Neudenken + Entwerfen

Social Media im historischen museum

Wie in 2016! Blick zurück und Blick nach vorne angekündigt, folgt hier das Kapitel „Social Media“.

2015 gab es viele anregende Beiträge und Diskussionen, in denen es verkürzt gesagt darum ging, wie Museen mit den sozialen Netzwerken umgehen sollten. Teilweise geschah das polemisch und pauschalisierend. Die Statements lösten bei uns Verwirrung aus: Sind Blogs und Twitter tatsächlich out? Können wir als Museum noch ohne Instagram/Snapshot/etc. überhaupt bestehen? Was ist mit Pinterest? Und wie geht man eigentlich mit Blogger Relations um?… waren so Fragen, die wir uns stellten. Die Analyse, was gerade Trend ist, gelingt vielleicht noch irgendwie. Die Hauptfrage bleibt: Wie können wir das in unsere vorhandenen Strukturen einbauen? Wie verwertet man bereits Vorhandenes, ohne redundant zu werden?

Auffällig war auch, dass in den Diskussionen über die Museen die sozialen Netzwerke oft losgelöst von den übrigen musealen Aufgaben diskutiert wird. Doch das ist einfach nicht voneinander zu trennen. Der ganzheitliche Blick fehlte, der berücksichtigt, dass Museen als kulturelle Institutionen öffentliche Aufträge zu erfüllen haben und anders als Wirtschaftsunternehmen funktionieren. Zu den musealen Aufgaben gehören, man kann es gar nicht oft genug sagen, neben dem Sammeln, Bewahren, Erforschen, Ausstellen und Vermitteln. Das ein Teil davon sich auch auf Social Media abspielen kann, ist unbestritten. Es gibt aber einfach insgesamt sehr viel zu tun und das bildet sich oftmals nicht in den zur Verfügung stehenden Mitteln ab. Viele Museen haben keine große Öffentlichkeits- oder Marketing-Abteilung und werden das in absehbarer Zeit auch nicht einrichten können. Apropos: Das ist auch noch eine offene Frage gewesen: Wo siedeln wir was an? Welchen Social-Media-Kanal überlässt man der Öffentlichkeitsarbeit, wo wollen wir selbst (die Kuratorinnen) mitwirken und inhaltliche-diskursive Akzente setzen? Oder ist alles schon längst „nur“ Marketing? Was durch die Diskussionen ganz deutlich wurde: wir benötigen mehr denn je ein stringentes Konzept sowie agile Strukturen und mehr Ressourcen, um einen gewissen Standard zu erreichen und halten zu können.

Auch wenn es sich nicht immer umsetzen lässt, geht es uns Kuratorinnen  wie etwa bei mein FrankfurtModell auch darum, gemeinsam mit vielen anderen etwas zu erarbeiten. Dazu hat das Frankfurt Jetzt!-Team auch Facebook und Twitter genutzt, um auf das Projekt aufmerksam zu machen. Ist der Wunsch aber, das Internet als Wissensraum zu nutzen, der dann allen zur Verfügung steht, beliebig ergänzt und kommentiert werden kann, mittlerweile zu altmodisch?

Fragen über Fragen, aber alles wird ja bekanntermaßen gut: Hoffentlich kann sich unsere Wunschkandidatin ab März 2016 um die digitale Strategie des Museums kümmern. Dazu gehört auch, unsere Social-Media-Aktivitäten zu überprüfen bzw. neu zu definieren. Das möchten wir als work in progess gestalten: Sie wird hier im Blog ihre Überlegungen vorstellen. Wir sind selbst schon sehr gespannt, was wir 2016 noch  angehen…

Lesetipps (nur eine kleine Auswahl, kein Anspruch auf Vollständigkeit!)
Tanja Praske über Blogger relations

Angelika Schoder, Wera Wecker und Michelle van der Veen über #KulturBlogger United | Statement zu erfolgreichen Kooperationen mit Institutionen

Marlene Hoffmann über Museum und Instagram

Wolfgang Ulrich über Museen und die Sozialen Medien

Anika Meier über Museen und soziale Netzwerke

Christian Gries über Die Kunst zu twittern ist wie Architektur zu tanzen und über Digitale Strategien in Museen

