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Migration und kulturelle Vielfalt am Museum – eine Presseschau

Über 100 Vertreterinnen und Vertreter deutschsprachiger Museen und Hochschulen waren der Einladung des Deutschen Museumsbundes (DMB) nach Berlin gefolgt. In den Räumen des Deutschen Historischen Museums veranstaltete der „Arbeitskreis Migration“ des DMB Ende Februar einen Kongress, um den kontinuierlichen Austausch über die Themen kulturelle Vielfalt und Migration am Museum fortsetzen.

Außerdem wurden Inhalte und Ergebnisse des vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien geförderten Projekts „Kulturelle Vielfalt im Museum: Sammeln, Ausstellen und Vermitteln“ präsentiert, das nach fast dreijähriger Laufzeit nun seinen Abschluss fand.

Und last but not least wurde der Leitfaden „Museum, Migration und kulturelle Vielfalt“ vorgestellt, die Handreichung für die Museumsarbeit. Dort wird die Wichtigkeit der Themen für die Museumslandschaft unterstrichen: „In einer Einwanderungs­gesellschaft, wie wir sie in Deutschland haben, führt die kulturelle Vielfalt auch in der Museumsarbeit zu einem Perspektivwechsel und einer Neuorientierung. […] Der Weg geht hin zu einem partizipativen Museum, das Teilhabe aller gesellschaftlichen Gruppen fördert und Integration als wechselseitigen Prozess versteht.“ (S.7)

Auch VertreterInnen der Presse waren zu diesem wichtigen Ereignis gekommen. Und so fielen ihre Reaktionen aus:

Der „Tagesspiegel“ sieht den Leitfaden als Ausgangspunkt, der für „neue Strategien“ in einer sich im Wandel befindlichen Museumslandschaft werbe: „Eine neue Haltung ist gefragt. Unterschiedliche Blickwinkel repräsentieren, Migration im Querschnitt abbilden, nicht nur in wechselnden Sonderausstellungen. Mit dem Publikum arbeiten, statt für das Publikum.“ Wie das funktionieren soll? „Das Geheimnis scheint mittlerweile darin zu liegen, mit migrantischem und nicht migrantischem Blick auf allgemeine Themen zu schauen – und nicht Migration direkt auszustellen.“

Laut „Rheinischer Post-Online“ sind „die Schlüsselbegriffe des Leitfadens ‚Partizipation‘ und ‚Multiperspektivität’“.

In puncto Leitfaden übt die „Welt“ auch Kritik an der neuen Handreichung: „Im Falle der Migrations-Handreichung gäbe es im Detail gewiss auch manches einzuwenden: Dass ausgerechnet ein Papier der Toleranz dermaßen großspurig das Deutschsein feiert, wirkt mindestens ungeschickt. Mit imperialistischer Penetranz wird die alte deutsche Stärke zur Schau gestellt. […] Trotzdem darf man hoffen, dass von der Handreichung viele wichtige Impulse ausgehen werden.“

Auch die Berliner „tageszeitung“ berichtete über den Kongress und bilanzierte: „Migration als Modeerscheinung? Während mancherorts, etwa am FXHB oder am Historischen Museum Frankfurt, Migration, Teilhabe und Vielfalt dazugehören, ohne immer explizit benannt zu werden, ist es insgesamt noch ein weiter Weg bis zum selbstverständlichen Umgang damit. Bis zu einer Perspektive, die der heutigen Globalisierung und Zusammensetzung der Gesellschaften besser gerecht würde.“

Schließlich meint Deutschlandradio Kultur: „Themen wie Migration und kulturelle Vielfalt kommen nach Ansicht des Deutschen Museumsbunds (DMB) in der Arbeit vieler Museen zu kurz.“ Also wurde das Projekt „Kulturelle Vielfalt“ in Auftrag gegeben: „Auf zwei Säulen basiert die Strategie, auf der Öffnung nach innen und nach außen. Intern sollen die Museumsleute Migranten mehr Gewicht einräumen.“ In diesem Kontext greift Deutschlandradio Kultur auch die Forderung der Vertreterin des Historischen Museums Frankfurt auf, die in Ihrem Vortrag in Berlin sagte, es brauche „viele Vertreter der Gesellschaft, weil nur so können wir Multiperspektivität gewährleisten. Aber natürlich ist es auch wichtig, dass, wenn es um das Thema Migration geht, Menschen mit Migrationshintergrund dabei sind, weil die am eigenen Leib erfahren haben, was Stereotypen ausmachen können, was Diskriminierungsmechanismen sind.“ Und so meint Deutschlandradio Kultur davon ausgehend: „Mit je eigenen Erfahrungen sollen auch Schwule, Lesben und Transgender-Menschen vertreten sein – gar nicht zu reden von sehr unterschiedlichen Migrationsformen, Herkunftsländern und Sprachen. Allzu leicht ist diese schnell dahingesagte Zauberformel der „Multiperspektivität“ nicht zu verwirklichen.“

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