Sammeln + Pflegen

Frankfurter Meisterwitwen und die Zünfte

Im 18. Jahrhundert waren in vielen Bereichen Frauen in den Produktionsprozess eingebunden. Obwohl sie keine formale Lehre absolvieren durften, erwarben sie offensichtlich dennoch Qualifikationen, die sie sogar in die Lage versetzten, männliche Mitarbeiter auszubilden.

Übten diese Frauen ihren im häuslichen Betrieb erlernten Beruf jedoch ohne Rechtsanspruch aus, so gerieten sie bald in Konflikt mit der Zunft, für die jegliche unberechtigte handwerkliche Produktion als Pfuscherei galt. Das selbständige Arbeiten der Frauen war den männlichen Zunftangehörigen ein Dorn im Auge und sie beschwerten sich bei der Obrigkeit. Die Klagen richteten sich sowohl gegen Witwen und Meistertöchter, die in ein anderes Handwerk eingeheiratet hatten, als auch gegen unverheiratete Töchter, denen nach dem Tod der Eltern die nötige Handwerksgerechtigkeit fehlte, um den Betrieb fortzuführen.

Für unsere Fragestellung nach der weiblichen Erwerbstätigkeit stellen die Klagen sowie die Verteidigungsschriften der Handwerkerinnen eine wichtige Informationsquelle dar. Die Mehrzahl der aktenkundigen Fälle stammte aus dem Textilgewerbe. Die Dokumente bezeugen, mit welcher Sachkenntnis, Beharrlichkeit und auch Unternehmungsgeist sie für das wirtschaftliche Überleben ihres Betriebes und ihrer Familien kämpften.

Die vorhandenen Quellen zeugen von ihrem Sachverstand, ihrer Durchsetzungsfähigkeit sowie ihrer „cleverness” zeugen. Die Berufs- und Lebensumstände verwitweter Handwerkerinnen wie etwa der Anna Maria Hesselbach, Anna Maria Mick oder der Maria Juliana Ochs vermitteln, mit welchen Existenznöten manche Meisterinnen und – Meisterwitwen zu kämpfen hatten. Nicht nur, dass sie von ihren männlichen Konkurrenten mit Klagen überhäuft wurden, auch die jeweilige Handwerkszunft – eigentlich auch zu ihrem Erwerbsschutz eingerichtet, wie auch der Rat der Stadt – ergriffen in den meisten Fällen Partei für die männlichen Kläger.

Freilich werden Sie auf der Seite von den Frankfurter Frauenzimmern auch viele erfolgreiche Berufs- und Lebensgeschichten finden. Etwa die der Witwe Zahn, die Meisterin und auch Ausbilderin in einer Eisenhandlung war oder etwa die der Buchdruckergattin Margarethe Eleonore Jäger. Erfolgreich war auch Johanna Rosine Scheel, die auf Antrag ihres Gatten J. D. Scheel in die Malerzunft aufgenommen wurde. Lesen Sie bei den Frankfurter Frauenzimmern weiter….

Marktszene mit Frauen und Männer in altertümlichen Trachten
historisches museum frankfurt: Ansicht des Römerbergs (Ausschnitt), 1754, Christian Georg Schütz

 

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