von Lena Wendker
Es ist Montag, der 7. März 13:00 Uhr und ich finde mich zusammen mit den Restauratorinnen und Kuratorinnen der Grafischen Sammlung des HMF in der Restaurierungswerkstatt ein. Wir werden uns die nächsten zweieinhalb Tage mit den Dingen beschäftigen, die ein visuelles Fenster in die jüngere Vergangenheit liefern: Fotografien.
Die Expertin Marjen Schmidt wird einen Workshop dazu halten, wie man fotografische Techniken identifizieren und Fotografien am besten konservieren kann. Sie ist freiberufliche Fotorestauratorin und bietet neben Workshops zur Identifizierung fotografischer Verfahren, der Archivierung und Konservierung auch Sammlungs- und Ausstellungsbetreuung an sowie die konservatorische Spezialberatung von Fotosammlungen für besondere Bestände. Ihr Wissen hat sie u.a. in dem Buch „Fotografien. Erkennen – Bewahren – Ausstellen“ (Deutscher Kunstverlag, 2018) festgehalten und veröffentlicht.
Ich, Lena Wendker, Bundesfreiwilligendienstlerin (BFD) in der Grafischen Sammlung, hatte mir bisher nur sehr wenig Gedanken über die Entstehung von Fotografien gemacht. Das Fotografieren ist heutzutage sehr einfach und benötigt im privaten Bereich zumeist wenig Vor- oder Nachbereitung. Man zückt das Smartphone und nach ein paar Klicks knippst man schon ein paar Fotos. Vielleicht geht man später noch an einem Fotoautomaten vorbei um sich die Fotos auszudrucken, aber meistens verbleiben Fotos auf einer Speicherkarte. Jetzt nach dem Fotoworkshop kommt mir das etwas schade vor, wie selbstverständlich und mit wie wenig Wertschätzung wir heute mit Fotografien umgehen.
100 Jahre zurück war das Fotografieren noch ein besonderes Ereignis, das viel länger dauerte als heute und mit viel mehr Aufwand verbunden war.
Damit beschäftigen wir uns auch am ersten Nachmittag des Workshops. Zuerst gibt uns Frau Schmidt einen Überblick über die Grundlagen der Fotografie. Ein besonderer Schwerpunkt liegt also auf den verwendeten Materialien, da Thema des Workshops die Identifizierung verschiedener fotografischer Verfahren ist.
Durch diese Verfahren der analogen Fotografie-Entwicklung arbeiten wir uns chronologisch vor. Es gibt eine Menge Arten eine Fotografie zu erstellen, welche sich beim Endprodukt für das unerfahrene Auge sehr ähnlich sehen, aber aus anderen Materialien bestehen oder anderen Jahrzehnten stammen: Daguerreotypien, Zyanotypien und Ambrotypien, um nur einige zu nennen.
Am zweiten Tag kommen wir noch zur Farbfotografie, welche für mich am interessantesten war. Wussten Sie, dass Farbfotografien heutzutage meist gar keine Fotografien mehr sind, sondern Drucke? Heute werden Fotos nicht mehr entwickelt, sondern gedruckt, da es einfacher, günstiger und weniger aufwendig ist. Im engeren Sinne sind es also Farbdrucke und keine Fotografien. Farbfotografie wird es deshalb höchstwahrscheinlich auch bald nicht mehr geben.
Insgesamt war der Workshop sehr interessant. Nicht nur, da die Informationen daraus nun in der Grafischen Sammlung für die Dokumentation und Konservierung der Objekte sicherer verwendet werden können und man sich dadurch intensiver mit den Objekten beschäftigen kann, sondern auch, um sich dem massiven Unterschied des Stellenwertes von Fotografie damals und heute bewusst zu werden.
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