Die Blogparade des Städel – Wenn Kleidung Kunst macht – lieferte den Anlass, sich einmal bei uns im Depot umzuschauen. Und wir haben ein ganz besonderes Stück gefunden!
Auf den ersten Blick wird vielleicht gar nicht so sichtbar, dass es sich hierbei um einen Hut handelt.
Das Historische Museum Frankfurt kann in seiner großen Mode- und Textilsammlung einen Eindruck davon vermitteln, was zumeist Frauen über die Jahrhunderte so alles am Kopf platziert haben. Ein besonderes Kuriosum ist die sogenannte Toque (flache Kopfbedeckung ohne Krempe) mit einem echten (!) liegenden Vogel, die um 1910 entstanden ist.
Nach einer besonders exaltierten Hutmode zur Zeit des Rokoko, die sich zu Kreationen verstieg wie einen bekrönenden Dreimaster unter vollen Segeln, war die Mode ab dem letzten Drittel des 19. Jahrhundert wieder reif für ein kunsthandwerkliches Statement am Kopf. Von üppigen Federkreationen ausgehend, war es dann nur ein kleiner Schritt hin zu ausgestopften Vögeln. Was auf dem Kopf Platz hatte, wurde verwendet – Möwen, Auerhähne, sogar Pfauen. Die Mode erfreute sich so großer Beliebtheit, dass einige Vogelarten mit besonders schönem Federschmuck vom Aussterben bedroht waren. Das führte schließlich zu öffentlichen Protesten und so entstand eine Gegenbewegung, die in den 1880er Jahren Vereinigungen zum Schutz von Vögeln hervorbrachte.
Ohne speziellen Event – vorzugsweise eine Hochzeit oder das Pferderennen in Ascot – wird heute das Tragen eines Hutes zu einem Statement. Im „normalen“ Alltag fällt man/frau auf.
In Zeiten des ‚selfies‘ muss ja schon mal die Frage gestellt werden, warum die großen Modeketten diese Form des Präsentierens nicht entdeckt haben, um mit diesem Accessoire Geld zu machen. Nicht nur der allgemeine Selbstdarstellungswahn scheint es vorzugeben, sondern auch die seit langen vorherrschende Haarmode, die durch Aufsteckfrisuren eine notwendige Grundlage schafft, auch größere Gebilde sicher und dauerhaft einzustecken.
Von seltenen Fällen abgesehen, spielen ausgestopfte Vögel in der Mode heute keine Rolle mehr – eine rundum gute Entwicklung – aber warum tragen wir eigentlich so selten Hüte?
Liebe Maren Härtel,
wir freuen uns, dass das Blog des Historischen Museums sich an unserer Blogparade anlässlich der Ausstellung von Erwin Wurm zum Thema „Körper, Kleidung und Kunst“ beteiligt.Das Thema dieses Beitrags passt hervorrangend, vielen Dank dafür!
Herzliche Grüße aus dem Städel
Silke Janßen