Neudenken + Entwerfen

Das Telefon des Herrn Fuld

Wer die Ernst May-Ausstellung im DAM anschaut, wird im 1. OG im Bereich über das Neue Frankfurt auch das schöne Telefon von Harry Fuld sehen, genauer gesagt, das Modell Frankfurt.

Harry Fuld, ein jüdischer Unternehmer,  hatte 1925 mit einem Techniker die Deutsche Privat Telephon Gesellschaft H. Fuld & Co. gegründet, die v.a. im Bereich der Haustelefonie wirkte und die um 1930 eine der führenden Firmen der europäischen Schwachstrom-Industrie war. Fuld initiierte 1927 u.a. einen Gestalterwettbewerb für Telefonapparate, aus dem das spätere Telefon-Modell „Frankfurt“ hervorging. In der Jury saß u.a. der Reichskunstwart Edwin Redslob. Nach dem Tod von Fuld führte sein Sohn ab 1932 die Firma weiter. 1937 wurde die Firma ariisert, d.h. von den Nazis konfisziert; der Sohn konnte vor den Nazis fliehen.

Das Telefon interessiert mich sehr: ist es ein geigneter Kandidat für den Zeitstrahl oder eher wichtig für den Bereich Kommunikation in der Weltstadt in Frankfurt Einst?

Die Geschichte der Familie Fuld bietet aber noch weitere interessante Blicke auf die (Stadt-)Geschichte.  1914 kaufte Harry Fuld, der auch ein großer Kunstliebhaber war, das Bild „Le mur rose“ von Matisse. Dieses und andere Bilder musste der Sohn auf der Flucht vor den Nazis zurücklassen; die Sammlung wurde von den Nazis beschlagnahmt. Der Matisse tauchte nach dem Zweiten Weltkrieg wieder auf, wurde aber als herrenlos angesehen und nach Frankreich gebracht. Erst 2008 bekamen die Erben Fulds das Bild zurück. Nun ist das Bild wieder in Frankfurt: das Jüdische Museum hat es 2010 erworben, um damit in der geplanten neuen Dauerausstellung das Thema Raubkunst plastisch illustrieren  zu können.

Noch ein P.S: die Nichte von Harry Fuld heisst übrigens: Anna Seghers. Eine wirklich illustre Familie!

3 Kommentare zu “Das Telefon des Herrn Fuld

  1. Telefonmonster

    Ja die alten Telefone haben noch den Hauch von Nostalgie. Habe meins leider vor Jahren weggegeben.

  2. Letzten Sonntag gabs einen Vortrag von Christos Vittoratos über dieses Telefon. Wer hätte gedacht, dass ein kleines Telefon aus Frankfurt mal so berühmt wird! Hier ein Link der Neuen Presse zum Nachlesen: http://www.fnp.de/rhein-main/frankfurt/Design-Klassiker-aus-Frankfurt;art675,667660

  3. Nina Gorgus

    Super, danke für den Hinweis, LauraBe! Ja, wer hätte das gedacht – die FrankfurterInnen sind halt überall 🙂

Schreibe einen Kommentar zu Telefonmonster Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert