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Das weiße Gold von Höchst

Wer nach Höchst kommt und hier die pittoreske Altstadt und die malerische Mainpromenade bewundert, könnte auch einen Abstecher ins Porzellan-Museum im Kronberger Haus machen. Hier findet man in drei Abteilungen die größte Sammlung an Höchster Porzellan. Ich habe das Museum Ende letzten Jahres selbst zum ersten Mal besucht und war von der Vielfalt der Ausstellungsstücke begeistert.

Der alte Adelspalast im Frankfurter Stadtteil Höchst, in dem sich heute das Porzellan-Museum befindet, blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Der Amtmann Franz von Cronberg ließ das Haus im 16. Jahrhundert für sich und seine Familie im Stil der Spätrenaissance erbauen. Ein Wappenstein, den man noch heute an der nördlichen, dem Hof zugewandten Hausfassade finden kann, entstand zur Grundsteinlegung des Gebäudes im Jahr 1580. Die Inschrift lautet: „ACH GOTT UND HERR DVRCH DEIN GEWALT / MIT GNAD VND GLÖCK DIS HAVS ERHALDT / SAMPT ALLEM WAS GEHÖRT DARZU DAS / SEGNE O HERR IHRESV CHRIST IM GVTEM / FRIDT VND RVHE! AMEN. 1580.“

Durch die Jahrhunderte

Nach dem Tod Franz von Cronbergs wechselte der Besitz durch Vererbung und Verkauf in den folgenden Jahrzehnten mehrfach den Eigentümer. Im 18. Jahrhundert wandelte sich die Funktion des Gebäudes vom ursprünglichen luxuriösen Wohnhaus und Wirtschaftshof zunächst zu einer Druckwerkstatt, dann in eine Tabakfabrik und im 19. Jahrhundert in eine städtische Verwaltungsstelle. Von 1874 bis 1909 diente es der Stadt Höchst als Rathaus. Später war es Verwaltung und Schule mit Bibliothek und naturwissenschaftlichem Kabinett.

Nach der Verlegung der Stadtverwaltung in den Bolongaropalast 1909 verfiel das Kronberger Haus allmählich. Bis 1994 wurde das Haus mehrfach saniert. Seitdem ist das Kronberger Haus eine Zweigstelle des Historischen Museums Frankfurt, um seine Höchster Porzellansammlungen dort zu präsentieren, wo sie einst entstanden sind und noch heute hergestellt werden.

Die Höchster Porzellan-Manufaktur

1746 gründeten zwei Frankfurter Kaufleute, mit der Unterstützung des Mainzer Kurfürsten Johann Friedrich Carl von Ostein die „Höchster Porcellainefabrique“. Sie sollte nicht nur neue Arbeitsplätze schaffen und die Mainzer Wirtschaft beleben, das Porzellan sollte auch die fürstliche Reputation steigern. Daher durften die Höchster Erzeugnisse, in Anlehnung an das kurfürstliche Wappen, mit einer sechsspeichigen Radmarke als Zeichen der Güte und Herkunft versehen werden. Damit entstand die drittälteste Porzellan-Manufaktur im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation, nach Meissen und Wien.

Die Standortvorteile

In dem Städtchen Höchst eine Porzellan-Manufaktur zu errichten brachte einige Vorteile mit sich, so waren hier die Löhne niedrig und die Grundstücke preiswert. Der wichtigste Grund aber dürfte die Nähe zu der alten Reichsstadt Frankfurt am Main gewesen sein, denn dort fanden zweimal im Jahr große internationale Reichsmessen statt. Die Höchster Porzellan-Manufaktur war regelmäßig mit einem Messestand im Frankfurter Römer vertreten. Zudem ließen sich die Porzellane ideal auf dem Main mit dem Marktschiff nach Frankfurt oder Mainz und auf dem Rhein nach Köln, Amsterdam oder Rotterdam verschiffen. So förderte der Mainzer Kurfürst mit der Gründung der Manufaktur Handel und Handwerk in Höchst und trat dabei bewusst in wirtschaftliche Konkurrenz zu Frankfurt am Main.

Von ihrer Gründung 1746 bis zu ihrer Schließung 1796 erlebte die Höchster Porzellanfabrik eine wechselvolle Geschichte – zunächst als kurfürstlich privilegiertes Privatunternehmen, nach dem Konkurs von 1756 unter Insolvenzverwaltung, ab 1765 als Aktiengesellschaft und ab 1778 als kurfürstlicher Staatsbetrieb. 1796 wurde der Betrieb auf Grund von Misswirtschaft, steigender Konkurrenz und Folgen der französischen Revolutionskriege geschlossen und 1798 das Grundstück samt Gebäude und Inventar versteigert. Während ihres 50jährigen Bestehens hat die Höchster Fabrik viele talentierte Porzellanmaler und Modelleure kommen und gehen sehen.

Die Kunstwerke die aus dieser Zeit hervorgegangen sind, verdeutlichen auf eindrucksvolle Weise die Qualität der Höchster Manufaktur. Von Geschirr und Hygieneutensilien über Vasen, Platten und Leuchter bis hin zu Kinder-, Musiker-, Bauern-, mythologischen Götter- und christliche Porzellanfiguren. Die Bandbreite der Porzellane ist groß und die Motivik sehr abwechslungsreich. Besonders schön lässt sich der stilistische Übergang von Rokoko zum Klassizismus an einigen Werken der Sammlung ablesen. Mehr dazu in einem anderen Blogbeitrag…

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