Sabine Jank über Zukunft Partizipation. Museen im Kontext der Digitalisierung

Anke von Heyl über das Stichwort Partizipation

8 Kommentare zu “Social Media im historischen museum

  1. Vielen Dank für diesen Gedankenanstoß und auch, dass ihr öffentlich über diese Dinge nachdenkt. Ich finde auch, dass Museen neben den anderen wichtigen Aufgaben (neben der Vermittlung) natürlich bei der Öffentlichkeitsarbeit Prioritäten setzen sollten. Aber es muss definitiv Öffentlichkeitsarbeit stattfinden, denn Museumsarbeit funktioniert nicht ohne Publikum. Natürlich habt ihr aber recht, dass Museen sich genau überlegen sollten, auf welche Trends und Kanäle sie aufspringen wollen. Vermutlich sollte man nicht nach Trends, sondern nach den Vorteilen für die Vermittlung gehen und vor allem immer die Website als Basis für alle weiteren Aktivitäten nehmen. Ich bin gespannt, in welche Richtung die Entwicklung für euch gehen wird. Nutzt ihr bereits Instagram, Snapchat, andere…?
    Viele Grüße und danke fürs Verlinken,
    Marlene

    • Nina Gorgus

      Liebe Marlene,
      danke für den Kommentar und auch die interessanten Blog-Artiekl – auch wenn wir nicht immer dazu kommen, zu kommentieren, sind sie doch wichtige Denkanstöße. Ja, die Öffentlichkeitsarbeit ist immens wichtig, um sein Publikum überhaupt zu erreichen. Und da muss man in jeder Hinsicht so richtig am Ball bleiben und möglichst viele Angebote machen. So manches sind wir noch nicht angegangen. Instagram oder Snapchat nutzen wir (noch) nicht – aber das kann ja noch werden,
      Viele Grüße,
      Nina

  2. Liebe Nina,

    wunderbar! Das erste Museum, dass zur Diskussion nicht nur Stellung bezieht, sondern auch die eigene Aktivität hinterfragt und hier im Blog transparent macht. Anscheinend fruchtete doch viel und ich begrüße es sehr, dass Ihr ab März jemanden und nicht nur irgendwen, sondern ein „Eigengewächs“ damit beauftragt wollt, sich über die digitale Strategie des @histmus Gedanken zu machen (neue Stelle?). Und ja, analog und digital kann man nicht losgelöst voneinander diskutieren, denn es gehört definitiv zusammen. Was bringt es, wenn das Museum im Social Web „sexy“ ist, auf jeden „Trendy-Zug“ aufspringt und die „neu“ angesprochenen Dialoggruppen im Museum nichts adäquates bietet? Kommen diese dann wieder? Baut man so eine nachhaltige Community auf?

    Nimmt man das Beispiel #askacurator, so ist es zwar fein, im Netz mitzumischen, vielleicht gar die Community aufzubauen (funktioniert jedoch nur, wenn man vorher darüber informiert und die Menschen anspricht), wenn davon im Museum nichts zu spüren ist? Warum nicht digitale Kulturvermittlung im Museum analog widerspiegeln, aufgreifen und anders weiterdenken?

    Ich stimme Marlene voll und ganz zu: Das Ausweiten des Museums in den digitalen Raum hinein ist mit Chancen verbunden, die Sichtbarkeit und den Austausch im Netz zu erhöhen und am Ende ins Museum zurückzuführen. Wie geht denn das Museum mit einer zunehmenden Digitalisierung der Gesellschaft um? Kann und darf es sich davon losgelöst betrachten und in alten Strukturen verharren – Ressourcen hin oder her? Was passiert dann in zehn Jahren? Hat es die nachwachsende Generation abgeholt oder die agilen Silver Surfer eingefangen?

    Ja, ob es ein Museum will oder nicht, die Aufgaben verändern sich mit den Veränderungen der Gesellschaft. Das heißt aber nicht, dass alle „alten Zöpfe“ abgeschnitten werden sollen und nur das Neue zählt – Schmarrn! Ein Überprüfen der eigenen Policy ist wesentlich, ein Hinterfragen der Vermittlungsformate, zunächst einmal losgelöst von der Kanaldiskussion ist zwingend – eine übergeordnete Strategie ist wesentlich! Auch hier zählt „form follows function“ und nicht umgekehrt. Die Technik soll nur dabei helfen, die Ziele zu erreichen, die Inhalte zu übermitteln.

    Pardon für den Roman, den du und damit Ihr bei mir ausgelöst habt – ich wünsche euch jedenfalls alles, alles Gute bei euren Plänen und wenn ich das nächste Mal nach Frankfurt komme, zwitschere ich euch vorher rechtzeitig an, zu gerne möchte ich eure Schritte vor Ort live sehen!

    Herzliche Grüße aus dem verschneiten München!

    Tanja Praske

    P.S.: Merci fürs Verlinken auf „meine“ Bogger Relations! Werde dazu bald wieder mehr schreiben, wenn der Relaunch meines Blogs vollzogen ist.

