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„Badet in Luft, Sonne und Wasser!“

Die Frankfurter Licht- und Luftbäder

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurde dem Wasser, der Luft und später verstärkt dem Sonnenlicht insbesondere von Lebensreformer*innen eine heilende Wirkung zugeschrieben: „Wasser tuts freilich, höher jedoch steht die Luft und am höchsten das Licht“, betonte der Schweizer Physiker und als „Sonnendoktor“ bekannt gewordene Arnold Rikli (1823-1906). Doch gerade am Sonnenlicht mangelte es in den industriegeprägten, rußverschmutzten Großstädten. Die Folge waren Erkrankungen wie Vitamin-D-Mangel-Rachitis, die sich besonders bei Kindern bemerkbar machte. Nicht nur die modernisierungskritischen Lebensreformer*innen, die für  naturgemäßeren und damit gesünderen Lebensstil warben, empfanden dies als problematisch. Hygiene und Volksgesundheit wurden bis zum Ende des Ersten Weltkriegs zu immer bedeutenderen Themen, die sich auch in der Städteplanung niederschlugen. Hier wurde, neben anderen Maßnahmen, zunehmend auch die Schaffung grüner Spiel- und Bewegungsräume für die „Massen“ angestrebt. Neben den Volksgärten und Volksparks als Gegenentwurf zu bürgerlichen Vergnügungsräumen, die nur einen kleinen Teil der Stadtbevölkerung zum Flanieren einluden, entstanden ab den 1890ern Licht- und Luftbäder im urbanen Raum.

1926 listete die Direktion des städtischen Badewesens in Frankfurt in einer Publikation 18 „Sommerbäder“ auf, darunter auch reine Licht- und Luftbäder ohne Schwimmbecken. Wenig bekleidet bis nackt sollten sich die Städter*innen hier auf Grünflächen – auch über den Sommer hinaus- den Elementen aussetzen. Die Wechselwirkung von Wärme und Kälte auf der Haut sollte sie „abhärten“ und Krankheiten wie Rachitis, Tuberkulose, Blutarmut, Schwächezustände, Übergewicht, Nervenleiden und Hautausschläge kuriert werden. Auch die gezielte Aufklärung der Bevölkerung über eine als gesund und hygienische empfundene Lebensweise gewann an Bedeutung. So dienten die Postkarten aus der Museumssammlung, die Frankfurter Luftbadeanstalten zeigen, nicht nur als Grußkarten, sondern wohl auch dazu, die positive Wirkung des Licht- und Luftbadens zu verbreiten.

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