Ein Museum für alle. Darum ging es uns am 2. November bei einem internen Workshop im Leopold Sonnemann-Saal. Das Thema war: Inklusion.
Eine Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit diesem wichtigen Thema schon über zwei Jahre und der erarbeitete Leitfaden und die geplanten Maßnahmen sind schon ziemlich konkret. Das Ziel des Workshops war, alle Mitarbeiter/innen des Hauses nun damit vertraut zu machen. Den ganzen Tag tauschten sich alle darüber aus, wie wir das neue Museum wirklich für alle zugänglich machen können. Weitere Denkanstöße lieferten uns dabei drei Vorträge von überaus interessanten Gästen: Die Leiterin der Stabstelle Inklusion von der Stadt, Christiane van den Borg, Dr. Uta George vom Amt für multikulturelle Angelegenheiten und Annalena Knors, Master-Studentin der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft Berlin.
Frau van den Borg gab uns wichtigen Input zu der Komplexität des Themenfeldes Inklusion. Inklusion bedeutet mehr als behindertengerecht zu bauen. Es geht darum, allen Menschen die Möglichkeit zu eröffnen, unser Haus und seine Ausstellungen besuchen und verstehen zu können. Viele Angebote sind für mehr als nur eine Zielgruppe attraktiv, denn dass sich nicht nur ein Rollstuhlfahrer über eine Rampe freut, sondern auch ältere Menschen, deren Knie das mit dem Treppensteigen nicht mehr ganz so gut verkraften, ist klar. Dabei heißt es eine positive Grundhaltung zu haben und lösungsorientiert zu denken. Aber auch: mit offenen Augen und wachen Verstand die Planung begleiten, denn einzelne Stufen oder herabhängende Vitrinen müssen erst einmal als potentielles Hindernis wahrgenommen werden. Die Kuratoren müssen bei ihren Texten auch immer im Hinterkopf behalten, dass nicht jeder Geschichte studiert hat oder mit einem Fremdwörter-Duden durch die Gegend – beziehungsweise das Museum – spaziert.
Einen besonderen Einblick in das Thema Inklusion gewährte uns Annalena Knors, die extra aus Berlin angereist kam, um uns ihre Master-Arbeit, in der sie als Planspiel ein inklusives Konzept für die neue Dauerausstellung des historischen museum frankfurts erarbeitet, vorzustellen. Da Frau Knors selbst blind ist, konnte sie uns auch darüber berichten, wie sie persönlich ein Museum und seine Ausstellung wahrnimmt und uns so für diese besondere Art der Wahrnehmung sensibilisieren. Mit einer Übung in Dreier-Gruppen konnten wir selbst erfahren, wie wichtig die Mischung aus Betasten und Beschreiben ist. Ein faszinierendes Erlebnis mit einer faszinierenden jungen Frau!
Und fröhlich ging die Runde weiter, denn kein Museum ohne erklärende, einführende und manchmal – dank verschachtelten Sätzen und Fremdwörtern – verwirrende Texte ist kaum vorstellbar. Letzteres ist natürlich für alle Beteiligte ärgerlich, denn auch eine Kuratorin will im Grunde seines Herzens verstanden werden. Und zwar nicht nur von den Kollegen, sondern von den Besuchern. Deshalb beschäftigten wir uns intensiv mit dem Gebrauch von Einfacher und Leichter Sprache und Frau Dr. George erklärte uns was es mit Leichter Sprache auf sich hat und wie sie sich in eine Ausstellung integrieren lässt.
Ob es uns gelingen wird, das neue Museum für jeden zugänglich zu machen, müssen die Besucher/innen ab 2017 entscheiden. Wir sind jedenfalls nach einem spannenden und produktiven Konzeptionstag sehr zuversichtlich.
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