieg und das in situ gebliebene Fotoatelier von Jossip Pelikan.

historisches museum frankfurt: COMCOL-Celje: The Museum of Recent History

International hat das Museum mit Projekten wie  „Don’t throw pots away“ auf sich aufmerksam gemacht – die Einwohnerinnen waren aufgefordert, aus ihrem persönlichen Besitz Erzeugnissen der örtlich ansässigen Email-Warenfabrik Emo ins Museum zu bringen. Dem folgte eine künstlerische Auseinandersetzung mit den Töpfen und eine Diskussion über Sammeln in der Gegenwart.

historisches museum frankfurt: COMCOL-Celje: The museum for recent history

Bei diesen Treffen spielt natürlich auch das socializing eine große Rolle, ist ein  Ziel von COMCOL doch das Networking.Das klappte auch sehr gut, tauchen doch allüberall die gleichen Herausforderungen auf, gleich ob man im Västerbottoms Museum in Umea oder im Stadtmuseum von Helsinki arbeitet.

Die Abende waren belegt von kulturellen Veranstaltungen: der Einstieg brachte uns das Thema Wasser näher: der Filmemacher Andrej Zdarvič machte mit Ausschnitten aus seinem Film Riverglass den Beginn – das Thema Wasser geleitete uns durch die Tagung, regnete es doch ununterbrochen. Beim Empfang des Bürgermeisters erhielten wir einen Einblick in die politischen Zusammenhänge der Stadt. Im Museum for Recent History   stellten Studierende aus Museologie Studiengang in Ljubljana ein Projekt vor, bei dem es darum ging,  das Konzept des Écomusee für die Kohlmine in Laško anzupassen.

Zum Ausklang gab es noch eine Performance mit den Musikern Goran Bojčevkski und Stane Špegel und zu später Stunde wurde sogar noch das Tanzbein geschwungen – ein wirklich beschwingter Abschluss.

Ein herzliches Dankeschön an das Museum of Recent History in Velje, an die Direktorin Tanja Roženbergar und die beiden Katjas und v.a. an Léontine Meijer-van Mensch – it was a great pleasure being in Celje and a really fresh and innovative museological event.

historisches museum frankfurt: COMCOL-Celje: Gruppenbild im Fotostudio Pelikan

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