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Von Armsessel-Detektiven, Käsepferden und Safari-Snapshots

Was Museen im Internet machen ist ein weites Feld. Was Museen auf einem Boot machen, ist ebenso fraglich und um eben das herauszufinden, begab ich mich vor zwei Wochen auf eine Reise. Destination: London. Mit dem Zug durch den Tunnel, innen Aufregung, außen Dunkelheit, verließ ich den Kontinent, um zu erfahren, was UK Museums on the web so machen. Mit einer Powerpoint-Folie zu unserem geplanten interaktiven Stadtmodell und tausend Technikfragen im Gepäck, war ich gespannt was die britischen Museumgeeks aus ihren Interneterfahrungen zu berichten haben.

Das taten sie erst mal auf einem Boot, schwankend, zum eingrooven. „Power to the people“ war das Motto unter dem verschiedene Museumsvertrer/innen ihren Internetzugang reflektierten. Und gemäß dem Cultural-Study-Diktum ging es um die Umkehrung der Rollenverteilung – wie können die kommunikativen und basisdemokratischen Strukturen des Internets genutzt werden, um die undefinierte „crowd“ in einen produktiven Dialog mit dem Museum zu verstricken?

Egal ob auf flüssigem Grund oder am nächsten Tag in den massiven Polstersesselreihen des Tate Modern Auditoriums fielen die Antworten exemplarisch kleinteilig aus. Ein Mikrokosmos an Internetkampagnen entfaltete sich vor meinen Augen und um die unterschiedlichen Beispiele kennenzulernen lohnt am ehesten ein eigener Blick in die Slideshows der Sprecher/innen. Sie reichen von vielfältigen Möglichkeiten Museumssammlungen online zugänglich und nutzbar zu machen über interne Bemühungen die Mitarbeiter/innen in Computer Clubs an die neuen Medien heranzuführen bis hin zur Frage, wie Expertenwissen oder einfach nur massenhafte Ressourcen abgerufen werden können.

Neben Tee, Inspiration und viel positivem Feedback für unsere eigenen Vorhaben habe ich mir am Ende drei kleine Erkenntnisse mitgebracht:

  1. Appell an die Armsessel-Detektive out there: Niemand interessiert sich für einen Haufen alter Gegenstände, auch nicht wenn er online ist. „Ain’t What You Do (It’s the Way That You Do It)“ – ein spielerischer Umgang mit dem Sammlungsbestand empfiehlt sich, Wanted-Kampagnen, die Suche nach unbekannten Liebespaaren auf schwarz-weiß Fotografien oder die Enthüllung rätselhafter Gegenstände sind interessant und machen Spaß.
  2. Know your meme – das Käsepferd: Das Internet ist kein leerer Raum sondern vielmehr geprägt durch bestimmte Nutzerpraktiken und einer Vielfalt an Kanälen. Ein Anknüpfen an diese Funktionsweisen lohnt sich und bedeutet gleichzeitig eine Änderung des Fokus und Tons. Absurditäten wie das sammlungseigene Käsepferd avancieren auf twitter zum Follower-Liebling und eröffnen die Möglichkeit zum Austausch und Gespräch auf niedrigschwelligem Level.
  3. Wir sind auf Partizipations-Safari:  „Just because you all did it together doesn’t mean it goes on the wall.” – Museen sprechen viel von „Crowdsourcing“ meinen damit jedoch völlig unterschiedliche Arten der Zusammenarbeit mit Interessierten. Sie kann von der zeitintensiven Systematisierung Safari-Snapshots bis zur Suche nach absolut abseitigem Fanwissen reichen. Auf diesem fließenden Kontinuum müssen sich Museen nicht nur bewusst werden, was sie eigentlich wollen, sondern das auch kommunizieren und ihre Wertschätzung für die gefragten Formen der Mitarbeit deutlich machen.

 

1 Kommentar zu “Von Armsessel-Detektiven, Käsepferden und Safari-Snapshots

  1. […] Franziska Mucha, Historisches Museum Frankfurt’s Von Armsessel-Detektiven, Käsepferden und Sa… […]

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