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Karl der Große – ein Frankfurter?

„Frankfurt, du königliche Stadt des Reiches Fürstensitz, erster Versammlungsort der Könige, dem König der Könige singe Lob, die du dich freust, am Festtage des großen König Karl!“ [Francofordensis urbs regalis regni sedes principalis, prima regum curia, regi regum pange laudes, quae de magni regis gaudes Karoli praesentia.]

So beginnt die Frankfurter „Karlssequenz“ im sogenannten Karlsamt in der Frankfurter Bartholomäuskirche, wo seit mehr als 600 Jahren das Gedenken an den Todestag Karls des Großen mit einer Messe gefeiert wird. Auch dieses Jahr fand traditionell am letzten Samstag im Januar das nach spätmittelalterlichem Ritus gestaltete Amt statt, wir waren dabei und beeindruckt vom Gesang!

Nicht erst seit der Heiligsprechung Karls des Großen im Jahr 1165 werden dessen Lebenswerk, seine Verdienste und Verfehlungen, heiß diskutiert. Viele Ausstellungen und Bücher widmen sich auch dieses Jahr, genau 1200 Jahre nach seinem Tod (28. Januar 814), seiner Person und seiner späteren Verehrung, so auch in Frankfurt in einer Ausstellung im Dommuseum über die Verehrung des Stadtpatrons.

Es geht vielfach aber nicht allein um die Darstellung der historischen Persönlichkeit und ihrer Bewertung an sich, wie das „Karlsamt“ aufzuzeigen vermag: Denn nicht nur in Frankfurt, sondern auch in Aachen wird das Karlsamt gefeiert.  Ebenso wie in Aachen, der mittelalterlichen Krönungsstadt der Könige und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, wurde auch in Frankfurt, der Wahl- und späteren Krönungsstätte, dem immer wieder mythisch benannten Mitbegründer des Aufstiegs Frankfurts zur wohlhabenden Handels- und Freien Reichsstadt , Karl dem Großen, gedacht. Vor allem taten die beiden Reichsstädte dies über Jahrhunderte, um die eigenen reichsstädtischen Rechte und Freiheiten zu verteidigen und das eigene Prestige zu mehren – dies auch in machtvoller Konkurrenz untereinander.

Das lange Gedenken macht deutlich, dass wir bei unseren Planungen für Frankfurt Einst? mit der Einbeziehung Karls des Großen in die „Porträtwand“ in der Ausstellungseinheit Bürgerstadt mit Frankfurter Persönlichkeiten richtig liegen. Als Stadtpatron wird Karl der Große neben dem Heiligen Bartholomäus seit mehr als 850 Jahren in Frankfurt gefeiert. Sein Bild bestimmte die Stadt an vielen Stellen, dessen Spuren aber heute oft aufgrund baulicher Veränderungen nicht mehr existieren. So auch die Karlstatue, die gemeinsam mit einer Statue des Hl. Bartholomäus das sogenannte Galgentor zierte.  Ende des 14. Jahrhunderts errichtet, war das Galgentor an der Mainzer Landstraße ein wichtiges Eingangstor in die Stadt von Mainz aus, durch die auch die Kaiser in die Stadt einzogen. Und somit auch ein würdiger Ort für die Stadtpatrone, die als eine der ersten „Frankfurter“ die Gäste begrüßten. Von den Statuen, von denen noch historische Fotos nach Abbruch des Tores 1808 (es wich einem moderneren, klassizistischen Torhaus) zeugen, sind heute nur noch die Köpfe als Fragmente erhalten.

Das Statuenfragment Karls des Großen wird in der neuen Dauerausstellung Frankfurt Einst? ab 2017 in der Portraitwand zu sehen sein und zeigt, dass das Bild von Karl dem Großen Ende des 14. Jahrhunderts durchaus anders aussehen konnte, als in späteren Jahrhunderten. Zu diesem späteren „Image“ bald einmal mehr …

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