Neudenken + Entwerfen

Digitale Museumspraxis #16 – Cheers!

Drei Jahre Förderung von der Aventis Foundation für die Digitale Museumspraxis im Historischen Museum Frankfurt – das hat sich 2016 ganz schön lang angehört, zumindest lang genug um die angekündigten Projekte umzusetzen und ganz einfach durch die Arbeit Fakten zu schaffen, die auch die städtische Verwaltung davon überzeugen würden, dass neue Arbeitsbereiche zur Bewältigung dieses digitalen Wandels dringend benötigt werden.

Zweieinhalb Jahre später macht die Stadt Frankfurt eine Haushaltskonsolidierung und es wurden keine neuen Stellen vom Kulturamt bewilligt. Und bevor die einzige (volle) Kuratorinnenstelle für digitale Museumspraxis im Februar 2019 offiziell ausläuft, habe ich mich lieber schnell nach Glasgow abgesetzt. Kein Witz! Dieser Artikel ist schon in den heiligen Hallen der Universität Glasgow entstanden. Ich bin jetzt hier PhD-Studentin und Postgraduate Researcher und werde im Rahmen des „European Training Network – Participatory Memory Practices” Crowd- und Communitysourcing im Museum erforschen. Das Hunterian mit seiner Sammlung von mehreren Millionen Objekten wird meine Praxis-Spielwiese sein und ich freue mich, endlich mal in Ruhe all den gesammelten Literaturtipps und offenen Fragen der letzten Jahre nachzugehen. Reflexion, juhu!

Aber natürlich ist es wirklich schade, jetzt zu gehen und der Abschied war auf beiden Seiten tränenreich. Wir haben in den letzten Jahren im Historischen Museum Frankfurt einen neuen Arbeitsbereich entwickelt, der sich quer durch alle Bereiche zog. Damit ging eine Sensibilisierung für digitale Kultur einher, die trotz einer dünnen Personaldecke zur Realisierung von ganz besonderen Projekten führte: das Stadtlabor wurde digital mit einer neuartigen Sammlung von User-generierten ortsspezifischen Beiträgen, die Online-Sammlung wurde mit Creative Commons Lizenzen und Download-Möglichkeiten ausgestattet, der Multimedia-Guide mit inklusiven Inhalten befüllt. Wir haben durch die user-zentrierte Herangehensweise und den Austausch in Arbeitsgruppen wahnsinnig viel gelernt und alle Projekte nicht einfach umgesetzt, sondern mit einer offenen und reflektierten Haltung entwickelt. Und wir haben es mit ganzem Herzen getan!

Jetzt wäre eigentlich der Zeitpunkt, um die Projekte zu evaluieren und in die nächste iterative Phase einzusteigen: manche Elemente müssen verbessert oder angepasst werden, die Infrastruktur muss gepflegt werden und wir brauchen neue Angebote für unsere Community. Ganz so umfänglich werden diese Aufgaben leider nicht bearbeitet werden können, da es keine zentrale Vertretung meiner Stelle gibt. Allerdings haben durch die dezentrale Konzeption der digitalen Museumspraxis glücklicherweise schon viele Kolleginnen und Kollegen an den Projekten mitgearbeitet und können (unglücklicherweise zusätzlich zum normalen Pensum) auch in Zukunft immerhin als Ansprechpartner/innen fungieren – vielen, vielen Dank dafür!!!

  • Laura Hollingshaus wird das Stadtlabor Digital betreuen und mit dem „Stadtlabor: Orte der Jugend“ im November sogar eine Ausstellung in Frankfurt Jetzt! eröffnen, die sich nur auf digitale Beiträge stützt. (save the date: 21. November 2018 ist Eröffnung!)
  • Nina Gorgus, die mich 2013 überhaupt erst in dieses komische Twitter-Medium eingeführt hat (es gibt Beweisfotos vom Burnitz Tweetup), wird weiterhin weise über die Social Media Aktivitäten im Haus wachen.
  • Das Portal wird, wie gehabt, von der Öffentlichkeitsarbeit betreut, befüllt und gepflegt und bekommt noch externe Unterstützung.
  • Thomas Schwerdtfeger, der für digitale Ressourcen und IT zuständig ist und mit mir gemeinsam die Medienplanung und die Infrastruktur des Content-Management-Systems betreute, wird auch weiterhin für Fragen zur Verfügung stehen.
  • Die Online-Sammlung wird im Dokumentations-Jour-Fixe mit bedacht und im Rahmen des Coding Da Vinci Hackathons werden Maren Härtel und ich offene Daten vorstellen (kommt alle: 27./28. Oktober ist der Kick-Off in Mainz)
  • Und der Multimedia-Guide wird Schritt für Schritt und im Rahmen von Sonderausstellungen von dem jeweiligen Team erweitert werden.

Nur durch dieses überdurchschnittliche Engagement ist es möglich, die Projekte nicht auf Eis zu legen oder gleich ganz einzustampfen. Und natürlich ist das keine permanente Lösung, sondern viel mehr ein Provisorium verbunden mit der Hoffnung, dass es in ein paar Jahren eine feste Stelle für digitale Museumspraxis im Historischen Museum geben wird…

Bis dahin habe ich – ganz egoistisch – das Stadtlabor Digital auch in mein Forschungsvorhaben miteingeschrieben, so dass ich von Zeit zu Zeit in Frankfurt sein werde, um das Communitysourcing im Stadtlabor Digital genauer zu erforschen. Darauf freue ich mich schon jetzt! Und ich habe eine Gasteinladung bekommen weiterhin im Blog über digitale Museumspraxis zu schreiben und, was soll ich sagen, ich konnte einfach nicht nein sagen 😉

Ihr werdet also weiterhin von mir hören und an dieser Stelle noch ein riesiges Dankeschön für den wunderbaren Austausch in den letzten Jahren an alle externen Kolleginnen und Kollegen, Netzwerkpartner/innen, Communitymember, partners in crime und Blogleser/innen! Ich glaube, dass wir in diesem Feld nur weiter kommen, wenn wir uns vernetzen und unser Wissen teilen, darum wird es auch in Zukunft Blogposts geben, vielleicht mit dem ein oder anderen Brexit-Witz und schottischen Spezialitäten (Haggis anyone?), hoffentlich nicht zu vielen Anglizismen (ich entschuldige mich schon mal prophylaktisch) und einer kleinen Publikation zur digitalen Museumspraxis in der CURA 2019. In diesem Sinne, genug geweint, mit lachendem Auge voran und Cheers!

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