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Check: Verantwortung übernommen!

Die Bundesvolontariatstagung, was ist das eigentlich?

Die Bundesvolontariatstagung, kurz BVT, ist die größte bundesweite Fortbildungsveranstaltung für wissenschaftliche Volontär*innen an Museen, Gedenkstätten und vergleichbaren Kultureinrichtungen in Deutschland. In diesem Jahr fand sie am 30. und 31. März in Freiburg im Breisgau statt. Das Thema: „Verantwortung übernehmen: Provenienzforschung in Gegenwart und Zukunft“. Dabei: 300 Volontär*innen und 29 Referent*innen aus ganz Deutschland. Aus dem HMF dabei: Alle drei Volontärinnen, zwei von uns als Teilnehmerinnen, eine im Orga-Team und darüber hinaus eine Kuratorin als Workshop-Referentin. Hier einige Eindrücke aus dem Orga-Geschehen.

Warum Freiburg? Bis 2019 wählten die Volontär*innen auf der BVT den Ort für das Folgejahr. Die Volontär*innen vor Ort wurden verpflichtet, die Organisation zu übernehmen. Heute melden sich interessierte Volos freiwillig, so dass die Wahl des Tagungsortes dem Team überlassen ist. Freiburg war noch nie BVT-Ort und bietet mit seiner vielfältigen Museumslandschaft tolle Kooperationspartner (Danke!), kurze Wege, mit der Uni Freiburg einen zentralen Ort für Vorträge und Workshops und außerdem fast immer gutes Wetter (außer am 30./31.3.2023)! Und das Wichtigste: Ein Volontär aus dem Team war vor Ort und konnte all das erledigen, was sich via Zoom nicht klären lässt – und das ist eine Menge, lehrt die Erfahrung.

Wer organisiert das und warum? Bietet das Volontariat im HMF nicht genug spannende Projekte? Ganz eindeutig: Ja! Und dennoch: Die insgesamt 15 Volos aus ganz Deutschland im Orga-Team einte zumeist die auf der BVT 2022 mitgenommene Begeisterung und der Wunsch, dieses Erlebnis an die Teilnehmer*innen des Folgejahres weiterzugeben. Fachliche Schwerpunkte von Archäologie über Geologie bis zur Skandinavistik machten das interdisziplinäre Chaos im Team perfekt! Ein weiterer Grund: Man mag es „Vernetzung“ nennen – oder ganz einfach die Freude am Austausch mit Volontär*innen aus anderen Häusern. Und den hatten wir (meistens), was ein Glück ist, denn der größte Teil der Arbeit passiert eben nach Feierabend.

Warum Provenienzforschung? In der Provenienzforschung geht es kurzgesagt um die Ermittlung der Herkunft von Objekten. Insbesondere in Bezug auf NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut, Kulturgut aus kolonialen Kontexten sowie Unrechtskontexte in SBZ und DDR ist sie aus Sammlungsinstitutionen heute nicht mehr wegzudenken. Dennoch ist ihr Stellenwert diskussionswürdig. Den öffentlichen Diskurs prägt das Bild von „Kunstdetektiven“, in den Institutionen fehlt es nicht selten an (langfristig angelegten) Stellen und Zugang zu notwendigen Informationen. Wir wollten dieser wichtigen Arbeit eine Plattform geben und zugleich zu einer Sensibilisierung für das Thema sowie die Perspektive der Provenienzforscher*innen und ihre Herausforderungen beitragen.

Was passierte auf der Tagung? Die Tagung begann für das Orga-Team schon einen Tag eher, denn 300 Tagungstaschen mussten gepackt, Getränke abgeholt und die Räume vorbereitet werden. Und ab Donnerstag? Das Gefühl, nach all den Monaten der Vorbereitung am Morgen in den vollen Hörsaal zu kommen und den ersten Vortrag zu hören, war in jedem Fall großartig. Dennoch blieb zwischen Moderation, Tagungsbüro, Referent*innenbetreuung, Catering, Workshopbetreuung, Technik usw. wenig Zeit für die Inhalte.

Wo es aber möglich war, blieben wertvolle Anregungen und spannende Diskussionen: In Vorträgen, Workshops und einer Podiumsdiskussion eröffneten uns die Referent*innen Perspektiven auf aktuelle Herausforderungen und Entwicklungen der Provenienzforschung, etwa im digitalen Bereich, den Stand in der Restitutionsdebatte, gaben praktische Einblicke in ihre Methoden und stellten neue Ansätze, Provenienzforschung in Museen und Ausstellungen zu denken, zur Diskussion. Mit einem vielfältigen Führungsangebot hießen uns die Freiburger Museen in ihren Häusern vor und hinter den Kulissen willkommen.

Was bleibt? Eine überwältigende Welle positiver Rückmeldungen – von Teilnehmer*innen und Referent*innen – und damit auch die Gewissheit, dass es eine gute Entscheidung war, die Tagung der Provenienzforschung zu widmen. Außerdem konstruktive Kritik für das nächste Team, viel Diskussionspotenzial zur allgemeinen Situation der Volontär*innen an deutschen Kulturinstitutionen und Kontakte und Freundschaften, die das Volontariat ganz gewiss überdauern werden! Und Muskelkater (blieb zum Glück nicht so lange) vom Schleppen der Getränke und die Erkenntnis, dass Geisteswissenschaftler*innen mehr Sport treiben sollten.

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