  3. Liebe Nina,

    das mit dem ganzheitlichen Blick ist wichtig. Will man erfolgreich Communities aufbauen und eine nachhaltige Kommunikationsstrategie entwickeln, gehört auch immer ein gewisser Veränderungsprozess im ganzen Hause dazu. Ich finde immer, dass man es merkt, wenn hinter den Social Media Aktivitäten das ganze Team steht – bis hin zum Chef. Oder wenn man diesen Part an jemanden abgibt, den man machen lässt.

    Du sprichst das Vermitteln an. Das ist ja mein Spezialthema und ich freue mich immer, wenn ich sehe, dass sich Vermittler auch mal im Netz umtun und dort auch Aktionen planen. Das passiert noch viel zu selten – meistens sind es Marketing oder PR-Abteilung, die sich da verantwortlich fühlen. Und dementsprechend sind die Aktivitäten dann auch geprägt.

    Ich werde gerne hier weiter mitlesen, wie ihr auch aufstellen wollt! Toll, dass ihr da auch Ressourcen freischaufelt.

    Herzliche Grüße
    Anke

    • Nina Gorgus

      Liebe Anke,
      wie gesagt, wir sind selbst gespannt, was so alles kommt!
      Ja, die Vermittlung ist gar nicht so ohne, in jeder Beziehung. Und Du hast vollkommen recht: man merkt doch auch immer, ob so etwas wie Leidenschaft dabei ist – egal welches Medium man nutzt 8oder schlecht gelaunt vor einer Gruppe steht). Und ich merke gerade, dass ich vergessen hatte, Deinen sehr ausführlichen und inspirierenden Beitrag zur Partizipation zu erwähnen, der so schön die verschiedenen Ebenen verbindet – den baue ich natürlich gleich noch in die Lesetipps ein!
      herzliche Grüße,
      Nina

      • Liebe Nina,

        danke für’s Verlinken 🙂
        Das Thema Vermittlung wird mich auch noch viel beschäftigen auf meinem Blog. Komme da gerne auch noch einmal im Rahmen meiner „Gespräche“ auf euch zu mit einer Interviewanfrage.

        Herzlichst
        Anke

  4. Nina Gorgus

    Liebe Tanja,
    vielen Dank für Deinen „Roman“, und ja, ich würde das auch alles so unterschreiben. Man muß schnell entscheiden, ob es passt und man muss im Museum auch nicht alles mitmachen. Dazu gehört die richtige Spürnase und eine gewisse Gelassenheit.

    Bei der Stelle handelt es sich um eine Projektstelle für drei Jahre. Wir haben jemanden im Auge, die das Haus kennt und sich schon eine Weile mit den digitalen Möglichkeiten des Museums auseinandersetzt und schon einiges ausprobiert hat (Nachtrag: da noch nicht alle nötigen formalen Hürden überwunden sind, die etwas kryptische Umschreibung.)

    Wir freuen uns auf Dich in Frankfurt! Und gerne habe ich Dich verlinkt – es hätten auch noch viele andere Blogposts sein können…. (überhaupt: danke für Deine großartigen Überblicke und Anregungen – gerade wenn wenig Zeit da ist, kann man bei Dir vieles sehr bequem nachlesen)

    herzliche Grüße (leider ohne Schnee),
    Nina

  5. Liebe Nina,

    bei der Bloggerreise #Fmus15 bekamen wir ja bereits einen ersten Eindruck, was sich bei euch baulich verändert und was inhaltlich im Museum geplant ist. Ich bin auch sehr auf euren neuen Webauftritt gespannt – ihr habt mit Drupal jedenfalls ein gutes CMS gewählt, was euch technisch viele Möglichkeiten bietet. Es wird sicher spannend zu sehen, wie ihr dort euren Blog und andere Social Media Kanäle integrieren werdet, was vielleicht neu dazu kommt und wie ihr eure Themen dann dort vernetzt oder crossmedual erzählt.

    Natürlich kommt es immer auf den Inhalt an – wer nichts zu sagen hat, dem nützt auch die beste Technik und die Vielfalt aller Kanäle nichts. Aber es ist auch verschenkt, wenn man großartige Inhalte zu erzählen hätte und es scheitert dann an der technischen Infrastruktur oder an der Zeitnot, bedingt durch fehlende Stellen. Insofern ist es sehr vielversprechend, dass ihr mit dem geplanten Webauftritt auf einem guten Weg seid und dass auch eine Stelle geschaffen wurde. Das macht neugierig auf das was kommen wird.

    Viele Grüße, Angelika

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