Die Politikerin und Widerstandskämpferin gegen das NS-Regime Lore Wolf, geb. Winkler (1900-1996) stammte aus einfachen ländlichen Verhältnissen. 1916 begann sie in Höchst eine Ausbildung zur Stenotypistin. Ihr Vorgesetzter war Karl Kirchner, der Ehemann von Johanna Kirchner (1889-1944). Er machte sie mit der Gewerkschaftsarbeit, der Sozialistischen Arbeiterjugend und der Naturfreunde vertraut. Hier lernte sie ihren späteren Ehemann Hans Wolf (1899-1963) kennen, den sie 1923 heiratete. 1925 kam die Tochter Hannelore zur Welt. Ab 1933 lebte die Familie in Frankfurt. Lore Wolf trat hier umgehend der gerade verbotenen Partei KPD bei.
Von nun an war Wolf im Untergrund tätig, wo sie für die KPD u.a. Flugblätter und Zeitungen erstellte sowie illegale Publikationen verteilte. Bis Herbst 1934 verfasste sie Zeitungsseiten und Flugblätter auf Wachsmatrizen zur Vervielfältigung. Mit dem Aufruf zum Widerstand gegen das NS-Regime wurden so in der ganzen Stadt Tausende von Menschen erreicht. Doch durch einen Spitzel in der Gruppe wurden Wolfs Aktivitäten verraten.
Zum Glück gelang Lore Wolf und weiteren Aktivist*innen gerade noch rechtzeitig die Flucht in das damals noch unter französischer Hoheit stehende Saargebiet. Wolf nahm hier umgehend bei der „Roten Hilfe“ ihre Arbeit auf und unterstützte zusammen mit ihrer langjährigen Freundin Johanna Kirchner Flüchtlinge beim Überqueren der französischen Grenze. Doch nach dem „Anschluss“ des Saargebiets an das Deutsche Reich 1935 musste Wolf selbst nach Frankreich emigrieren. Sie blieb erst einige Zeit in Lothringen, in der Schweiz und ging dann in Paris. Hier war ihre Arbeit vielfältig – sie unterstützte Flüchtlinge und Teilnehmer der Internationalen Brigaden im spanischen Bürgerkrieg und schloss sich der französischen Widerstandsbewegung – der Resistance – an. Mehrere Jahre lebte sie illegal in Paris, bis sie am 28. August 1940 von der Gestapo verhaftet wurde.
Wie es weiter ging, können Sie auf der Seite der Frankfurter Frauenzimmer lesen – über ihr Leben mit Anna Seghers in Paris, im Zuchthaus Ziegenhain sowie über ihre Begegnungen mit Johanna Kirchner im Gefängnis Berlin- Plötzensee.
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