Sammeln + Pflegen

Ein unerschöpfliches Schatzkästlein

–  die Bibliothek der Generationen!

„Was ich in der Bibliothek der Generationen entdeckt habe…“ Mit dieser Idee haben sich Interessierte und Mitarbeiter*innen des Museum beschäftigt und einen ganz persönlichen Blick auf Sigrid Sigurdssons künstlerisches Erinnerungsprojekt geworfen. Die Bibliothek der Generationen ist ein Projekt, welches 105 Jahre dauert und vom Historischen Museum Frankfurt betreut wird. Hier sammeln verschiedene Personen und Gruppen Erinnerungen. Die Archivmappen stecken voller spannender Dinge, die von der Geschichte Frankfurts und ihren Einwohner*innen berichten. Beim Stöbern in der Bibliothek findet jede*r schnell Geschichten und Objekte, die ganz individuell berühren, faszinieren oder begeistern. Von diesen persönlichen „Lieblingsstücken“ möchte ich hier einige vorstellen.

Jasmin Grünewald hat sich drei Objekte aus den Beiträgen der Bibliothek ausgesucht. Zunächst die gemalten Bildgeschichten von Asal Khosravi, die auf poetische Weise ihre autobiografischen Erinnerungen zeigen – unter anderem an ihre Kindheit in Teheran.

Fasziniert hat Jasmin Grünewald außerdem die Kasperle-Puppe, die Petra Kunik in den 1980er Jahren in einem Agit Prop-Theater zum Kampf um die 35-Stunden Arbeitswoche einsetzte.

Auch die Geschichte von „Kistenmachers Frau“ im Beitrag von Sigrid Sigurdsson hat ihr besonders gefallen. Diese künstlerisch gestaltete Erzählung zeigt, dass unsere Wahrnehmung der Welt immer nur aus kleinen Ausschnitten besteht, aus denen wir uns unsere eigene „große“ Erzählung zusammensetzen.

Asal Khosravi haben besonders die kleinen, bunt und liebevoll gestalteten Hefte von Jugendlichen gefallen, die mutig ihre Gefühle in kurzen Gedichten zum Ausdruck bringen, obwohl sie die deutsche Sprache noch nicht ganz beherrschen.

Hefte mit Gedichten
historisches museum frankfurt: Gedichte in der Bibliothek der Generationen

Doris Illian ist sehr berührt von einer handgestickte Tischdecke aus dem Jahr 1942. Sie gehört zum Beitrag von Gisela Feuerbach, die darüber schreibt, wie sie als Kind Weihnachten im zweiten Weltkrieg erlebt hat. Die Tischdecke hatten ihr Bruder und sie nachts heimlich unter der Bettdecke gestickt, damit sie den Eltern ein Geschenk machen konnten.

Ernst Neubronner ist besonders fasziniert von den pastellfarbigen und großformatigen „ruhigen“ Fotos von Thomas Lenden, der seinen kleinen Sohn an unspektakulären Orten, fern von typischen Postkartenidyllen, in Frankfurt aufgenommen hat. Für ihn ist der „auch typografisch schön gestaltete Beitrag eine echte Augenweide“.

Einer meiner Lieblingsbeiträge ist die Archivmappe der Schriftstellerin Maxilore Edlich. Sie widmete sich trotz einer angeborenen Sehbehinderung dem Schreiben und noch mehr dem Reisen. Mich faszinieren ihr Wunsch nach Abenteuer, ihre Begeisterung und ihr Mut.

Diese und viele weitere Objekte warten in den Archivmappen der Bibliothek der Generationen auf interessierte Besucher*innen. Über die digitale Recherchestation kann man auch bequem von zu Hause einen Blick in die Mappen werfen.

Für die Entwicklung der Recherchestation spielte übrigens Melanie Hartlaub als ehrenamtliche Mitarbeiterin eine entscheidende Rolle. In den letzten zehn Jahren wirkte sie an der Konzeption der komplexen Station mit. Und sie sorgte auch für die inhaltliche Erschließung aller Beiträge: Dank der von ihr entwickelten Verschlagwortung kann jetzt systematisch nach Personen und Themen gesucht werden. Zufallsfunde und Überraschungen wird es in der Bibliothek der Generationen – die ein unerschöpfliches Schatzkästlein ist! – mit Sicherheit auch in Zukunft geben.

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