Sammeln + Pflegen

Notfallboxen: „Care-Pakete für die Kunst“

Mussten Sie schonmal Ihren überfluteten Keller räumen und alle Schätze in Sicherheit bringen?
Wo war nochmal der Eimer und haben wir wirklich nur diese zwei kleinen Lappen…?

ein Paket mit weißem Band; die Schrift "Care" ist zu erkennen
Erstversorgung eines wassergeschädigten Objektes der Grafischen Sammlung

Was für den privaten Keller schon eine große Herausforderung sein kann, ist für kulturelle Institutionen ein wirklicher Notfall. Als Museum haben wir nicht nur die Aufgabe Objekte auszustellen und in einen historischen Kontext zu stellen, sondern wir tragen auch die Verantwortung dafür, dass unsere Sammlungen gut gelagert werden und langfristig erhalten bleiben – und zwar für die Ewigkeit.
Gerade (die letzten) Starkregenereignisse haben uns vor Augen geführt, wie schnell Wasser sich seinen Weg sucht und an Stellen sammelt, die nicht nass werden sollten. In unserem Museum ist das ganz besonders dort, wo unsere Objekte lagern oder stehen, denn unsere Sammlungsgegenstände vertragen wirklich keine nassen Füße.

Doch ein Notfall kommt immer unerwartet, mit Vorliebe sogar freitags abends.
Um in solch einem Ernstfall handeln zu können, haben wir im Museum begonnen einen Notfallplan zu entwickeln: der beginnt mit einer Telefonkette um die Mitarbeitenden zusammen zu rufen und gemeinsam schnell handeln zu können. Bei kleineren Wassereinbrüchen ist das unser internes Team, wir haben aber auch schon die Hilfe der Feuerwehr rufen müssen um unseren Museumskeller abzupumpen. Glücklicherweise sind dabei keine Schäden entstanden, denn eine präventive Maßnahme ist zum Beispiel schon, dass unsere Objekte gut verpackt in Regalen lagern und niemals auf dem Boden „rumstehen“.

Doch wie war das mit dem Lappen? Wenn der Notfall eintritt, ist schnelles Handeln wichtig und niemand möchte lange nach geeignetem Hilfsmaterial suchen. Um die richtigen Notfallmaterialien schnell zur Hand zu haben, haben wir uns jetzt neue Notfallboxen zusammengestellt. Die gibt es inzwischen im Fachhandel fertig gepackt zu kaufen, was wir dank einer Förderung der KEK möglich machen konnten.
Die „Koordinierungsstelle für die Erhaltung schriftlichen Kulturguts“ fördert seit 2011 Projekte von kulturellen Einrichtungen zum Originalerhalt von Schriftgut und trägt so dazu bei, dass das kulturelle Gedächtnis nachhaltig für die Zukunft gesichert werden kann. Neben konkreten Restaurierungsmaßnahmen beinhaltet die Förderung auch die Notfallvorsorge, um die Auswirkung von Schadensereignissen auf Kultureinrichtungen abzumildern. Dies wird auch für kulturelle Einrichtungen in Zeiten des Klimawandeln immer wichtiger.

Schaut man unsere neuen Notfallboxen durch, dann sind dort nicht nur Putzeimer, Notlampen, Lappen, Stifte, Abdeckplanen für unsere Grafikschränke und Regale, Gummistiefel, Klemmen, Tütchen, Handschuhe oder Scheren zu finden, sondern auch eine ganz spezielle Ausrüstung, um unseren Objekten schnell zur Hilfe zu kommen. Unsere Boxen konzentrieren sich dabei allgemein zusammengefasst auf Papier- und Archivmaterial: wir haben Löschkarton, der Feuchte aus Papier wegsaugt, Stretchfolie, um nasse Bücher einzuwickeln und dann schnell einfrieren zu können oder Klammern und Mullbinden, mit denen Objekte gesichert und in Form gehalten werden.
Die Erstversorgung ist nämlich ziemlich entscheidend dafür, wie gut ein durchnässtes Buch erhalten werden kann, bevor sich durch die Feuchte Schimmel bildet oder der Einband wortwörtlich aus dem Leim gerät. Gipsfiguren sind im feuchten Zustand so gut wie gar nicht anzufassen und Filmrollen sollten sogar besser feucht gehalten werden, um die empfindlichen Schichten nicht zu gefährden. Gut vorbereitet für weitere restauratorische Maßnahmen lassen sich so Schäden minimieren und manch ein zunächst verloren geglaubtes Objekt im Anschluss erfolgreich restaurieren.

Für die bunte Materialvielfalt, die für das Museum gesammelt wurde, werden wir immer wieder das spezielle Equipment und die Hilfsmittel anpassen, erweitern und aktuell halten.
Denn diese mobilen Notfallboxen sind zur Erstversorgung im Ernstfall unerlässlich und stehen jetzt dafür an festen Standorten im Depot bereit – irgendwie in der Hoffnung, dass wir sie doch niemals benötigen werden.

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