Längst schreibt sie Hausarbeiten, entwirft Gedichte, schreibt Bewerbungen oder zeigt uns Bilder von Papst Franziskus in weißer Daunenjacke – künstliche Intelligenz ist in aller Munde. Unter künstlicher Intelligenz werden Technologien zusammengefasst, die menschliche Fähigkeiten durch Algorithmen basierend auf großen Datenmengen simulieren: Sprachmodelle wie ChatGPT kombinieren Sprache nach bekannten Mustern, sodass ein grammatikalisch und oft auch inhaltlich sinnvoller Text entsteht, Bild-KI generiert Bilder nach den eigenen Vorgaben, KI kann sogar Stimmen und Gesichter täuschend echt manipulieren und fälschen.  Gelobt, gepriesen, verrufen, verschrien – führende KI-Expert*innen warnen inzwischen vehement vor den Risiken der rasanten Weiterentwicklung. In der Museumswelt ist Künstliche Intelligenz schon in unterschiedlichsten Funktionen angekommen – sei es in der ästhetischen Praxis und Vermittlung, in der medienkritischen Auseinandersetzung, in der Besucher*innen-Forschung, in der museologischen Forschung, in der Arbeit mit der Sammlung und dem systematischen Erfassen von Daten oder Textarbeit und Übersetzung.

Künstliche Intelligenz ist nur so gut, wie die Daten und das Wissen, die ihr zur Verfügung stehen. Und da die KI quasi das gesamte Wissen des Internets zur Verfügung hat (also, theoretisch), wie kann da ein Museum als öffentlicher Wissensspeicher mithalten? Was können wir im Vergleich zur KI leisten? Unser kleines Digital-Team hat diese Frage sehr beschäftigt, also haben wir uns auf einen Battle eingelassen: HMF vs. KI! Auf Instagram, Twitter und Mastodon haben wir unsere Follower*innen aufgefordert, uns auf die Probe zu stellen und ihre Fragen an das Museum zu schicken. Dann lief die Zeit: Wie können wir mit den Ressourcen des Museums diese Frage bestmöglich beantworten? Welche Infos liefern Online-Sammlung, die Website, unsere Objekt-Datenbank, Ausstellungstexte oder das ganze Wissen, das in den Köpfen der Kolleg*innen schlummert und nirgendwo so richtig recherchierbar ist? Und im Gegensatz dazu: Welche Antwort liefern ChatGPT & Co. auf die Frage?

Zugegeben, irgendwann kamen wir ganz schön ins Schwitzen! Manche Fragen waren ganz easy (Wie viele Familienstationen gibt es im Museum?), andere schon schwieriger (Wie viele Objekte gibt es in der Sammlung), wieder andere richtig und wichtig (Was bedeutet KI für die Arbeit von Kurator*innen?). Danke an die Community für diese vielen tollen Fragen – und dass ihr es uns nicht leichtgemacht habt!

Und keine Social Media-Aktion ohne ein bisschen Spielerei! Wir haben es uns natürlich nicht nehmen lassen, von der KI einen neuen Objekttext für den Schöner-Globus schreiben zu lassen. Oder den Spieß umzudrehen, und die User*innen auf die Probe zu stellen: Zwei Stadtansichten, eine ist vom HMF, die andere von der KI. Aber welche?

Unser Fazit nach einem Tag voller Experimente: ausprobieren lohnt sich! Ganz arbeitspraktisch, ist die spielerische Annäherung ein ermächtigender Rahmen, um sich mit neuen Technologien zu beschäftigen und die Berührungsangst abzubauen. Dabei wurde auch schnell für uns sichtbar, was aktuell mit offen zugänglichen Angeboten maschinell möglich ist und wo menschliches Maß noch unbedingt gebraucht wird: hier schließen wir uns der Perspektive vieler  Medienpädagog*innen an, dass wir mit den wachsenden Möglichkeiten KI-gesteuerter generativer Prozess auch die Urteilskraft der Nutzer*innen stärken müssen. An der Stelle sind wir als Kuratorinnen mit digitaler Expertise gefragt, zur Medienkompetenz weiter beizutragen, und einen Reflexionsraum anzubieten, um das Verhältnis zwischen Technik und Gesellschaft aktiv mitzubestimmen. Und dann ist da noch die Frage der Museumsdaten, die wir natürlich sehr gerne in Zukunft auch algorithmisch nutzbar machen wollen, aber da fehlt uns andersherum noch die Kapazität, um die Daten gut aufzubereiten und die KI dann für uns arbeiten zu lassen.

Laura Hollingshaus und Franziska Mucha

Screenshot von Instagram: Wer hat sich besser geschlagen? Abstimmung: HMF (91%), KI (9%)

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