Als 1835 die erste Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth unterwegs war, schwankte die Öffentlichkeit zwischen Begeisterung und Skepsis für die Dampflokomotiven. Auch in Frankfurt war die erste Eisenbahnstrecke der Taunusbahn nicht frei von Kritik.
Die erste Probefahrt zwischen der Mainmetropole und der damals noch unabhängigen Stadt Höchst war zumindest kein Ruhmesblatt für die neueste Verkehrstechnologie. Wie eine zeitgenössische Karikatur spöttisch darstellt, blieb die Dampflok samt Aktionären und hoher Würdenträger plötzlich stehen und musste von Personal und Passagieren gezogen werden.

Bis heute haben die ersten Eisenbahnunfälle eine zweifelhafte Berühmtheit im allgemeinen Bewusstsein. Massive Dampflokomotiven, die von Brücken gestürzt waren, aus den Gleisen sprangen oder die Beschränkungen auf den Bahnhöfen überfuhren, wurden häufig für die Nachwelt festgehalten. Das Gemälde eines Unfalls auf der Mainbrücke ist in der Dauerausstellung Frankfurt Einst? zu sehen.

Auch mehrere spektakuläre Unfälle am Frankfurter Hauptbahnhof wurden in der Presse verbreitet. 1901 überfuhr ein Luxuszug den Querbahnsteig und endete im Wartesaal der 1. Klasse, nur sechs Jahre später passierte das Missgeschick ein zweites Mal.

Viele Menschen überforderte ganz am Anfang der Eisenbahnreise vor allem die Geschwindigkeit. War man zuvor zu Fuß, mit dem Pferd oder der Kutsche unterwegs, sprengten die durch Dampfkraft angetriebenen Eisenbahnen alle bisher gekannten Geschwindigkeitsgrenzen. Die ersten Züge in Deutschland erreichten eine Geschwindigkeit von 35 Stundenkilometern. Das kommt uns heute, wo Schnellzüge mit bis zu 300 Stundenkilometern unterwegs sind, als geradezu schleichend vor. Es zeigt deutlich, wie gravierend sich die Geschwindigkeits- und Mobilitätserfahrungen in Europa innerhalb von 150 Jahren verändert haben.
Aus tagelangen Reisen, bei denen man oft Wind und Wetter ausgesetzt war, wurden wenige Stunden in, je nach Klasse, mehr oder weniger gemütlichen Waggon-Abteilen. Die nun geradezu vorbeifliegende Landschaft erlebte man nur noch hinter verglasten Abteilfenstern. Gleichzeitig war man sich ständig den regelmäßigen Erschütterungen der über die Gleise ratternden Eisenbahn bewusst. Die ersten Passagiere und frühe Arbeitskräfte waren auf den Fahrten mit Unwohlsein und verschiedensten Krankheitssymptomen geplagt, bis man sich an die neue Technologie gewöhnt hatte und es besseren Schutz vor den ständigen Erschütterungen gab.
Diese Verunsicherung ist jedoch nur Teil der frühesten Jahre des Eisenbahnverkehrs. Wie auch bei anderen Technologien gewöhnte sich die Bevölkerung schnell an die neuen Verkehrsmöglichkeiten, bald war eine lange Reise ohne die Nutzung der Eisenbahn undenkbar. Nach den etwas holprigen Anfängen verbreiteten sich die Schienen der Eisenbahn schnell durch das ganze Land. Bereits in den 1850er Jahren gab es in Frankfurt vier Bahnhöfe, ab welchen die Passagiere in alle Richtungen transportiert wurden. 1900 durchzogen das Land knapp 50.000 Kilometer Schiene.
Die Eisenbahn veränderte nicht nur die Reise, sondern sie hatte auch großen Einfluss auf die Stadt und den Alltag der Bevölkerung. Wer mehr erfahren möchte über historische und gegenwärtige Aspekte von Mobilität, hat in der neuen Sonderausstellung dazu die Gelegenheit. Die Ausstellung „Bewegung! Frankfurt und die Mobilität“ ist bis zum 14. September 2025 im Historischen Museum Frankfurt zu sehen.
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