Ausstellen Eröffnen

Baustellen, E-Scooter und Frankfurt in der Klimakatastrophe

Seit gut einem Monat ist die Ausstellung „Stadt-Blicke. Eine subjektive Frankfurt-Kartographie“ eröffnet. 100 Frankfurter*innen haben sich beteiligt und zeigen ihre Blicke auf die Stadt. Knapp ein Dreivierteljahr haben wir zusammen an der Ausstellung gearbeitet und dabei viel gezeichnet und kartiert. Sämtliche Zeichnungen haben eine erzählerische Kraft, deshalb verzichtet die Ausstellung auf Texte. Durch die Verdichtung von Strichen, farblichen Akzentuierungen und Beschriftungen hoben die Zeichner*innen ihre Beobachtungen hervor. Thematisch liegt der Fokus auf städtischen Transformationsprozessen von Klimawandel, städtebaulichen Veränderungen bis hin zu utopischen und dystopischen Szenarien.

 

Hayko Spittel und Leonore Poth beschäftigen sich zum Beispiel mit prominenten Beispielen großer Bauvorhaben am Kaiserlei und im Allerheiligenviertel, denn gefühlt wird in keiner deutschen Stadt so viel abgerissen wie in Frankfurt und Umgebung. Gesellschaftliche und architektonische Diversität zeichnen Großstädte aus. In Frankfurt stehen sie dicht beieinander. Marija Potpara zeigt das Nebeneinander diverser Architekturstile von Jugendstil bis Brutalismus und Thomas Rischmann greift die Kontraste auf, indem er zum Beispiel Zick-Zackhausen des Neuen Frankfurt mit dem neuen Grand-Tower am Skyline Plaza in Verbindung bringt. Die Urban Sketching Gruppe Rhein-Main zeichnete die Vielfalt entlang der Bolongarostraße und  Schüler*innen der Anna-Schmidt-Schule zeichneten an fünf, für sie als junge Menschen wichtigen Orten. Besonders häufig taucht dabei das Fortbewegungsmittel Elektroroller auf, das den öffentlichen Raum und die Mobilität in den letzten fünf Jahren enorm verändert hat. Hätten wir dieses Stadtlabor vor fünf Jahren gemacht, sähen die Zeichnungen bestimmt anders aus.

Die Stadt im Wandel ist nicht ohne den Klimawandel zu denken. Marcel Appel und Katharina Grabowski fragen in ihrer Arbeit „Frankfurt, wo sind deine Brunnen?“ nach der Bedeutung und ungleichen Verteilung von Wasserversorgung im öffentlichen Raum. Ein düsteres Bild von Frankfurt in der Klimakrise zeichnet Dobroslawa Robinski: Der Main ohne Wasser, Waldbrände und Stürme verwüsten die Stadt.

Die im Prozess des Stadtlabors angefertigten Kartierungen und Zeichnungen zeigen räumliche Visualisierungen von Wissen über die Stadt. Sie ermöglichen ein anderes Verstehen und Sehen und regen zum Nachdenken einer anderen urbanen Zukunft an. Die gesamte Stadtlabor-Ausstellung ist somit gewissermaßen eine gemeinsame subjektive Kartographie. Sie lädt dazu ein durch die Ausstellung zu spazieren und sich sein eigenes Bild von Frankfurt zu machen.

0 Kommentare zu “Baustellen, E-Scooter und Frankfurt in der Klimakatastrophe

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert