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Ein Prunkgefäß auf Reisen

Es geschieht nicht alle Tage, dass ein so besonderes – und wunderbar prunkvolles – Objekt wie das „Englische Monument“ den häuslichen Bestand verlässt und als Leihgabe auf Wanderschaft geht!

Das Trinkgefäß aus vergoldetem Silber in Form einer antiken Säule, das um 1560 in Antwerpen hergestellt wurde, bekommt vorübergehend ein sehr prominentes Zuhause: Das Met – Metropolitan Museum of Art – in New York. Hier wird es im Rahmen der vor wenigen Tagen eröffneten Schau The Tudors: Art and Majesty in Renaissance England zu bewundern und bestaunen sein. Und es geht noch weiter: die Ausstellung reist noch ins Cleveland Museum of Art und zum Fine Arts Museums of San Francisco.

Plakat mit einer Frau mit einem großen weißen Kragen, mit weißer Schrift: The Tudors
historisches museum frankfurt: Ausstellungsplakat des Met in New York

Unter der Dynastie der Tudors blühten Englands Künste regelrecht auf. Ihre Höfe waren einzigartig kosmopolitisch und rühmten sich der Werke florentinischer Bildhauer, deutscher Maler, flämischer Weber sowie der besten Waffen- und Goldschmiede Europas, trugen aber auch zur Herausbildung eines eindeutig englischen Stils bei. Die Ausstellung skizziert den Wandel der Künste im England der Tudor-Zeit anhand von mehr als 100 Objekten, darunter ikonische Porträts, spektakuläre Wandteppiche, Manuskripte, Skulpturen und Rüstungen, sowohl aus der Sammlung des Met als auch von internationalen Leihgebern – etwa dem Historischen Museum Frankfurt.

Aber wie kam das Gefäß in unseren Bestand? Mit dem Prunkgefäß bedankten sich Glaubensflüchtlinge um 1560 für die freundliche Aufnahme in Frankfurt. Aus Glaubensgründen waren seit 1552 reformierte Flamen und Wallonen nach England geflohen. Mit Regierungsantritt der katholischen Königin Maria konnten sie dort nicht mehr bleiben. Unter der Führung von Valérand Poullain, einem Adeligen aus Lille, kam im März 1554 eine Gruppe von 40 Menschen nach Frankfurt, wo ihnen erlaubt wurde, sich niederzulassen. Schon im folgenden Jahr kamen weitere 83 Wallonen und 14 Flamen nach Frankfurt. Unter den englischen Einwanderern befand sich übrigens auch John Knox, der spätere Reformator Schottlands.

Als 1558 in England die Regierung der protestantischen Königin Elisabeth begann, konnte die englische Flüchtlingsgemeinde wieder in ihre Heimat zurückkehren. Bei der Rückreise nach England beauftragten sie einen Goldschmied in Antwerpen mit der Herstellung einer silbernen Kredenz. Die Basis ziert das Wappen des englischen Adelsgeschlechtes der Tudor, das von zwei Löwen gehalten wird. Die lateinische Inschrift auf den übrigen Sockelseiten lobt die „Humanitas“, die Menschlichkeit, der Stadt Frankfurt. Der Deckel in Form einer Kuppel ist abnehmbar. Auf ihm steht eine männliche Figur mit Füllhorn. Mit diesem Pokal dankten die Engländer dem Frankfurter Rat für die erwiesene Gastfreundschaft.

Wir wünschen dem Objekt nur das Beste auf seiner Reise und der Ausstellung im Met und an den anderen Stationen natürlich viele, viele Besucher*innen!

im Vordergrund steht eine Vitrine mit dem Prunkgefäß. Im Hintergrund sind schemenhaft Menschen zu erkennen
historisches museum frankfurt: das Englische Monument ist im Metropolitain Museum in New York ausgestellt!

Steht unsere Vitrine in 100 x Frankfurt nun leer? Auf keinen Fall! Im Gegenzug für unsere Leihgabe erhalten wir vom Met zwei raffiniert gefertigte zinnglasierte Steingut-Krüge, die um 1685 in einer Frankfurter Manufaktur hergestellt wurden. Wer sie sehen möchte, sei herzlich eingeladen, vorbeizuschauen!

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