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Der Geruch von gestern

Es ist bekannt, dass Erwachsene gerne mit Spielsachen spielen, die eigentlich für Kinder bestimmt sind.  Vor allem bei Miniatureisenbahnen müssen Jungen häufig mit ihren Vätern  um die Bedienung der Stellwerke der vielfach technisch aufgerüsteten Anlagen konkurrieren. Als Susanne Gesser und Marie-Luise Schultz die Freunde und Förderer des Museums durch die zahlreichen, auf drei Etagen des Altbaus verteilten Räume des kürzlich wiedereröffneten Jungen Museums führten, konnte man ebenfalls die Freude der Erwachsenen an Gegenständen aus ihrer Kindheit bemerken. Dabei beschränken sich die Exponate des Jungen Museums keineswegs auf historische Spielzeuge. Dazu gehören seltene Stücke wie ein Gewächshaus für Puppen oder hochglanzpolierte Miniherde aus Puppenküchen, die nur in Glasvitrinen in der Sonderausstellung „WOW, das Beste aus 45 Jahren Kindermuseum Frankfurt“ bestaunt werden können. Weniger wertvolle Spielzeuge stehen den kleinen Besucherinnen und Besuchern zum Spielen zur Verfügung und werden bei Verschleiß repariert oder ersetzt. So gibt es auch eine kleine Sammlung von Barbiepuppen, die von den Großeltern und Eltern unter den Freunden und Fördereren ihren Kindern und Enkeln wohl mehrheitlich vorenthalten wurden.

Ungeachtet des musealen Hintergrunds sehen die beiden Kuratorinnen ihre Aufgabe darin, den Kindern nicht ein Spielhaus, sondern einen Lernort – auch über die Welt von gestern – zu bieten. Dazu dienen zahlreiche Funktionsräume, in denen die Kinder und Jugendlichen eingeladen werden, aktiv mitzumachen: In einer historischen Apotheke können Tees gemischt werden, in einem authentischen Tante-Emma-Dorf-Laden werden die Waren noch einzeln gewogen und nicht über einen Scanner gezogen. Aus einem Fundus alter Kleidung und Kopfbedeckungen können sich Kinder verkleiden, in einem kleinen Atelier können sie an Staffeleien malen. Daneben steht eine Computerwerkstatt beispielweise für Bildbearbeitung sowie ein Tonstudio für Sprach- und Musikaufnahmen zur Verfügung. In dieser nicht vollständigen Aufzählung der einzelnen Projekträume, die üblicherweise in der Woche von Schulklassen genutzt werden und an Wochenenden zum Teil für Familien oder gebuchte Kindergeburtstage zur Verfügung stehen, wiederholt sich das Grundprinzip des Historischen Museums: In der historischen Sammlung von Frankfurt Einst? wird die Welt von gestern gezeigt, in den modernen Projekträumen lernen die Kinder spielerisch, sich im Frankfurt Jetzt! zu behaupten.

Dass Vergangenheit und Gegenwart oft nebeneinander existieren, führten Susanne Gesser und ihre Kollegin Marie-Luise Schultz den Freunden und Förderern anhand der funktionsfähigen Setzerei und Druckerei im Gewölbe des Altbaus vor. Alles was Gutenbergs Jünger noch vor etwa 30 Jahren vor Einführung des Offsetverfahrens an metallenem Werkzeug benötigten, lag griffbereit vorhanden und wurde zur Probe auch vorgeführt. Wer nach einem  markanten Begriff für die nach wie vor praktizierte Kommunikation auf Papier sucht: Es ist der typische Geruch der Druckerfarbe, der beim Eintritt in das Druckereigewölbe zu spüren war.

 

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