Ich gehe gern in Stadtmuseen, in denen die regionale Geschichte dokumentiert wird. Damit meine ich nicht unbedingt die kleinen Heimatmuseen, in denen verblichene Schwarz-weiß-Fotos früherer Einwohner sowie nostalgische Küchen- und landwirtschaftliche Geräte gezeigt werden. Ein bisschen aufgepeppt sollten die Ausstellungen schon sein und als Mindestausstattung über ein historisches Stadtmodell verfügen, in denen die martialischen Bastionen mittelalterlicher Stadtbefestigungen zur Schau gestellt werden. Wie man auswärtige Touristen in ein Stadtmuseum „lockt“, wurde Matti Bunzl, Leiter des Wien Museums am Karlsplatz, kürzlich gefragt. Er sprach anlässlich des 138. Geburtstags des HMF über sein Haus und seinen bevorstehenden Umbau. Angesichts der Vielzahl der bedeutenden Wiener Museen war seine Antwort keine Überraschung: „Unsere treuesten Besucher sind nicht die Touristen, sondern die Wienerinnen und Wiener; die besuchen jede unserer Sonderausstellungen“. Als Bunzl zu Beginn seiner Ausführungen das Auditorium fragte, wer denn sein Haus schon einmal auf einer Wien-Reise gesehen habe, hoben sich tatsächlich nur wenige Hände.
Ich fühlte mich etwas beschämt, denn ich war vor gar nicht so langer Zeit in Wien gewesen, hatte dort auch Museen besucht, aber eben nicht in das Haus am Karlsplatz, der von der wundervollen Barock-Ikone Karlskirche dominiert wird. Das benachbarte Wien Museum im schlichten Werkbund-Stil hatte ich nicht bemerkt. Andererseits muss ich gestehen, dass mich zum Besuch der weltbekannten Albertina vor allem der futuristisch gestaltete Eingangsbereich, also nicht unbedingt die sehenswerte Exponate, veranlassten. Ebenso war ich erstmals auf das Stadtmuseum München durch sein liebevolles Café unter Bäumen und auf das ehemalige Berlin Museum durch das herrliche Gebäude des ehemaligen Kammergerichts aufmerksam geworden. Was die Attraktivität des neuen Historischen Museums Frankfurt für Touristen betrifft, so wird allein die Sogwirkung der breiten Eingangstreppe ihre Wirkung nicht verfehlen. Und von der reizvollen Möglichkeit, im Museumscafé auf karolingische Mauern des Altbaus des Museum zu sehen, machten auch die Gäste des Museumgeburtstags im Juni gerne Gebrauch.
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