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„Man sieht nur, was man weiß“

Küfer und Häfner in Karnevalskleidung lautet die überlieferte Bezeichnung des Gemäldes von Pieter Jansz. Quast, das der Kunsthistoriker Rainer Donandt  den Freunden & Förderern im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Kunststück“  Anfang Oktober vorstellte. Das Gemälde gehört zum „Prehnischen Gemäldecabinet“, das der wohlhabende Frankfurter Konditormeister  und Sammler Johann Valentin Prehn (1749-1821) zusammengetragen hatte und in einem gesonderten großen Raum seines Hauses auf der zu jener Zeit angesagten Zeil für Kunstinteressenten zugänglich machte. Die Sammlung Prehns gelangte 1839 als Vermächtnis seiner Erben in das Eigentum der Stadt und später in das Historische Museum. Von der  Sammlung mit den über 800  kleinformatigen Gemälden sind über 160 im Sammlermuseum zu sehen. Alle anderen können sind seit einiger Zeit in einer Online-Datenbank zu erforschen.

Rainer Donandt hatte für seine Präsentation eines der wenigen großformatigen Gemälde  ausgewählt, bei dem es für die Freunde & Förderer schnell zu erkennen war, dass der wohl aus dem 19. Jahrhundert herrührende Titel „Küfer und Häfner in Karnevalskleidung“ nicht richtig sein konnte. Auch die mögliche Darstellung einer Prügelszene, ein im 17. Jahrhundert in den Niederlanden gut verkäufliches Motiv zahlreicher Maler, ließ sich durch den Vergleich mit den gezeigten Werken anderer Künstler ausschließen. Die Lösung für die etwas rätselhafte Darstellung grotesk anmutender Männer gab Donandt mit der deutschen Übersetzung eines am Fuß des Bildes platzierten Schriftbands: „Leere Fässer tönen am lautesten“. Gemäß dem Goetheschen Merksatz  „Man sieht nur, was man weiß“ erschließt sich beim Betrachten auf einen Blick, dass die Vielzahl der leeren Gefäße, mit denen die dargestellten Figuren behängt sind, kaum ein geeignetes Karnevalskostüm sein konnten.

Die bildliche Umsetzung von Sprichwörtern und Redensarten war nach der Erläuterung Rainer Donandts in den Niederlanden im 16. und 17. Jahrhundert ein auch bei berühmten Künstlern und ihren Käufern sehr beliebtes Thema.  Donandt fügte hinzu, dass mit der Darstellung solcher Sinnsprüche ernste Themen mit Witz und ohne „Moralin“ berührt wurden. Über „Witz“ dürfte auch der Konditormeister Johann Valentin Prehn verfügt haben, denn er stellte die jeweils unterschiedlichen Rahmen für seine umfangreiche Gemäldesammlung durch Verwendung eines früher im Bäckerhandwerk gebräuchlichen pflanzlichen Verdickungsmittel „Tragant“ selbst her. Seine Kenntnisse gingen also durchaus über das Backen eines Frankfurter Kranzes hinaus.

 

 

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