Mit den Museumsobjekten ist es schon ab und zu seltsam: da liegen sie oft jahrzehntelang im Depot und quasi keiner kümmert sich darum, und nun das!
Doch von vorne: in der Sammlung des Historischen Museums Frankfurt befinden sich zwei Ochsenköpfe. Manche können sich vielleicht noch erinnern: im Betongebäude war vor dem Spätmittelaltersaal zuletzt einer davon ausgestellt.
Vor dem Abriss wurde er natürlich wie alle anderen Objekte gut verpackt und kam erst einmal ins Depot zum zweiten Ochsenkopf. Denn glücklicherweise haben wir gleich zwei von den Ochsenköpfen, die zu den Feierlichkeiten der Kaiserkrönungen auf dem Römerberg gegrillt wurden. Die Schädel, die nicht verspeist wurden, galten als Trophäe, und wurden anlässlich verschiedener Krönungen im 18. Jahrhundert wohlvon den (Wein)-Schrötern erbeutet. Aus dem Zugangsbuch wissen wir auch, dass zumindest der eine Ochsenkopf in die Gesellenstube der Metzger und von dort nach der Auflösung der Zünfte in den Besitz der Stadt kam – und dann schon kurz nach Gründung 1878 in die Sammlung des historischen museums.
Der Rummel um die Köpfe fing eigentlich schon letztes Jahr an, denn es ist klar, dass wir solche prominenten Stücke nicht in den Kisten lassen wollen. Künftig soll ein Kopf in Frankfurt Einst? bei den Kaiserwahlen und der andere im Zeitstrahl zu sehen sein. Wir sichten im Moment ja jedes Objekt, das für Frankfurt Einst? in Frage kommt. Das heißt, wir schauen es uns gemeinsam mit den zuständigen Restauratoren an, überprüfen den Zustand und überlegen uns, wie das Stück am besten präsentiert werden soll. Bei solch einem Ochsenkopf ist es aber gar nicht so einfach, den zuständigen Restaurator in unserem Haus zu finden, sind wir doch nicht auf Tiere spezialisiert… Am ehesten kennt sich eigentlich die Papierrestauration damit aus, geht es doch letztendlich um Leder… So stellten wir also schon letztes Jahr fest, dass die Köpfe eine Behandlung brauchen, um für die Präsentation vorbereitet zu sein. Deshalb luden wir nun eine externe Restauratorin ein, die sich auf Leder spezialisiert hat. Davon berichteten wir auch auf Facebook, und das Bild vom Ochsenkopf brachte dann die „Bild“ dazu, darüber zu berichten. Was wir aber noch wissen: das komplette Rezept, wie die Ochsen am besten geschmeckt haben sollen. So geht also die Ochsengeschichte demnächst hier noch weiter…
[…] Wie hier schon erwähnt, sind die beiden Ochsenköpfe in der Sammlung des historischen museums “Überreste” der Krönungsfeierlichkeiten auf dem Römerberg aus dem 18. Jahrhundert. Ein Krönungsmahl konnte aus bis zu 30 Gerichten bestehen, der gefüllte und gebratene Ochse war nur eins der Gerichte. Für seine Zubereitung wurde eine Ochsenbratküche auf dem Römerberg aufgebaut. Bevor der Ochse auf den Spieß kam, wurde er geschmückt und von den Metzgern in einem Umzug durch die Stadt geführt. Der Ochse erhielt eine Füllung mit Würsten, Lamm, Kalb und Geflügel und musste 48 Stunden gegrillt werden bis er durchgebraten war. Die Metzgerzunft hatte die Ehre, den Ochsen zuzubereiten und musste zwei Tage lang den Bratenspieß drehen. Vom Ochsen wurde das Fleisch bis auf die Knochen heruntergeschnitten, und schließlich kämpften die Zünfte um seinen Kopf. […]