Sammeln + Pflegen

170.000 Museumsobjekte haben ein neues Domizil!

Nach dreijähriger Suche, einem Jahr intensiver Planung und vier Wochen Transport- und Umlagerungsarbeit ist es nun geschafft: Die Münz-, die Gemälde-, die Textilsammlung sowie die gerahmte Grafik sind umgezogen und haben verteilt auf zwei Liegenschaften ihre neuen Standorte bezogen. Die Aktion wurde nötig, nachdem die Deutsche Nationalbibliothek Eigenbedarf angemeldet hatte. Dort im Tiefspeicher waren die Sammlungen zunächst untergekommen, nachdem die Sanierung der historischen Gebäude des Museums am Saalhof beschlossen wurde und klar war, dass die dort untergebrachten Objekte zum Beginn der Arbeiten umziehen mussten. Bereits damals war die Suche nach einer geeigneten Liegenschaft, die den unterschiedlichen Anforderungen der vier Sammlungen Genüge leisten sollte, schwierig. Mit dem Angebot in der Deutschen Nationalbibliothek fand sich 2008 dann eine erste Lösung. Dass es sich hierbei um eine Lösung auf Zeit handelte, war immer klar.

2019 kam dann das Signal; der Auszug musste geplant werden. Die nun beginnende Suche war noch schwieriger als bei der zurückliegenden Umlagerung. Die Zeit wurde immer knapper und die beiden Liegenschaften, die den Zuschlag erhielten – ausreichend große Räumlichkeiten fanden wir leider nicht –, mussten in unterschiedlicher Weise den Bedürfnissen an die konservatorischen und sicherheitstechnischen Bedingungen der Museumssammlungen angepasst werden. Eine Fläche mit Büroräumen wurde entkernt und mit einer neuen Lagertechnik bestückt. Dazu mussten Lagerpläne entwickelt, die Statik berechnet und Firmen für die bauliche Umsetzung gefunden werden. Ein nicht ganz einfaches Unterfangen innerhalb eines Zeitraumes von nur einem Jahr, mitten in einer pandemischen Ausnahmesituation. Doch das zeitliche Ziel war gesteckt: Am 31. Oktober musste der fast 1.800qm große Raum in der Deutschen Nationalbibliothek leer sein.

Nach der Schlüsselübergabe für die eine der Liegenschaften am 6. Oktober war jeder Tag strikt durchorganisiert. Am 7. und 8. Oktober fand der Umzug der Münzsammlung statt. Die kleinsten Objekte innerhalb des Umzugsgeschehens bereiteten auch die geringsten Probleme. Der Umzug war gut vorbereitet. Die Münzladen standen bereits seit Wochen, zu Paketen geschnürt, bereit. Innerhalb von nur zwei Tagen waren Sammlung und Lagermobiliar umgezogen.

Vom 11. bis 29 .Oktober folgen dann die Gemäldesammlung, die vergleichsweise kleine Sammlung der gerahmten Grafik sowie am Schluss die Textilsammlung.

Die größte Herausforderung bot zweifelsohne die Gemäldesammlung. Das begann schon mit der Planung. Die Sammlung musste darauf vorbereitet werden, an drei unterschiedlichen Orten aufgeteilt zu werden. Übergroße Formate konnten in dem neuen Hauptdepot nicht untergebracht werden, sondern mussten in eine Liegenschaft, in dem sowohl der Raum wie der Transportweg incl. des Lastenaufzugs die Verlagerung überhaupt möglich machte. In dem neuen Gemäldedepot konnte ein ausgewählter Teil der Sammlung nun nach 15 Jahren die Holzlagerkisten endlich verlassen und auf Gitterwände nach Genres gehängt werden. Um diese Aufteilung zu gewährleisten, begannen die Arbeiten bereits Ende 2020. Gemälde gleichen Formats wurden in Holzkisten verpackt, nummeriert und in der Objektdatenbank erfasst. Daraus wurden Listen generiert, die einerseits Grundlage für das Transportcontrolling und andererseits auch die Dokumentation ermöglichte, was ist in den Kisten verbleiben und was kam auf die Gitterwand kommen sollte.

Die gepackten Mehrfachkisten verließen das alte Depot aber erst in der zweiten Phase. Zunächst wurden die Groß- und Übergroßformate auf die Reise geschickt, um Platz im Depot zu schaffen. Der Transport dieser extrem schweren Objekte konnte nur mit einer Kunsttransportfirma erfolgen, die die notwendige Erfahrung und Expertise mitbringt. Denn auch die größten und schwersten Kisten mussten mit höchster Sorgfalt transportiert werden, da sich jede abrupte Bewegung unmittelbar auf das Objekt im Innern überträgt. Eine Anzahl von Kisten war so groß, dass sie weder in den Aufzug passte, noch über das Treppenhaus der Deutschen Nationalbibliothek transportiert werden konnten. Sie mussten über die Tiefgarage mehrere Etagen hochgeschoben werden – ein schier unfassbarer Kraftakt, der den Mitarbeitern der Kunstspeditionsfirma viel abverlangte. Mehr als einmal haben wir die Luft angehalten und gezittert, ob alles gut geht. Das ist es.

Am Ende stand die Textilsammlung auf dem Plan. Trotz der im Vergleich zu den Gemälden leichteren Einzelstücken war hier aufgrund der schieren Masse – 16.000 Objekten, zumeist in Kartonagen, aber auch auf Kleiderständern mussten schnell und sicher transportiert, die Lagerelemente abgebaut und am neuen Ort aufgebaut und die Objekte ohne Zeitverzögerung in die Lagermöbel einsortiert werden.

Am Ende hat alles gepasst. Es wird aber noch viele Nacharbeiten im Dezember und im kommenden Jahr brauchen, bis das Gemäldedepot wieder für die Ausstellungsarbeit intern wie extern zur Verfügung stehen kann.

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