1200 Jahre schon? So lange ist es schon her, dass Karl in „seiner“ Stadt Aachen starb. Zum „Großen“ Karl wurde er erst von der Nachwelt gemacht. Heftig vergöttert und von Deutschen und Franzosen zum Vorbild erhoben, ist der Karolinger heute nicht mehr wegzudenken, auch nicht hier in Frankfurt.
Aber wie soll man mit einer Gestalt umgehen, in der sich wirkliches Geschehen nur allzu oft mit Fiktion oder Sagenhaftem vermischt. Was ist dem König und Kaiser angemessen? In der Vergangenheit dominierte das Heldengedenken bis hin zur Verklärung. Heute ist uns das Vorbild Karl der Große als Idol christlicher Herrscher fremd geworden. Und seine Umdeutung als Vater Europas auch eher ein Produkt seiner Verklärung durch die Nachwelt. Nach dem Tod leuchtet und strahlt der Frankenkaiser heller als er es zu Lebzeiten je tat. Ohne Zweifel jedoch war der Karolinger einer der größten Herrscher des Mittealters und Impulsgeber für Wirtschaft, Religion und Kultur.
Wenn ein Gedenken, Erinnern oder Jubiläum (irgendwie makaber im Falle eines Todes) über die Social-Media-Kanäle stattfindet, so wie wir es gerade planen, ist man als Frau und Mann vom Fach vor zwei Herausforderungen gestellt. Erstens gilt es, Wissenswertes über Karl so zusammenkürzen, dass es gleichzeitig kurzweilig wie lehrreich ist. Zweitens heisst es, die richtige Sprache zu finden. Komplizierte Begrifflichkeiten sind ebenso fehl am Platz wie weit ausholende Erklärungen und Zusammenhänge. Und beides findet sich bei Karl ununterbrochen, dessen Epoche zweifellos eine Zeit des großen Umbruchs war. Wir balancieren zwischen gesicherten Fakten und ihrer publikumswirksamen Zurschaustellung. Deshalb setzen wir gerne auf Facebook oder Twitter: Kurze, informative Fakten können so schnell verbreitet werden und auf interessierte NutzerInnen treffen.
Die große Erzählung vom Leben Karls bleibt vielleicht etwas auf der Strecke. Aber das ist nicht weiter schlimm, denn wir möchten eher eine Kostprobe geben, ein kleiner Hinweis auf die Geschichte – auch auf die Sammlungsgeschichte des historischen museums, ist doch schließlich die riesige Standfigur von Karl dem Großen, die einstmals auf der Alten Brücke stand, bei uns im Museum. Wenn man die unzähligen Statuen, Kirchenfenster und Bildnisse so sieht, dann spiegelt sich die Frankfurter Geschichte noch in der Frankfurter Gegenwart.
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