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Digitale Museumspraxis #6 – Apps, Apps, Apps

Kurz vor dem Abflug in die Sommerferien kommt hier noch ein schneller Beitrag zur Blogparade #appinsmuseum: Wie sähe die perfekte Museums-App aus? Die Frage stellen wir uns im Historischen Museum auch schon seit einiger Zeit und lassen keine Chance ungenutzt, um eigene Praxiserfahrungen zu sammeln:

  • Mit einer nativen Guide-App zur Stadtlabor unterwegs Ausstellung in den Wallanlagen wollten wir der 24/7 öffentlich zugänglichen Ausstellung ein ebenso ubiquitäres Vermittlungsinstrument an die Seite stellen.
  • Aktuell arbeiten wir an einem Kooperationsprojekt mit dem Jüdischen Museum, in dem es um Unsichtbare Orte in der Stadt geht.
  • Und mit der Eröffnung der neuen Museumsgebäude möchten wir auch einen neuen Multimedia-Guide entwickeln, der verschiedene Themenspuren quer durchs Haus anbietet. Für die erste Themenspur haben wir bereits im Projekt „Sammlungen diverser Neu-Sichtungen historischer Objekte“ tolle Inhalte gesammelt, im Herbst geht’s an die technische Realisierung.

Für alle Projekte sind (Web-)App-basierte Lösungen umgesetzt oder vorgesehen und wir werden hier, wie alle anderen auch, mit den vielfältig beschriebenen Vor- und Nachteilen des Mediums arbeiten müssen. An dieser Stelle setzt oft das Vergleichen und Abwägen ein und am Ende hat man immer das Gefühl, einen faulen Kompromiss geschlossen zu haben. Aber genau hier möchte ich heute mal innehalten, das neue Werkzeug „App“ im Toolkit des Museums willkommen heißen und den Fokus auf die perfekten Fälle für eine App lenken:

  1. Museumsmitarbeiter/innen! I know, so war das nicht gemeint, aber wir schreiben gefühlt eine Million Emails am Tag, vielleicht könnten Slack & Co vielen Kolleg/innen den Kommunikationsalltag erleichtern? Ganz neidisch habe ich kürzlich auch die Qlaqs-Zeiterfassung meiner Kollegin bewundert, grade im Querschnittsarbeitsfeld Museum wäre jede Hilfestellung zur Arbeitsorganisation ein Segen!
  2. Für Blinde und Sehbehinderte wird immer öfter das eigene Smartphone zum zentralen Hilfsmittel im Alltag. Hier würden Museumsapps mit audiodeskriptiven Tonspuren und spezifischen Angeboten sicher aktive Nutzung erfahren!
  3. „Wie mit einer Wanderkarte können Sie sich so durch die verwinkelten Gänge dieses Bauwerks mit seiner über 800 jährigen Geschichte treiben lassen.“ Navigationshilfe in komplizierten Museumsbauten wäre wirklich ein Traum und würde uns und den Besucher/innen so viel Ärger ersparen, wenn die In-House-Navigation nur endlich weiterentwickelt würde…
  4. Museumsbesucher/innen wollen immer individueller und persönlicher mit Inhalten und Wissen versorgt werden. Dafür ist eine Chatmöglichkeit natürlich grandios, alle Fragen können gestellt werden und die Antworten setzen genau dort an, wo der Fragende steht. Ask hat da wirklich einen neuen Weg beschritten! Folgen jetzt die Chatbots nach?
  5. Für Inhalte, die nicht in Stein gemeißelt sind, sondern prozessual und partizipativ entwickelt werden, sind erweiterbare (Web-)Apps ein tolles Medium, um wortwörtliche Vielstimmigkeit im Museum zu ermöglichen.
  6. Wann immer es nicht ins Museum, sondern raus geht und Leihgeräte keine Option sind.
  7. „I wanna have control“ – Apps sind grandios, um Daten über den Museumsbesuch zu sammeln.

Und die Liste könnte noch ewig so weitergehen, denn perfekte Einzelfälle mit spezifischen Anforderungen gibt es viele. Da fragt man sich doch: Brauchen wir einfach weniger Wollmilchsau und mehr Rhönquellschnecke, wenn es um Museumsapps geht? Mein Zwischenfazit zur perfekten App: Reduktion!

 

2 Kommentare zu “Digitale Museumspraxis #6 – Apps, Apps, Apps

  1. Liebe Franziska Mucha,

    herzlichen Dank für diesen tollen Beitrag zur Blogparade!! 🙂

    Reduktion ist das Stichwort. Wie sagte noch der Raketeningenieur Wernher von Braun: „Fortschritt ist der Weg vom Primitiven über das Komplizierte zum Einfachen.“ Das gilt auch für Apps! Grandiose Apps haben meist nur eine zentrale Funktion, die das Informativ-nützliche mit Spaß verbindet. Wir sind gespannt!

    Herzliche Grüße
    Jonas Gerlach

    • Franziska Mucha

      Lieber Jonas Gerlach,
      danke für den Anlass zur Reflektion und beste Grüße nach Köln!
      Franziska Mucha

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