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Sind Sie das? Die Faszination in den Bildern von Barbara Klemm

Die Ausstellung „Barbara Klemm – Frankfurt Bilder“ hat begeistert: Fast 60.000 Menschen haben sie bis zum 1. April 2024 gesehen. Und wer in der Ausstellung einen Blick nicht nur auf die Bilder, sondern auch auf die Menschen im Raum hatte, erahnte auch, was diese Faszination auslöst: Die Erinnerung an ein früheres Frankfurt; an bekannte Gesichter, Momente und Orte, die hier so eindrücklich in Schwarz-Weiß abgebildet waren.

s7w-Fotografie: Blick auf eine Demonstration: die Menschen haben sich eingehakt und nehmen die ganze Breite einer Strasse ein
historisches museum frankfurt: Demonstration gegen den Vietnamkrieg, Kaiserstraße, 1970 © Barbara Klemm, HMF

Noch vor der Eröffnung im November machte ein Journalist Aufnahmen im Ausstellungsraum für eine Ankündigung in der Presse. Vor einem Bild blieb er stehen – er hatte völlig unerwartet seine Eltern auf dem Foto entdeckt. Wie ihm ging es vielen: Barbara Klemm dokumentierte in ihren Bildern, ganz nebenbei, die Leben und Lebensläufe einer ganzen Generation Frankfurter*innen. Sie erkannten in den Fotos ihre eigenen Biografien wieder: eine Kindheit in Frankfurter Parks und Straßen, die Jugend in der Punkszene und Hausbesetzungen in der Studentenzeit, glamouröse Abende bei Kulturveranstaltungen und Buchmessen.

Mit der Aktion „Sind Sie das?“ wollten wir diesen Erinnerungen nachspüren: Wer waren eigentlich die Protagonist*innen in den Bildern Barbara Klemms – und wer sind sie heute? Unserem Aufruf folgten zahlreiche Nachrichten und viele kamen mit einer eigenen, kleinen Geschichte. Das war auch für uns eine besondere Erfahrung: Nur selten haben wir die Gelegenheit, so persönlich ins Gespräch mit Besucher*innen zu kommen.

eine Frau mit weißen Haaren steht vor einem Bild
historisches museum frankfurt: Ja, ich bin das!, schrieb eine Besucherin und schickte uns dieses Foto (c) Tamara Cristalli

Am 14. März wollten wir diese Personen kennenlernen und im Museum zusammenbringen. An dem Abend trafen Menschen aus unterschiedlichen Kontexten und auch unterschiedlichen Alters aufeinander: Manche der Anwesenden waren auf den Bildern Kinder oder in ihren Teenager-Jahren, andere waren schon damals erwachsen, als Studierende oder fest im Berufsleben.

Ebenfalls mit dabei waren Christoph Heyl, der die Idee zu einer solchen gemeinsamen Runde an uns herangetragen hat, sowie Michael Köhler und Ernst Szebedits. Die beiden forschen als „Stadtteilhistoriker“ bei der Polytechnischen Gesellschaft ebenfalls zu den Menschen in Barbara Klemms Bildern: Sie beschäftigen sich mit den Fotos an der U-Bahn-Station Bockenheimer Warte.

ein s/w Foto: viele Menschen stehen dichtgedrängt in einem Ausstellungsraum
historisches museum frankfurt: In der Ausstellung kamen die Teilnehmer_innen über die Bilder ins Gespräch (c) Ernst Szebedits

Museumsdirektor Jan Gerchow führte durch die Ausstellung, doch die eigentlichen Guides waren die Teilnehmer*innen. Sie erzählten vor „ihren“ Bildern von den Situationen, in denen diese entstanden waren und von der Zeit, an die sie sich mit diesem Foto zurückerinnerten. Als „Zeitreise in die Vergangenheit“ beschrieb eine Besucherin die Bilder Klemms. Die Gespräche, die über die Fotos im Ausstellungsraum entstanden, zeigten, dass viele diese Assoziation nachfühlen konnten. Und auch für uns im Museum wurde an diesem Abend die Faszination für Barbara Klemms Bilder noch ein wenig greifbarer.

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