Was ist eigentlich im neuen Ausstellungshaus zu sehen?
Eine Vorstellung davon, wie sich (zumindest ein Teil) das neue Stadtmuseums präsentiert, wollen wir heute abend geben: Frankfurt Einst? stellt sich vor bzw. wird vom Kuratorenteam vorgestellt.
Frankfurt Einst? widmet sich auf 2.000 qm den vielfältigen Facetten und Images von Frankfurt in Vergangenheit und Gegenwart. Vier Themengalerien beleuchten die Stadtgeschichte: Die Galerie Stadtbilder gewährleistet den schnellen Einstieg, während sich die drei Themengalerien den zentralen Profilen der Stadt zuwenden: den Bürgern, dem Geld und der Welt.
Die Präsentation findet um 19.30 in der Stadtbücherei in der Hasengasse 4 statt. Wir freuen uns auf viele ZuhörerInnen und Fragen.
Und bei der Gelegenheit kann man sich ja gleich mal in Bild vom Zustand der Baustelle des historischen museums machen.
Ich habe mir den Vortrag in der Zentralbibliothek angehört.Ein gut durchdachtes Konzept, eine interessanter Ansatz die Frankfurter Geschichte rüberzubringen und sicherlich eine Bereicherung für Frankfurt.
Ein Wermutstropfen bleibt, die Technikgeschichte. Der ausgestellte Adler Autobahn ist eine nette Geste, mehr nicht. Die Darstellung der Geschichte der Industrie von Frankfurt ist leider ein Trauerspiel. Das Inventar der im Vortrag erwähnten Schriftgießerei Stempel ging nach Darmstadt, die Bestände von Naxos nach Rüsselsheim, AEG Archiv nach Berlin, Rütgers Unterlagen nach NRW, Degussa nach Hanau (es bleiben nur die Münzen = Geldstadt !). Vorhandene Werksmuseen, Hoechst im Hoechster Schloss, Allessa in Offenbach, wurden geschlossen.Das in den 70 Jahren noch mit Publikationen: Dokumente aus Hoechster Archiven sehr umtriebige Archiv der Hoechst AG in das Sanofi Aventis Archiv integriert und abgeschlossen. Archivbestände des Werkes OF, gleichfalls nach Darmstadt.Insbesondere sollte man für die 150 Jahre Chemie in FFM museal etwas tun. Dieser Industriezweig von Salversan bis Giftgas hat eine seine Wurzeln besonders in FFM. Viele Gründer entstammten jüdischen Familien (Cassella) und insbesondere die 70 Jahre – Störfälle in Griesheim – waren hoch kontrovers. Die ersten Berufskrankheiten bei Anilinarbeitern wurden in Frankfurt erkannt, Otto Hahn – der zweite große Sohn der Stadt – war Chemiker. Ich bin der Meinung, dass speziell an der Frankfurt Chemie die Rolle der Industrie, auch mit ihren negativen Aspekten: Zwangsarbeit, Umweltverschmutzung, IG-Farben, aber auch mit ihrem positiven Beitrag zur Lebensqualität: Schweisstechnik in Griesheim, Arzneimittel, Entwicklung PVC – Verfahren in Griesheim usw., sehr gut deutlich gemacht werden kann. Warum nicht, in einem geeigneten Gebäude, eine Darstellung auch der Frankfurter Industrie(Chemie)Geschichte. FFM-Sponsoren, Achema, Gesellschaft Deutscher Chemiker, Verband der chemischen Industrie, Infraserve sollten sich finden lassen.
Lieber Herr Steiner,
wir danken Ihnen sehr für Ihr Interesse und Ihre Anregungen! Wir möchten uns nicht nur auf den „Adler Autobahn“ beschränken, sondern noch weitere Objekte aus der Technik- und Industriegeschichte Frankfurts berücksichtigen. Unsere Objektauswahl ist in dieser Hinsicht noch nicht abgeschlossen, zum Glück ist ja noch etwas Zeit!
Viele Grüße, Nina Gorgus
Vielen Dank für die Antwort. Ich lasse mich, hinsichtlich der Objektauswahl, überraschen.
Übrigens sollte man dem „Adler Autobahn“ ein „Adler Fahrrad“ an die Seite stellen, da es die Lebenswirklichkeit der Mehrzahl der Frankfurter in diesem Zeitabschnitt besser wiederspiegelt.
„Seit 1927 besaß die D. Stempel AG Anteile bei Haas, ab 1954 war sie Mehrheitseignerin. Der Name Stempel ist natürlich untrennbar mit Frankfurt verbunden: zwischen 1897 und 1985 war Stempel eine der führenden Schriftgießereien in Europa.“
Von der Stempel AG ist leider nicht viel in FFM geblieben. Teile des Inventars sind in Darmstadt: Haus der Industriekultur, Abteilung für Schriftguss, Satz und Druckverfahren, gelandet: „Diese Sammlung geht schwerpunktmäßig auf die ehemalige Schriftgießerei D. Stempel A.G. aus Frankfurt a.M. zurück. Diese größte Schriftgießerei Europas wurde 1985 aufgelöst und ihr umfangreicher Bestand 1986 vom Verein „Haus für Industriekultur e.V.“ übernommen
Dort produziert Herr Gerstenberg (er wohnt übrigens in FFM) immer noch Metalllettern auf den alten Maschinen und verkauft sie auch:„Gerstenberg war damals Betriebsratsvorsitzender. Er organisierte es gemeinsam mit dem damaligen Schweizer Miteigentümer Fruttiger AG, dass der größte Teil der Maschinen nach Darmstadt ins Museum kam und er dort als Einmann-Gesellschaft weiterarbeiten konnte. Als in den folgenden Jahren eine Schriftgießerei nach der anderen dicht machte, hat er auch dort die Gerätschaften gesichert. In der Halle stehen heute 45 funktionstüchtige Maschinen aus den letzten 27 europäischen Betrieben. Hinzu kommen mehr als fünf Millionen Stahl-Matern – Gussformen für kleine und große Buchstaben mehrerer tausend Schriften inklusive Zahlen und Satzzeichen.“
In das Gebäude der Stempel AG in der Hedderichstrasse in Sachsenhausen ist u.a. Albert Speer&Partner mit einem Architekturbüro eingezogen. Was aus der historischen Möblierung des Stempel’schen Sitzungssaales – abgebildet auf Seite 70 des Bildbandes „Hessen, Denkmäler der Industrie und Technik (Nicolai 1986) – geworden ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Wahrscheinlich endete die Einrichtung als Heizmaterial.