Neudenken + Entwerfen

Digitale Museumspraxis #13 – Stop-Motion

Heute vor ziemlich genau zwei Jahren habe ich mit der Blogreihe zur digitalen Museumspraxis begonnen und jetzt fragt eine Blogparade: „Wie digital sollten Museen sein?“. Eigentlich wollte ich ja über den Stop Motion Workshop berichten, in dem wir zum ersten Mal gemeinsam mit Usern und der Expertenhilfe von Sebastian Pataki Beiträge fürs Stadtlabor Digital produziert haben. Toll war das. Und lehrreich. Die Ergebnisse sind ab Mittwochabend online und alle sind herzlich eingeladen zur Mini-Vernissage heute Abend, am 28. März, in Frankfurt Jetzt! um 18:30 Uhr, um sich schonmal in das Thema „Orte der Jugend“ einzugrooven – bevor wir Ende Oktober dann die ganze Ausstellung dazu eröffnen… [Ende des Werbeblocks]

„Stop-Motion“ kann man aber auch als wunderbares Bild benutzen, um über die digitale Museumsentwicklung zu reflektieren. Denn während auf der einen Seite die Digitalisierung  politisch vereinbart wird, fehlen auf der anderen Seite die rechtlichen Rahmen; obwohl (in Deutschland) seit vier Jahren ein Museum nach dem anderen seine digitale Strategie veröffentlicht, wird immer noch Handlung gefordert und wenn was passiert, dann kommt oft der Banalisierungsvorwurf. WLAN, Social Media, VR, UGC, Open Data, Datenschutz – es gibt so viel zu tun und so viele Widersprüche zwischen Erwartungshaltung (meistens auf Userseite verortet) und Einschränkungen (finanzieller, administrativer, rechtlicher und professioneller Natur). Und mittendrin das Museum, das wie im Feierabendverkehr irgendwie nur ruckelnd voran kommt. Was ist da zu tun?

Auf alle Fälle: genauer hinschauen! „Wie digital sollten Museen sein?“, oder „was ist der digitale Mehrwert?“, sind so breite Fragestellungen, dass man nur mit Verallgemeinerungen antworten kann. Gerade als im Museum Arbeitende  sollten wir aber anfangen, genauer zu unterscheiden zwischen den verschiedenen Dimensionen, in denen wir digitale Werkzeuge einsetzen können: als Brücke vor oder nach dem Museumsbesuch, zur Aktivierung im Museum, als  parallele und damit eigenständige Ebene der Narration oder eben wie im Stop-Motion-Workshop als Mittel zur Co-Creation. Und damit einher geht auch die Einordnung der Maßnahmen – geht es um Vermittlung, Kommunikation, Marketing, Usergruppen, Partizipation oder Interaktion…? Je nachdem sind auch ganz unterschiedliche Angebote gefragt.  (Das könnte eine Antwort auf die Frage 1 sein: welche digitalen Angebote sollte jedes Museum machen?)

Frage 2: Sind Museen ohne digitale Angebote heute noch wettbewerbsfähig?

Ob wir wettbewerbsfähig sind, hängt nicht allein von digitalen Werkzeugen ab, sondern davon, ob sich Museen ihrer Besucher- und Benutzergruppen bewusst sind. Für wen wollen wir relevant sein? Dabei geht es nicht nur um die sagenumwobenen „Digital Natives“, die längst von „Netflix und Candy Crush“ abgeworben wurden, sondern um die Hälfte der deutschen Bevölkerung, die als Nicht-Besucher von Kulturinstitutionen gelten. In seiner Studie zeigt Thomas Renz sehr schön, dass ganz unterschiedliche Barrieren von Kulturinstitutionen aufgebaut werden, und die ziehen sich quer durch alle Bereiche. Outreach-Programme könnten hier wunderbar mit digital-analogen Formaten anknüpfen.

Frage 3: Was macht ein überzeugendes digitales Profil aus?

Wir brauchen mehr Professionalisierung: Die Expertise im Haus und die Zusammenarbeit zwischen den Museen muss verbessert werden. Das ständige Beta-Best-Practice-Lessons-Learned-Karussell muss in Wissensbildung überführt werden, damit Museen mit Usern, Anbietern und digitaler Kultur kompetenter umgehen. Und schließlich können digitale Aufgaben nicht nebenher erledigt werden, sondern brauchen eigene Ressourcen und sollten ein fester Teil der Museumsarbeit werden.

Damit ist irgendwie auch schon alles zu Frage 4 gesagt und statt mich selbst zu Zukunftsvisionen hinreißen zu lassen, zitiere ich lieber andere: „Museum leaders expect upcoming years to bring a number of changes, including deeper immersion, more communal creation, and greater personalization.“ Why not? Weniger Stop, mehr Motion!

 

2 Kommentare zu “Digitale Museumspraxis #13 – Stop-Motion

  1. Vielen Dank für diese Gedanken zum aktuellen Thema. Gerade die Antwort auf Frage 2 trifft doch einen wichtigen Kern der Sache: Warum und für wen engagieren wir uns als Museen digital? Die große Chance ist sicherlich, Hemmschwellen abzubauen und neue Angebote zu schaffen. Nicht nur, um unbedingt digital zu sein, sondern um unseren Museumsgästen neue Möglichkeiten der Wahrnehmung und Ergänzungen zu bieten, die bisher analog nur schwer umsetzbar waren.

    • Franziska Mucha

      Liebes Team vom Uhrenmuseum,
      danke für euren Beitrag! Ich finde es angesichts der #DeleteFacebook-Debatte auch interessant, dass ihr euch zum Beispiel gegen Facebook entschieden habt. Gibt es da schon Feedback, wen ihr damit erreicht/nicht erreicht?
      Beste Grüße,
      Franziska

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