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Die Ökonomie und ihre Grenzen –

Schulterblick in die Werkstatt des Holzrestaurators

Das Historische Museum ohne das Gontardsche Puppenhaus – das ist ebenso undenkbar wie das Städel ohne Tischbeins Gemälde „Goethe in der Campagna“. So war es eine schöne Geste, dass Christoph Wenzel bei seinem „Schulterblick“ in die Werkstatt des Holzrestaurators für die Freunde und Förderer seine Arbeit am Beispiel des berühmten Puppenhauses aus dem 18. Jahrhundert vorstellte. Ursprünglich spielten damit wahrscheinlich die Mädchen der Bankiersfamilie Gontard; 1879 wurde es von deren Nachkommen dem Historischen Museum geschenkt. Im Rahmen der Vorbereitung der Dauerausstellung im Neubau des Museums zeigte Christoph Wenzel einige der unzähligen Einrichtungsgegenstände, die derzeit gut verpackt im Depot liegen und auf ihre Vollständigkeit und ihren Zustand überprüft werden. Allein diese Auswahl an Einzelteilen, ein Kaminsims aus dem Salon des Puppenhauses, eine Kommode mit Elfenbeinintarsien sowie Silbergegenstände zeigen, dass ein Holzrestaurator auch über Kenntnisse von anderen Werkstoffen verfügen oder sich darüber mit seinen jeweiligen Fachkollegen austauschen muss. So gibt es in der geräumigen Holzwerkstatt neben einer – selten benutzten – Hobelbank und Schraubzwingen von beeindruckender Größe auch eine UV-Leuchte, um Lacke zu bestimmen.
historisches museum frankfurt: Das Gontardsche Puppenhaus
Das Gontardsche Puppenhaus wird in der künftigen Dauerausstellung des Museums einen Platz im Bereich „Geschichten vom Geld“ einnehmen und das Grundprinzip der Ökonomie repräsentieren, das auch für einen Haushalt gilt. Dass dieses Prinzip des effizienten Einsatzes von Material und Zeit für einen Museumsrestaurator nicht immer einzuhalten ist, zeigte Christoph Wenzel am Beispiel der Reparatur eines Barockstuhls. An diesem Stuhl, der zur Sammlung des Museums gehört, aber gegenwärtig im Römer denjenigen Besuchern der Stadt als Sitzgelegenheit dient, die sich ins Goldenen Buch eintragen dürfen, musste eines der gedrechselten Beine repariert werden.

„Ein normaler Schreiner hätte in das defekte Stuhlbein mit zwei Dübeln ein neues Holzstück eingesetzt und durch eine neue Lackierung die Reparatur nahezu unsichtbar gemacht. Das wäre für den Kunden preisgünstig gewesen,“ erläuterte der Museumsrestaurator das Vorgehen, das für ihn nicht in Frage kommt. Nach seinem Berufsethos steht das Bewahren des Museumsstücks in seinen originalen Teilen und in der originalen Verarbeitung mit der Folge eines in der Regel größeren Zeitaufwands im Vordergrund. Vielleicht sollte das Protokoll des Römers künftig ein kleines Schild neben das Goldene Buch stellen: „Bitte nicht mit dem Stuhl kippeln“……

historisches museum frankfurt: freunde und foerderer in der Holzrestaurierung, Foto: E. Neubronner

1 Kommentar zu “Die Ökonomie und ihre Grenzen –

  1. werner wenzel,tischlermeister

    ein sehr informativer beitrag,der die arbeit eines museumsrestaurators besonders anschaulich zeigt und das ergebnis seiner arbeit mit anerkennung würdigt.

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