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Ist das überhaupt ein Park?

Wer zum ersten Mal durch die Wallanlagen in Frankfurt spaziert,  wundert sich, dass der Park so komisch geschnitten ist. Und warum ist er an manchen Stellen so schmal? Das hatte ich mich auch gefragt, als ich nach Frankfurt gezogen bin. Erst nach einem Blick auf den Stadtplan habe ich verstanden, warum das so ist. Allein der Name : Wallanlagen – der ja schon einen dezidierten Hinweis bietet, hätte ja eigentlich einen Hinweis geben können..

Grundriss von Frankfurt, darin eingezeichnet die Promenaden und Gärten
historisches museum frankfurt: Stadtplan von 1811

Ganz besonders mag ich den Plan von 1811 – da heißt es so schön: „Die in Spaziergänge und Gartenanlagen verwandelten Festungswerke“ – ein Grundriss von Frankfurt, und darin sind die die neuen Promenaden und Gärten genau eingezeichnet. Hier sieht man sehr gut das schmale über 5 Kilometer lange Band um die Stadt. Zusammen mit den privaten Gärten verband sich dennoch alles zu einer Art Parklandschaft, die nicht nur die Frankfurter Stadtgesellschaft, sondern auch viele Reisende erfreute. Die Wallanlagen boten mit den vielen Wegen, Ruhebänken und später Blumenbeeten einen idealen Ort für den Spaziergang. Das Flanieren und Spazieren gehen wurde zu einer beliebten Beschäftigung für alle Stadtbewohner*innen und Reisenden.

 

Als die Wallanlagen fertiggestellt waren, war in zeitgenössischen Beschreibungen oft vom Lustwandeln die Rede. Die Lustwege schlängelten sich kunstvoll durch das Gelände – in Anlehnung daran haben wir die Ausstellung über die Entwicklung der öffentlichen Parks in Frankfurt Frankfurter Gartenlust genannt.

Die Wege ermöglichten immer wieder neue Perspektiven und boten abwechslungsreiche Parkbilder. So verglich Alexandre Dumas mit einem „Kamelienbukett“ und ein englischer Reiseführer lobte den positiven Umgang der Frankfurter Stadtgesellschaft mit den Anpflanzungen.

Bis heute schützt die sogenannte Wallservitut die Parkanlage. Die Stadt konnte im Laufe der Zeit viele Grundstücke ankaufen und so die Anlage erweitern – auch wenn sie an vielen Stellen immer noch viel zu schmal ist. Und leider ist den Wallanlagen die starke Frequentierung durch viele Besucher*innen anzusehen. Auch der tosenden Autoverkehr auf dem Anlagenring stört das Parkerlebnis empfindlich.

Wer nicht vor Ort spazieren gehen kann, kann sich die Geräusche nach Hause holen: Für das Stadtlabor  park in progress, das 2014 die Wallanlagen durchzog, entstand die Performance „Sound of Wallanlagen“ von CLUBbleu – nachzuhören auf youtube:

 

Und noch etwas: Der zeichnerische Spaziergang von Katharina Müller, der damals zum Stadtlabor entstand, ist in digitaler Form in der Ausstellung Frankfurter Gartenlust zu sehen.

Skizze, auf der ein mann mit einem Hund zu sehen ist. Dahinter Parkbänke, auf einer sitzt eine Person
historisches museum frankfurt: Wallanlagen, gesehen von Katharina Müller

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