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Warum tun die das? Der #burnitz #tweetup im Rückblick

Diese Woche hatten wir zum Tweetup in der Ausstellung Die neue Bürgerstadt – das Frankfurt der Architekten Burnitz eingeladen.

Beim ersten Tweetup im Sammlermuseum im August 2012 begann sich das Format gerade zu etablieren. In Frankfurt war zu der Zeit gerade die Reihe Kultup angelaufen, deren Macherinnen wir zur Unterstützung engagiert hatten. Dieses Mal starteten wir das Ganze in Eigenregie. Das funktionierte gut, da wir ja auch inzwischen personell angewachsen sind, aber auch aus anderen Gründen: Die Ankündigung, die wir auf diversen Kanälen verbreiteten, wurde netterweise gerne weiterverbreitet. Das spricht für unser gut aufgestelltes Netzwerk (ein großes Dankeschön an alle), aber vor allem für einen größeren Bekanntheitsgrad und eine vergößerte Akzeptanz von Tweetups in der Szene.

Vor Ort fanden sich dann über 20 Personen ein, die alle gut vorbereitet waren. Für viele war es nicht der erste Tweetup und die wenigen, die zum ersten Mal da waren, waren schnell von den anderen instruiert. Michael Stöneberg, der Kurator der Ausstellung, hatte sich extra für diese Führung eine verkürzte Variante ausgedacht und führte uns lehr- und anekdotenreich durch die Ausstellung. Eine Zusammenstellung der Tweets erscheint bei storify.

Warum tun Leute das: in eine Führung zu gehen, um gleichzeitig darüber zu berichten? Ist das Spass oder Arbeit?

In erster Linie macht es Spaß: Die Teilnahme ist noch immer freiwillig! Um einen Tweetup als Teilnehmerin (oder besser Teilgeberin, wie es Tine Nowak im Kommentar unten vorschlägt) zu erleben, gibt es sicherlich mehrere Rezepte: die eine fotografiert oder filmt mehr, der andere haut in kurzen Abständen Texte raus und der letzte pickt sich einzelne Sachen heraus und lässt sich Zeit. Es handelt sich weniger Kommentare, wie manche denken, als um kurze inhaltliche Zusammenfassungen des Gehörten und des Gesehenen. Im Idealfall kann auf dem Sofa in München das Ausstellungserlebnis geteilt werden.

Wer liest das denn? ist eine häufige Frage, die uns gestellt wurde. Beim Burnitz-Tweetup wurden über 650 Tweets abgesetzt – und es hätten außerhalb des Museums über 50.000 mitlesen können. Der Vorteil bei Twitter ist der knappe, informative Inhalt und das Visuelle: Bilder sagen ja bekanntlich mehr als 1000 Worte, und wenn ich schon nicht dabei sein kann, sehe ich anhand der vielen mitgeschickten Bilder und Filme zumindest, um was es geht. Und ich kann mich sogar einklinken und nachfragen. Ich bekomme einen Eindruck von dem, was passiert und durch die vielen Bilder kann ich eine Art Gang durch die Ausstellung erleben – der natürlich fragmentarisch und oberflächlich bleibt. Als Museumskuratorin wiederum bin ich sehr daran interessiert, möglichst viele für unsere Ausstellung zu interessieren und mehr noch, viele auch ins Museum zu locken. Tweets in einer Ausstellung über eine Ausstellung sollen neugierig machen und sind auf jeden Fall eine gute Werbung,

Der Anreiz für die TeilnehmerInnen in der Ausstellung liegt auch, vielleicht vor allem, im direkten Austausch mit anderen. Es handelt sich für die, die direkt mit dabei sind, um eine sehr kommunikative Führung – in erster Linie unter den TeilnehmerInnen. Bei „normalen“ Führungen stehen oft Fremde nebeneinander und reden nicht miteinander. Bei Twitterführungen wird zugleich auch verfolgt, was die anderen zu sagen haben: man kann darauf reagieren, sich austauschen, also interagieren. Nicht nur über das Smartphone, sondern auch direkt. Von dieser Kommunikation ist der Kurator, der vorne steht und zumeist auf gesenkte Köpfe schauen muss, zumeist abgehängt. Das kann er aber beim get-together danach wieder aufholen, denn eine kurze Entspannung hinterher ist auf alle Fälle nötig, da alle sehr konzentriert bei der Sache sind.

Kurzum: wir glauben, es handelt sich bei einem Tweetup im Museum um ein schönes Veranstaltungsformat, an dem viele, wenn sie sich darauf einlassen, teilnehmen und vor allem Gesehenes (mit)teilen können – nah und fern. Deswegen schließen wir uns doch gerne der Münchner Beobachtung an:

Bei einem Tweetup geht es um  „Wertschätzung gegenüber der Kultur in ihren verschiedensten Erscheinungsformen, die das Publikum des 21.Jahrhunderts auch auf neuen Wegen artikuliert: im digitalen Raum, – auf Plattformen wie Twitter und mittels neuer Veranstaltungsformate wie den Tweetup“ – so hat es der Kunsthistoriker Christian Gries in seinem Blog formuliert. Mehr über Tweetups kann im Buch All you tweet is love nachgelesen werden, das das Münchern Netzwerk Kulturkonsorten (das sind Christian Gries, Sybille Greisinger, Harald Link) dazu herausgegeben hat. Am besten ist es, einfach mal selbst zu einem Tweetup gehen – wir denken etwa daran, dieses Format künftig häufiger in unsere Vermittlungsarbeit einzubauen.

2 Kommentare zu “Warum tun die das? Der #burnitz #tweetup im Rückblick

  1. Ich finde den Tweet des Tweetup-Teilgebers Her Larbig (bei Tweetups scheint mir der Begriff der Teilgeber viel passender als Teilnehmer) erhellend, der sich fragte, warum es Tweetups braucht, um in Ausstellungen entspannt twittern zu können. Der Besucher mit Smartphone in der Hand wird in vielen Museen argwöhnisch beäugt (nicht nur vom Wachpersonal). Dabei ist das Notieren und Mitschreiben hoffentlich zur Vertiefung des Gesehenen auch von Museumsseite gewünscht. Notizblock oder Smartphone bleibt sich hier doch gleich.

  2. Nina Gorgus

    Danke Tine, den/die TeilgeberIn habe ich oben im Text gleich eingefügt, das ist in der Tat passender!
    ich erinnere mich auch sehr gut an strafende Blicke – von Aufsicht und Publikum, als ich in der Schirn einmal mein Handy zückte, um damit einen QR-Code abzuscannen…aber vielleicht hatten alle Angst, man könnte auch hier in der Ausstellung anfangen, laut zu telefonieren oder (Bild-)urheberrechte verletzen…

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