Neudenken + Entwerfen

Sammeln in Zeiten von Corona

Zettel auf dem steht: Hist. Museum- Ich freu mich, wenn es wieder los geht
Zettel: ich freu mich, wenn es wieder los geht.

Es ist kein Film, sondern wir sind mitten drin: eine Pandemie hat die ganze Welt erfasst, und wir erleben gerade einen sehr eingeschränkten Alltag, während andere in den Krankenhäusern um ihr Leben kämpfen. So langsam realisieren es alle und die Frage stellt sich täglich neu: Wie gehen wir mit dieser Katastrophe um? Jede und jeder muss den eigenen Alltag neu organisieren und die Angst und Sorgen um sich selbst, um den Job, um Freund*innen und Angehörige irgendwie bewältigen. Es gilt, räumliche Distanz zu wahren, soziale Nähe trotzdem zu bewahren und Unterstützung wie Solidarität zu meistern. Im Privaten wie im Beruflichen.

Die Museen sind mit ihren Schließungen für die Öffentlichkeit auch davon betroffen, aber als die klassischen Institutionen, die Erinnerungen und Objekte aufbewahren und verwalten, sind sie nun gefragt: Wie können kulturgeschichtliche Museen, die sonst ja auch die Vergangenheit und Gegenwart im Blick haben, darauf reagieren und wie können sie in dem beschränkten Rahmen agieren?

Es gibt schon einige Beispiele aus der Museumsszene: Das vorarlberg museum in Bregenz hat die Autorin Karen Egger für ein literarisches Tagebuch gewonnen. Ergänzt werden die Texte von Fotografien von Sarah Mistura. Markus Speidel vom Museum für Alltagskultur in Waldenbuch startete einen Aufruf zu: #EinStückAlltag und sammelt vor allem in den sozialen Medien Einblicke in Alltagspraktiken. Im Badischen Landesmuseum Karlsruhe ruft Brigitte Heck mit einem wunderbaren Objekt – einer gehäkelten Hülle für eine Toilettenpapierrolle, die früher dekorativ auf die Hutablage des Autos gelegt wurde – dazu auf, gemeinsam zu sammeln. Im Wien Museum wurde ein Corona-Sammlungsprojekt gestartet.

 

Auch für uns Kurator*innen im HMF stellt sich die Frage, wie wir darauf reagieren und was wir in Bezug auf unsere Sammlung anregen möchten und in der Situation überhaupt machen können, da wir auch stets die Gegenwart in Frankfurt und von Frankfurter*innen im Blick haben. Wir möchten uns auf alle Fälle daran beteiligen, die Corona-Pandemie hier zu dokumentieren. Die Stadt hat sich in der kurzen Zeit schon stark verändert – wie können wir später einmal die großen und kleinen Veränderungen nachvollziehen und uns daran erinnern? Mit welchen Objekten werden wir uns daran erinnern?

Das und andere Fragen überlegen wir uns im HMF gerade – denn für uns ist auch klar: wir wollen – müssen sammeln. Morgen mehr dazu.

1 Kommentar zu “Sammeln in Zeiten von Corona

  1. Jutta Dahm

    Liebes HMF-Team,
    welch wundervolle Idee, diesen nicht zu alltäglichen Alltag mit einem Blog zu begleiten, für uns selbst und für die Nachwelt festzuhalten. Es sind doch die allmählichen Veränderungen, die durch solch eine Spiegelung bewusst werden und später immer wieder erinnert werden können.
    Danke für die Initiative.
    Jutta Dahm

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