Anläßlich des Arbeitskreises Migration des Deutschen Museumbundes, der sich dieses Mal in Berlin traf, schauten wir uns gemeinsam die Ausstellung Ortsgespräche im Bezirksmuseum Friedrichshain-Kreuzberg an. Wie sich während der Diskussion mit den beiden Kuratorinnen Frauke Miera und Lorraine Bluche herausstellte, fanden alle die Ausstellung sehr anregend und kurzweilig.
Die Ausstellung beschäftigt sich mit dem städtischen Raum und wie er wahrgenommen und angeeignet wird – zu verschiedenen Zeiten und von verschiedenen Bewohner_innen. Migration bildet den roten Faden. Dieser ist so eng mit der Stadtgeschichte verwebt, dass es gar nicht mehr ginge, die einzelnen Stränge wieder zu entflechten. Schön ist, dass die Stadtteilbewohner_innen in der Ausstellung so richtig zu Wort kommen, ob lange ansässig oder eben erst zugezogen.
In der ersten Etage geht es mehr um die Orte. Sechs Orte, die für viele von zentraler Bedeutung waren und sind, werden mit Objekten, Fotografien und Texten in einer beschwingt wirkenden Architektur vorgestellt. Hinzukommen die Erzählungen von Zeitzeugen, die mit Kopfhörern abgehört werden können. Dabei kommt auch der partizipatorische Aspekt in der Ausstellung nicht zu kurz (der auch schon beim Entstehen der Ausstellung eine Rolle spielte): Die Besucher_innen können an bestimmten Stellen ihre Meinungen kund tun oder selbst die Darstellung ergänzen. So konnte man etwa Erfahrungen teilen, die man selbst mit dem Urban-Krankenhaus gemacht hat. Gut gefallen haben mir auch die Objekte und ihre Geschichten: so ließ mich natürlich der Kaffeelöffel aus der Kantine der VEB Narva (heute Teil der Oberbaum-City) an das Postulat von Siegfried Giedeon denken: „Auch in einem Kaffeelöffel spiegelt sich die Sonne“ – auch kleine Objekte können (große) Geschichten erzählen…
In der zweiten Etage spazierten wir mit dem zuvor ausgeliehenen iPod auf dem Stadtplan von Friedrichshain und Kreuzberg herum und hörten uns die mit den Strassen und Plätzen verbundenen Geschichten an. Viele Bürger_innen hatten dazu beigetragen, so dass ein buntes Kaleidoskop von vielen, zum Teil überraschenden und auch eigenwilligen Sichtweisen auf die Orte entstanden ist. Hier konnten wir nach Belieben zwischen den Geschichten springen oder Routen des Museums folgen; die klare, übersichtliche Struktur des iPods machte es einfach, sich schnell zurechtzufinden. Auf dieser Etage gab es die Möglichkeit, im Tonstudio weitere Geschichten aufzunehmen. Leider hatte das Studio bei unserem Besuch noch zu – da die Ausstellung aber bis Ende nächsten Jahres läuft, gibt es noch viel Zeit, wiederzukommen!
Ich habe die Ausstellung besucht.
Ein sehr schönes Ausstellungsdesign!
Toll gemacht und sehr übersichtlich und einladend.
Klingt spannend! Ist denn in der neuen Dauerausstellung auch geplant, die Bedeutung der Migranten für Frankfurt darzustellen? Als Pfarrer der französisch-reformierten Gemeinde Frankfurts denke ich da zunächst an die Wallonen, Flandern und Franzosen, von denen Alexander Dietz in der „Frankfurter Handelsgeschichte“ sagt, dass der wirtschaftliche Aufstieg Frankfurts im 16./17. Jhdt. auf sie zurückgeht und dass sie im 17.Jhdt. ein Sechstel der Bevölkerung stellten. Ich fände es reizvoll, zu zeigen, dass ein hoher Ausländeranteil Frankfurt seit Jahrhunderten positiv prägt – wichtig auch für die zahlreichen Frankfurter mit Migrationshintergrund und ihre Identifikation mit dem neuen Historischen Museum!