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Schenkung einer Pionierfahne

Sie werden getragen und gehisst, aber unter keinen Umständen fallen gelassen. Ob die Fahne eines Staates oder die Fahne eines Vereins – Fahnen kondensieren und repräsentieren die Identität ihrer Träger und sind bis heute besondere, mit Werten sowie Emotionen verbundene Objekte. Deshalb schätzt sich das Historische Museum Frankfurt glücklich darüber, eine besondere Schenkung vom Bund Deutscher Pioniere e.V. erhalten zu haben: Die Fahne und Fahnenstange eines Frankfurter Kriegervereins aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit dazugehörigen Bannern. Abgesehen vom guten Zustand der Fahne überrascht diese den Betrachter mit einer umgedrehten Zwei im Gründungsjahr des Vereins. Ein simpler Fauxpas oder eine gewollte Anspielung auf die Jahre 1922 und 1927?

Die Fahne war im Besitz des „Verein ehem. 21. und 25. Pioniere“, der die ehemaligen Kameraden des vor und im Ersten Weltkrieg tätigen 1. Nassauischen Pionier-Bataillon Nr. 21 und des 2. Nassauischen Pionier-Bataillon Nr. 25 vereinte. Prägnant präsentiert sich in der Fahnenmitte das Symbol der Pioniere, ein mit Lorbeerkranz umrahmter Anker, wie auch ein Ruder und Speer mit Widerhaken, die sich auf die wichtigste Aufgabe der Pioniere beziehen: Die Unterstützung der eigenen Truppen. Ganz im Sinne von „Pro Gloria et Patria“, für Ruhm und Vaterland, wie die Rückseite der Vereinsfahne mit dem preußischen Adler verlauten lässt. Zuletzt verweist die Vorderseite der Fahne mit dem Wappen von Mainz auf die ehemalige Stationierung der Bataillone in der Mainzer Garnison und mit dem Frankfurter Wappen auf den Vereinssitz.

Um mehr über die Fahne und den Pionierverein zu erfahren, begeben wir uns zum Institut für Stadtgeschichte Frankfurt. Im Generalanzeiger der Stadt Frankfurt am Main des Jahres 1934 lesen wir die Mitteilung, dass der Verein am 3. Juni des gleichen Jahres endlich seine Vereinsfahne in den Festsälen des Schützenhofs in Bornheim einweihen könne. Der guten Nachricht vorausgehend weist der Verein jedoch auf die schwierige Nachkriegszeit hin. Sogar von einer notwendigen Zusammenführung und „Neuerfindung im Jahre 1927 mit den Kameraden des ehemaligen Biebricher Pionierbataillons aus der erwähnten 2. Nassauischen Pionier-Bataillon Nr. 25 ist die Rede. Könnte das des Rätsels Lösung für die Fahne mit ihrer umgedrehten 2 im Gründungsjahr sein, ein Augenzwinkern auf die Gründung des Vereins im Jahre 1922 wie auch des Zusammenschlusses der zwei Pionierbataillone im Jahre 1927?

Die Plaketten von weiteren Kriegervereinen in Frankfurt an der Fahnenstange des Pioniervereins geben Aufschluss über die enge und fortbestehende Kameradschaft zwischen den Vereinen. Die beigelegten 12 Banner dokumentieren für den Zeitraum von 1953 bis 1986 die aktive Teilnahme des Vereins an zahlreichen Treffen der Pioniervereine von Ingolstadt und Ulm.

Zuletzt sei noch die im Archiv des Stadtinstituts schlummernde Eintrittskarte zur Fahnenweihe unserer Fahne zu erwähnen, ist sie doch der eindrücklichste Beweis für die Größe des Ereignisses und ihrer immensen Bedeutung für die Mitglieder des Vereins der ehem. 21. und 25. Pioniere. Sicherlich sahen sie angesichts ihrer Vergangenheit die Fahne als ein Zeichen einer besseren Zukunft an.

Das Historische Museum Frankfurt plant, die Fahne bei einer der nächsten Objektwechsel in der Fahnengalerie des Neubaus (Abteil Bürgerstadt) auszustellen und den Besuchern mit diesem besonderen Erinnerungsstück ein Teil der Geschichte der Frankfurter Kriegervereine näher zu bringen.

Der Beitrag wurde von Karolina Kokowski während ihres Praktikums geschrieben.

2 Kommentare zu “Schenkung einer Pionierfahne

  1. Ulmer Pionier

    „Abgesehen vom guten Zustand der Fahne überrascht diese den Betrachter mit einer umgedrehten Zwei im Gründungsjahr des Vereins. Ein simpler Fauxpas oder eine gewollte Anspielung auf die Jahre 1922 und 1927“

    Wer bei Euch trift solche hanebüchenen Aussagen bar jedem historischen Wissen?

    Diese vermeintlich „umgedrehte Zwei“ ist vor dem I. Weltkrieg in militärischem Zusammenhang eine übliche Darstellung der Sieben. So auf zahlreichen Schulterklappen und Memorabila aus der Zeit zu sehen. Gibt es bei Euch keine richtigen Historiker mehr, die man hätte fragen können?

    Gruß aus Ulm

    • Nina Gorgus

      Vielen Dank für den Hinweis, der sehr plausibel klingt! Wir haben Historiker/innen im Museum, aber nicht unbedingt Militärhistoriker/innen! Deswegen freuen wir umso mehr über Expertisen der aufmerksamen Leser/innen.
      Viele Grüße, Nina Gorgus

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