Ausstellen Sammeln + Pflegen

Die Sache mit der Büroklammer

Ohne Sammlerinnen und Sammler kein Museum – erst haben die Fürsten gesammelt, dann die Bürger und erst dann wurden Museen gebaut, um die vorhandenen Exponate auszustellen. Die alte Frage, ob die Henne vor dem Ei da war, hat das HMF schon lange beantwortet: In 12 Räumen stellt es gegenwärtig Frankfurter Sammler und Stifter mit ihren Schätzen vor. Im 13. Raum, den für Sonderausstellungen reservierten Raum in der obersten Etage der Saalhofkapelle ist bis Ende April noch die Theatersammlung Seitz zu sehen. Anja Fröhlich, die Kuratorin der Ausstellung Rudi’s Bilder! mit 80 ausgewählten Entwurfszeichnungen für Bühnenbilder und Kostüme der Frankfurter Städtischen Bühnen, stellte den Freunden & Förderern des Museums diese künstlerischen Exponate der Frankfurter Theater- und Operngeschichte vor.

historisches museum frankfurt: Schulterblick mit Kuratorin in Rudi's Bilder

Die museumseigene Sammlung von Rudi Seitz umfasst über 700 Werke; der erste Schritt der Ausstellungsvorbereitung galt also der Auswahl, bei dem das HMF die Expertise des Theaterwissenschaftlichen Instituts der Uni Köln nutzte. Die Entscheidung, was gehängt wird, wurde nach ästhetischen Kriterien, aber auch nach der Bedeutung der Bühnen- und Kostümbildnerinnen und -bildner getroffen. So dürften sich ältere Theater- und Opernbesucherinnen und -besucher freuen, die aus alten Programmheften vertrauten Namen Frank Schultes, Teo Otto und Hein Heckroth zu lesen, die viele Jahre für die künstlerische Ausstattung der Frankfurter Aufführungen verantwortlich waren. Dem Sammler Rudi Seitz (1930-2002), der als städtischer Angestellter in der Frankfurter Dramaturgie als Universalgenie für die Lösung praktischer Fragen galt, ist es zu verdanken, dass die oft unscheinbaren Skizzen, Pläne und kleinformatigen Zettel überhaupt aufgehoben und für die Nachwelt erhalten wurden. Anja Fröhlich schilderte Rudi Seitz als ausgesprochen kommunikativen „Netzwerker“, der aufgrund seiner Liebe zum Theater mit zahlreichen Künstlerinnen und  Künstlern befreundet war und viele Zeichnungen als Geschenk erhielt, sie ankaufte, aber auch vor dem „Wurf in den Papierkorb“ bewahrte.

Da der eigentliche Zweck der ursprünglichen Arbeitsvorlagen für Bühnenbauer und Kostümbilderinnen nicht die Museumshängung war, wurden die mit Gebrauchspuren versehenen Exponate zunächst in die Obhut der Restaurierungswerkstätten des HMF gegeben. Am Beispiel einer Skizze für ein Kostüm, der mit einer Büroklammer ein kleines Stück Stoff angeheftet war, schilderte Anja Fröhlich das wohl typische Arbeitsethos der Museumsleute: Da die fünfzig Jahre alte Büroklammer Rostspuren auf der Skizze hinterlassen hatte, wurden zunächst diese Spuren beseitigt. Der Vermutung der Freunde & Förderer, der gereinigte Stofffetzen sei auf das gereinigte Paper mit einer neuen Büroklammer angeheftet worden, begegnete Anja Fröhlich mit der klaren Bemerkung, „das ginge natürlich gar nicht“. Selbstverständlich sei auch die Original-Klammer gereinigt worden und wird bei optimalen Bedingungen im Museum und in den Depots auch erst einmal keinen Rost mehr ansetzen …

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