historisches museum frankfurt: Die Bibliothek der generationen kurz vor dem Einzug
Es war eine Art Generalprobe für Angela Jannelli, Kuratorin der Bibliothek der Generationen: Einige Wochen vor der Eröffnung des neuen Ausstellungshauses am Saalhof hatten die Freunde & Förderer des Museums Gelegenheit, das noch nicht vollständig eingeräumte neue Domizil dieses offenen Archivs kennenzulernen. Noch musste Andrea von Bethmann, die Vorsitzende des Fördervereins, aus Sicherheitsgründen persönlich mit ihrer Unterschrift dafür bürgen, dass alle 26 Besucherinnen und Besucher dieser als „Preview“ bezeichneten Veranstaltung am Ende den noch im Aufbau befindlichen zweiten Stock auch wirklich verlassen würden.

Anlass für die Sonderführung war die Vorstellung eines neuen Beitrags in der Bibliothek der Generationen. Doris Fisch erläuterte ihre umfangreiche Dokumentation über ihren Vater Hans Schwert, der aktiven Widerstand gegen den Nationalsozialismus leistete und dafür fast zehn Jahre in 14 verschiedenen Zuchthäusern und Lagern inhaftiert worden war. Hans Schwert, 1907 in einem kleinen fränkischen Dorf geboren und bei den Großeltern in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, kam 1927 nach Frankfurt, um dort als Maurergeselle zu arbeiten. Als aktiver Gewerkschafter und Mitglied der KPD beteiligte er sich nach der Machtergreifung Hitlers an Widerstandsaktionen gegen die Nazis, bis er 1936 durch die Gestapo verhaftet wurde. Vermutlich hatten gefolterte Kameraden seinen Namen verraten. Nach seiner Befreiung durch amerikanische Truppen im Jahr 1945 und der Rückkehr nach Frankfurt engagierte sich Hans Schwert bis zu seinem Tod im Jahr 2013 als unbeirrbarer und wortstarker Zeitzeuge gegen das Wiederaufleben rechtsnationaler Tendenzen. Dabei trat er bei Demonstrationen, Kundgebungen und Zusammentreffen mit Jugendlichen für seine Überzeugungen ein. Sein lebenslanges politisches Engagement wurde mit der Verleihung der Johanna Kirchner-Medaille durch die Stadt Frankfurt gewürdigt.

historisches museum frankfurt: Die Bibliothek der generationen kurz vor dem Einzug
Den mit interessanten Original-Dokumenten ausgestatteten Beitrag über ihren Vater ergänzte Doris Fisch mit der autobiografischen Erwähnung, dass sie – politisch auf der Linie ihres Vaters liegend – ein Opfer des unseligen „Radikalenerlasses“ in den siebziger Jahren wurde. Trotz der Unterstützung durch Elternbeiräte und auch durch einen der CDU angehörenden Schulleiter wurde sie nach ihrem Lehramts-Referendariat mit Berufsverbot belegt. Diese generationenübergreifende Erinnerung nahm Angela Jannelli zum Anlass, um auf das besondere Kennzeichen der einen Zeitraum von 105 Jahre umfassenden Bibliothek der Generationen hinzuweisen: Zwischen den Beiträgen bestehen viele Querverbindung. Durch die inhaltliche Erschließung der Beiträge, die von der ehrenamtlichen Mitarbeiterin des Museums Melanie Hartlaub erstellt wurde, werden die vielen Verknüpfungen zwischen den Beiträgen sichtbar. Wer möchte, kann sich ab 7. Oktober aus diesem Mosaik der unterschiedlichsten Lebensbereiche ein individuelles Teilstück erschließen.

1 Kommentar zu “Generalprobe

  1. Wolf von Wolzogen, Potsdam

    Liebe Angela, liebe Kolleginnen und Kollegen,

    da habe ich ja aus der Entfernung Potsdam – Frankfurt schon jetzt Gelegenheit, den Ort der Bibliothek der Generationen schon ein wenig kennenzulernen, bevor ich am zur PreView dazukomme.
    Allen Beteiligten die besten Wünsche auf der Zielgeraden.
    Herzliche Grüße
    Wolf von Wolzogen

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