Ausstellen Sammeln + Pflegen

Bericht aus dem Völkerkundemuseum der Pilsner Region (Tschechien)

Vor zwei Jahren hatte ich als Geschichtsstudentin die Möglichkeit, im historischen museum frankfurt ein Praktikum zu machen, was für mich eine sehr interessante Erfahrung war. Ich habe bei der Vorbereitung der Dauerausstellung “Frankfurt Einst?” geholfen und unter anderem auch zwei Blogbeiträge verfasst (über das Porzellanmuseum und die Zeppelin-Handtasche). Dieses Jahr habe ich mich entschieden, ein Praktikum in meiner Heimatstadt Pilsen zu machen, und zwar im Völkerkundemuseum der Pilsner Region. Da ich auf viele Ähnlichkeiten mit meinem Praktikum in Frankfurt gestoßen bin, bin ich auf die Idee gekommen, hier einen kurzen Blogbeitrag über Pilsen zu schreiben.

Das Völkerkundemuseum der Pilsner Region hat eine sehr interessante Geschichte: Es wurde genau vor 100 Jahren eröffnet. Ursprünglich handelte es sich um eine Initiative des „Kreises der Freunde der Antiquitäten“, dem es in den Jahren 1910 – 1912 gelang, ein wertvolles gotisches Gebäude vor dem Abriss zu retten. Dieses Gebäude sollte nun als ein Museum benutzt werden, wofür sich auch die im Jahre 1911 gegründete die „Gesellschaft für Völkerkunde und Denkmalpflege“ einsetzte. Das Museum wurde im Jahre 1915 eröffnet. Das Museum sollte das Alltagsleben in Pilsen und in der ganzen Pilsner Region dokumentieren – der ländlichen wie der bürgerlichen Umgebung. Heutzutage befindet sich im Museum eine Dauerstellung über Wohnräume in Pilsen von der Gotik bis zum ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. Darunter ist zum Beispiel eine echte Rauchküche von Anfang des 19. Jahrhunderts, eine Dorfstube aus der Pilsner Region oder eine Barockapotheke.

Während meines Praktikums habe ich mich unter anderem auch mit der frühesten Geschichte des Museums beschäftigt und diese dadurch auch ziemlich gut kennengelernt. Im Archiv des Museums habe ich zum Beispiel eine Inventarliste der Buchführung (Quittungen, Rechnungen, Einkünfte)  der beiden erwähnten Gesellschaften verfasst.

Wie sich ahnen lässt, bereitet das Museum 2015 eine Ausstellung zum 100. Jubiläum des Völkerkundemuseum vor. Da sie im September eröffnet werden sollte, war meine Unterstützung eher symbolisch. Ich habe eine kleine Recherche über die ersten Ausstellungen des Museums in den Jahren 1915 und 1916 in der Pilsner Tagespresse gemacht. Überraschend habe ich zwischen den Nachrichten aus dem Ersten Weltkrieg  relativ viele Artikel über das Museum und seine ersten Ausstellungen gefunden. Auf dem Foto kann man die Überschrift „Öffnung Völkerkundemuseum, Ausstellung Gold für Eisen“ sehen.

Meine zweite Aufgabe, die mit der neuen Ausstellung zusammenhing, war eine rein praktische Praktikantenaufgabe. Für die Trachten und Puppenkleider, die ausgestellt werden sollen, war es nötig, die Zettel mit den Inventarnummern anzunähen. Wie diese aussehen, kann man wieder auf dem Foto sehen.

Es ist sicherlich nicht überraschend, dass ich in Pilsen genauso wie in Frankfurt Objekte inventarisiert habe. In dem Pilsner Fall handelte sich um das Werbematerial der westböhmischen Konsumgenossenschaften aus der Zeit des Staatssozialismus in der Tschechoslowakei. Obwohl das langweilig klingt, habe ich festgestellt, dass man dabei auf viele witzige Dinge stoßen kann. Ich habe zum Beispiel erfahren, was man alles mit Schnecken im Haushalt  machen kann und wie viele Bücher man kaufen könnte, wenn man keinen Alkohol trinken würde. Unter anderem kenne ich jetzt alle Geschäfte, Kneipen und Hotels im ganzen Westböhmen….

Genauso wie das Praktikum in Frankfurt war für mich auch der Monat im Völkerkundemuseum eine tolle Erfahrung, die mir geholfen hat, mir eine Vorstellung zu machen, wie ein Museum funktioniert und was ich dort als zukünftige Historikerin alles machen kann.

Und falls Sie irgendwann eine Reise nach Tschechien machen sollten, kann ich den Besuch unseres Museums nur empfehlen.

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