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Des Rätsels Lösung für das Fragezeichen

Bei manchen Exponaten blieb Nina Gorgus Ende Januar bei ihrer Kuratorinnenführung durch die Ausstellung Frankfurt Einst? für die Freunde & Förderer des Museums etwas länger stehen. Dazu gehörte auch das Fenster, in dessen Glasscheibe Leopold Mozart -vermutlich mit einem Brillantring in französischer Sprache einritzte, dass er mit seiner Familie 1763 in dem damaligen Gasthaus in der Bendergasse  (heute bebaut mit der Kunsthalle Schirn) übernachtete. Die Kuratorin, die zudem als Koordinatorin wesentlich zur Konzeption der auf zwei Etagen des Ausstellungshauses gezeigten Ausstellung Frankfurt Einst? beigetragen hatte, erklärte neben diesem Exponat auch die hölzernen Spitzenklöppel von Goethes Mutter zu ihren Lieblingsstücken. Als Kulturwissenschaftlerin fasziniere sie die Möglichkeit, an oft unscheinbaren Alltagsgegenständen Geschichten zu erzählen und Geschichte zu erläutern. Beide Stücke sind zugleich ein schönes Beispiel für die Ursprünge der städtischen Sammlungen aus bürgerlichem Engagement: Das Mozartfenster schenkte der Metzgermeister Mohr 1879 dem gerade gegründeten Museum, während die Klöppel von „Frau Aja“ von deren Dienerin Elisabeth Wolfermann mit anderen Andenken an ihre Dienstherrin aufbewahrt wurden und über den Frankfurt-Chronisten Carl Christian Jügel in den Besitz des Museums gelangten.

Die Freunde & Förderer stießen während der Führung natürlich auch auf ihre aus früheren Ausstellungen bekannten persönlichen Lieblingsstücke: Dazu dürfte für viele das Gontard´sche Puppenhaus gehören, das zur Freude des Volkswirts und Autors dieser Zeilen im Ausstellungsbereich „Geschichten zum Geld“ zum Thema  „Ökonomie“ aufgebaut wurde. Das aus dem 18. Jahrhundert stammende Ausstellungsstück mit seiner opulenten Inneneinrichtung wird nicht nur zum Spielen gedacht gewesen sein. Sicher war damit zugleich der pädagogische Hintergedanke verbunden, den Töchtern aus bürgerlichem Haus zu vermitteln, einem großem Haushalt vorzustehen und diesen ökonomisch zu verwalten. Zum Thema ökonomischer Haushalt gehört natürlich auch die legendäre Frankfurter Küche der Wiener Architektin Margarete Schütte-Lihotzky aus den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Um die Arbeitsgänge zu verkürzen, sollten darin alle Gerätschaften mit einem Handgriff erreichbar sein.

Alles in allem macht das Nebeneinander von kostbaren Museumsstücken wie dem Frankfurter Ratssilber oder dem Globus von 1515 mit dem neu entdeckten Erdteils „America“ neben Alltagsgegenständen wie Seifenpackungen oder Toaströster in der wimmelbildartigen Sammlung Karsten Botts im Studierzimmer den Reiz von „Frankfurt Einst?“ aus. Und dieses Nebeneinander ist nach der Aufklärung durch Nina Gorgus des Rätsels Lösung für das Fragezeichen hinter dem Generalthema dieses Ausstellungsbereichs, das mit dem Ausrufungszeichen des Ausstellungsbereichs „Frankfurt Jetzt!“ korrespondiert: Die in der Vergangenheit begonnene Geschichte ist nie zu Ende; das Fragezeichen steht dafür, dass wir die Vergangenheit, die festzustehen scheint, stets hinterfragen müssen..

Szene im Museum mit Besuchern! Kuratorinnenführung in Frankfurt Einst?

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