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Der „Brunnen des deutschen Handwerks“

Nach jahrzehntelangem Schlummer im Museumsdepot ist nun ein besonderes Relikt der Frankfurter Stadtgeschichte wieder zum Vorschein gekommen: 92 Bronzeskulpturen, um die 35 cm groß, grün patiniert und teilweise vergoldet. Alle zeigen sie Werkzeuge, Geräte und andere Gegenstände, die Palette reicht von Hämmern, Sägen und Scheren bis hin zu Autoreifen und Radiogeräten. Was hat es damit auf sich?

Die Skulpturen sind nichts anderes als das letzte Überbleibsel eines Versuches, die Geschichte der alten Handelsstadt am Main komplett umzuschreiben. Es handelt sich um Teile des Handwerkerbrunnens, gefertigt von Max Esser in Berlin im Auftrag von Friedrich Krebs, dem NS-Oberbürgermeister Frankfurts von 1933 bis 1945.

Krebs hatte aus Frankfurt mit Zustimmung Hitlers die „Stadt des deutschen Handwerks“ gemacht, eine willkürliche Aktion, deren einziger Zweck die Übertünchung des vermeintlich schädlichen Einflusses des liberalen Bürger- und Judentums auf die Stadt war.

Der Brunnen selbst wurde durch Uneinigkeit zwischen Stadtoberen und Künstler sowie durch die Kriegsereignisse nie wie geplant neben der Alten Oper aufgestellt. Dennoch gelangten die Teile nach Kriegsende nach Frankfurt, wo sie seither vom historischen museum archiviert wurden. Als stumme Zeugen eines der dunkelsten Kapitel der Frankfurter Geschichte werden sie in der neuen Dauerausstellung Frankfurt Einst? teilweise zu sehen sein. Bis dahin müssen wir aber noch einen großen Teil der Embleme den jeweiligen Handwerken zuordnen. Bis zur Eröffnung bleibt also auch hier noch einiges zu tun.

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