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Wir gehen online: Frankfurt und der Nationalsozialismus. Eine Gedächtnisplattform

In nur 15 Monaten haben das Historische Museum und das Jüdische Museum zusammen mit dem Institut für Stadtgeschichte drei neue digitale Angebote entwickelt: eine Gedächtnisplattform, die einen zentralen Zugang zu Informationen, Veranstaltungen und Initiativen zum Thema Frankfurt und der Nationalsozialismus bietet; das Shoah Memorial Frankfurt, das zur Erinnerung an die rund 12.000 aus Frankfurt deportierten und ermordeten Jüdinnen und Juden einlädt sowie die Frankfurt History App, mit der man in der Stadt auf Spurensuche zu Orten mit NS-Geschichte gehen kann. Die Informationen zu Orten und Rundgängen wurden von verschiedenen Kooperationspartner*innen erarbeitet.

Mit diesen drei Projekten gehen wir am 10. November 2022 online! Und wie es sich für ein gelungenes Kooperationsprojekt gehört, finden die Veranstaltungen zum Launch auch bei allen Kooperationspartner*innen statt. Den Auftakt macht das Jüdische Museum, das seine Lernnacht dieses Jahr unter das Motto „Erinnerungskultur 2.0.“ stellt. Sie findet am 10. November von 19 bis 22 Uhr statt. Weiter geht es am Wochenende, 12. und 13. November im Historischen Museum. Hier werden die einzelnen Projekte nochmals ausführlich vorgestellt. Man kann sie kennenlernen und ausprobieren, Feedback geben und auch erfahren, wie man sich beteiligen kann. Denn Partizipation wird bei allen drei Projekten großgeschrieben: Wir haben die Projekte so konzipiert, dass sie eine technische Infrastruktur bieten, durch die Erinnerungskultur lebendig gehalten wird und für individuelle Erinnerungsarbeit genutzt und auch erweitert werden kann. Ausdrücklich eingeladen sind, neben etablierten Geschichtsinstitutionen, auch Geschichtsinitiativen, die sich durch ihre Recherchen fundierte Expertise über NS-Geschichte in Frankfurt erworben haben und sie über die Projekte auch einer größeren Öffentlichkeit zugänglich machen können.

Warum braucht es die Gedächtnisplattform?

In Frankfurt gibt es viele Institutionen und Initiativen, die sich mit der Aufarbeitung von NS-Geschichte beschäftigen. Die Gedächtnisplattform will interessierten Nutzer*innen den Weg zu den Angeboten der Initiativen weisen. Sie will eine zentrale digitale Anlaufstelle sein, über die in der Stadt vorhandenes Wissen zum Nationalsozialismus gebündelt wird und leicht gefunden werden kann. Neben dieser Informations- und Verteiler-Funktion finden Interessierte auch einen gemeinsamen Veranstaltungskalender, über den Angebote der unterschiedlichen Initiativen und Institutionen gefunden werden können. Der gemeinsame Veranstaltungskalender hat sich schon bei der Sonderausstellung „Frankfurt und der NS“ bewährt und wird fortgeführt.

Jüdisches Museum Frankfurt – Shoah Memorial Frankfurt:

Das digitale Memorial wird die Biografien der 12.000 Jüdinnen und Juden, die während der Shoah aus Frankfurt deportiert und ermordet wurden oder den Freitod gewählt haben, weltweit zugänglich machen. Das Shoah Memorial Frankfurt ist damit nicht nur eine wichtige Quelle für Historiker*innen und alle Forschenden, sondern auch für Familienangehörige, die nach ihren Frankfurter Wurzeln suchen.

Die Recherchefunktion des digitalen Memorials erlaubt die Suche nach verschiedenen Kriterien wie Vor- oder Nachnamen. Nutzerinnen und Nutzer können selbstständig biografische Ergänzungen einpflegen und sind aufgerufen, das Memorial um Fotografien zu ergänzen, mögliche Fehler zu korrigieren oder sich zu melden, wenn sie von Personen wissen, die noch nicht im Shoah Memorial Frankfurt erwähnt sind.

Historisches Museum Frankfurt – Frankfurt History App:

In der App wird von Frankfurts Geschichte und Geschichten erzählt, wir machen den Beginn mit dem Themenlayer „Frankfurt und der Nationalsozialismus“. Weitere Layer zu unterschiedlichen Themen sollen in Zukunft folgen. Ziel unseres Themenlayers ist es, die Geschichte des Nationalsozialismus in Frankfurt interaktiv und direkt vor Ort in der Stadt erfahrbar zu machen. Die Stadt fungiert dabei als Anknüpfungspunkt, da Gebäude als „steinerne Zeugen“ der Vergangenheit immer wichtiger werden. In die App werden über 1.000 Orte eingehen. Sie bietet damit eine umfangreiche Topographie der NS-Geschichte und ist eine Nachnutzung der Daten aus dem Topographie-Tisch aus der im September 2022 zu Ende gegangenen Sonderausstellung „Eine Stadt macht mit“. In der App können die Orte einzeln angeklickt werden. Zu jedem Ort gibt es einen erläuternden Text und zu fast jedem auch ein Bild. Bitte beteiligen Sie sich und erweitern die App mit Inhalten!

Nutzer*innen können aber auch fertig gestellte Rundgänge machen oder auf die eigene Gruppe zugeschnittene Touren selbst erstellen.

Die App ist im Google Play Store und im App Store verfügbar.

Institut für Stadtgeschichte (ISG):

Die Bestände des ISG, des kommunalen Archivs der Stadt Frankfurt, bieten die Quellengrundlage für beide neuen Digitalprojekte. Fast das komplette Bildmaterial der Frankfurt History App stammt aus der Fotosammlung des Archivs. Die im Institut verwahrten Akten sind wichtige Quellen für die Erforschung und Aufarbeitung der Frankfurter NS-Geschichte. Mit der Webseite www.frankfurt1933-1945.de schuf das ISG einen umfassenden Zugang zur Geschichte der Stadt Frankfurt am Main im Nationalsozialismus, die nun einer der zentralen Bestandteile der neuen Gedächtnisplattform ist.

Das Projekt wird von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) und dem Bundesministerium der Finanzen (BMF) gefördert.

Mehr Informationen ab 10. November 2022:  https://frankfurt-und-der-ns.de

Blogpost-Autorinnen: Angela Jannelli, Lieve Brocke, Franziska Mucha

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