Neudenken + Entwerfen

Digitale Museumspraxis #3 – Take-Home-Messages

Als wir im Sommer 2015 den Förderantrag für die Stelle „Digitale Museumspraxis” schrieben, war klar, dass zur Projektstelle ein guter Teil Forschung, Vernetzung und Austausch gehört. Nachdem ich im letzten Blogpost aus dem internen Vernetzungskästchen berichtet habe (und der Prozess ist ongoing), geht es diesmal um den externen Austausch und die Frage: wie lassen sich die Erfahrungen und Inspirationen, die in locker-leichten Get-Togethers abroad gewonnen werden, wieder in die Institution zurückspielen?

Na klar, bin ich „proud to be a catalyst for creative culture in the world“ – das Poster habe ich gemeinsam mit Booklet, Fotos und Notizen von der letzten Fortbildungsreise mitgebracht. Vom 18. bis 20. April habe ich auf der MuseumNext Konferenz in Dublin über die Zukunft der Museen nachgedacht, diskutiert, getrunken und geträumt. Die englischsprachige Konferenz wurde 2009 wegen des anstehenden digitalen Transformationsprozess ins Leben gerufen und widmet sich seitdem den veränderten Erwartungshaltungen der Besucher/innen: „we saw that museums needed to embrace change, or risk extinction.“, sagt der Gründer Jim Richardson im Interview. Catchy Dino-Analogie, abgesehen davon schwören die Dagewesenen auf die inspirierende Kraft der Veranstaltung. Um dem Vorwurf esoterischer Dienstreiserechtfertigungen direkt vorzubeugen: der Fokus auf digitale Entwicklung war natürlich ausschlaggebend für meine Teilnahme.

Einen Monat später sitze ich hier, habe das Poster an die Wand gehängt, meine Kolleg/innen mit einer Präsentation ganz gut unterhalten und frage mich: was bleibt? Was habe ich gelernt? Und was machen wir im Museum daraus? Hier einige Vorschläge:

  • Für das nächste Konferenzbingo sollten folgende Begriffe unbedingt auf dem Zettel stehen: Millenial, Credibility, Social Change, Audiences, Responsibility, Community, Collaboration, EdgeEffect, Strategy, Mission, Vision, Interactive Experiences
  • Mehr über Menschen nachdenken – z.B. über Zielgruppen (die am liebsten nach Alter oder Herkunft fein ausgesiebt und mit Angeboten bedient werden), Communities (die in komplizierten Workshopzyklen zum Austausch eingeladen werden) und schließlich auch über Museumsmitarbeiter/innen (die als Ressourcen motiviert, mitgenommen oder diversifiziert werden sollten, #bestquote dazu war „Why don’t you open your front door for staff?“)
  • Kreativ werden, wenn es um Finanzierungsmodelle geht: ob Eintrittspreis, Cultural-Entrepreneurship oder Sponsoring durch Firmen, die ihre Corporate-Social-Responsibility wahrnehmen möchten, die Geldnot ist ein Thema das Museen umtreibt.
  • Never forget the Power of Pizza! Mögliche Kooperationspartner und Leidensgenossen finden sich am einfachsten im sozialen Miteinander, das bei MuseumNext seinen Höhepunkt im Science-Gallery-Get-Together fand: zwischen Jelly-Fish-Tasting, Geburtstags-Twin-Suche, Ping Pong und Failure-Pecha-Kucha war es wirklich unmöglich keine Kontakte zu knüpfen.
  • Neben neuen und alten Kontakten, habe ich auch Formate mitgebracht, die zum Nachmachen einladen: z.B. Museomix, Kids-Takeoverday und Blikopeners.
  • Egal, ob sich das Museum als politischer Akteur, als kreativer Katalyst, als kulturelle Identitätsmaschine oder emotionaler Auraort versteht – das Branding und das CD sind die halbe Miete zur internen und externen Kommunikation. Den Preis für die schönsten Folien hat diesmal mit Sicherheit das Natural History Museum London bekommen.
  • Und schließlich, der Digital-Diskurs ist erst mal gesättigt: digital wurde in ein paar wenigen Nebensätzen erwähnt, als Werkzeug, Vermittlungshilfe, evtl. auch als neue Objektgattung, aber viel Raum hat das Digitale in Dublin nicht bekommen. Die einzigen, die wirklich nicht aufhören konnten davon zu sprechen, waren die Firmenvertreter/innen, die vor allem „Interactive Experiences“ im Angebot hatten.

Viele Beiträge gibt es auch online zum Nachschauen. Um zum Abschluss die Antwort auf die gestellte Frage nicht ganz schuldig zu bleiben: je mehr Kolleg/innen von den Ideen erfahren, um so besser. Am besten funktioniert das natürlich, wenn man schon gemeinsam an der Veranstaltung teilnehmen kann. Da das aber besonders bei internationalen Konferenzen eine erhebliche finanzielle und zeitliche Belastung bedeuten würde, gilt es in der Nachbereitung die Ideen in handliche „Take-Home-Messages“ zu packen, zu visualisieren und im Gespräch am Leben zu halten. Check, fertig, Feierabend? Nein, nein, natürlich wird das Gespräch am Montag wieder aufgenommen, diesmal bei der MAI-Tagung in Hamburg…

2 Kommentare zu “Digitale Museumspraxis #3 – Take-Home-Messages

  1. K.H. Steiner

    Bandbreite Hmf: offensichtlich „von der Bibliothek der Alten“ bis zu den Erkenntnissen einer „Digital Native“.

    Es wäre schön, falls man neben den zahlreichen Links zum Nachlesen, auch die Ambitionen und die Sinnhaftigkeit zu „Museum und Internet“ auch einmal in Form eines Vortrages mit Präsentation – in einfacher Sprache – im Sonnemannn-Saal (einem emotionalen Auraort ?)dem geneigten Interessent(innen)kreis präsentieren würde.

    Getreu dem Motto: „Never forget the Power of Äppelwoi“

  2. Franziska Mucha

    Lieber Herr Steiner,

    das ist eine prima Idee! Vielen Dank fürs Erinnern an die Äppelwoi-Power, die wir gerne im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung beanspruchen werden. Vielleicht könnten wir uns dabei auch über Ihre Vorstellungen von und Erwartungen an das digitale Museum austauschen? In jedem Fall ist eine Präsentation und Diskussion mit unseren Besucher/innen und Benutzer/innen ein guter Schritt zur weiteren Entwicklung einer digitalen Strategie und ganz im Sinne der User-zentrierten Internkultur…

    Also: die Einladung wird kommen, hier im Blog und auch per Newsletter und Social Media – wir müssen nur noch ein passendes Zeitfenster finden, da wir aktuell mit dem Neubau langsam in die Countdown-Phase kommen, ist die Zeit immer unser größter Gegner! Aber wir bleiben dran und vielen Dank für die gute Idee!

    Beste Grüße,
    Franziska Mucha

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