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Obst oder Kräuter?

von Marina Berazategui

„Der Garten ist nicht zu einem Blumen-, Melonen, Obstgarten, sondern zu einem Kräutergarten (Hortus Medicus) gemacht“,  so formulierte Johann Christian Senckenberg den Zweck seines Stiftungsgartens vor mehr als 250 Jahren. Für die Wechselausstellung Frankfurter Gartenlust, die im März 2021 eröffnen wird, recherchiere ich zur Zeit über den botanischen Garten, seine Geschichte von der Entstehung am Eschenheimer Turm und bis hin zum zweiten Garten, der heute zum Gelände des Palmengartens gehört bis hin zu den beiden gegenwärtigen Gärten: dem Botanischen Garten Frankfurt an der Siesmayerstraße und dem Wissenschaftsgarten der Goethe-Uni am Riedberg. Im Blogpost möchte ich nun die historischen und gegenwärtigen Funktionen der beiden Arzneipflanzengärten in Frankfurt vorstellen und wie sie sich vom Hortus Medicus am Eschenheimer Turm weiter entwickelt haben.

schwarz-weiss-Foto auf einen bepflanzten Garten und Gebäude

Im Jahre 1763 hatte Senckenberg sein ganzes Vermögen für die Errichtung eines medizinischen Instituts und eines Krankenhaus gestiftet. Zur Versorgung von bedürftigen Personen in Frankfurt und zur Forschung und Lehre im Institut wurde ein Garten eingerichtet – der erste Botanische Garten Frankfurts. Dieser wurde im Jahre 1774 auf einem Gelände nah am Eschenheimer Turm fertig gestellt, zwei Jahre nach dem Tod des Stifters. Von den Pflanzen, die dort wuchsen, weiß man, dass sie vor allem Heilpflanzen waren, die an das Frankfurter Klima gewöhnt waren. Auch giftige Pflanzen waren dabei; sie dienten vor allem der Lehre, damit Medizinstudenten an diesen Pflanzen lernen konnten, um Fehler zu vermeiden.

1907 bezog die Senckenbergsche Stiftung verschiedene Standorte in der Stadt. Der Botanische Garten wurde nun auf einem Gelände nördlich des Palmengartens untergebracht, das später dem Palmengarten zugeschlagen wurde. Der Botanische Garten Frankfurt siedelte sich daraufhin nun zwischen Palmengarten und Grüneburgpark an, dort ist er bis heute. 2012 übernahm die Stadt die Trägerschaft von der Goethe-Universität, und die Forschung der Naturwissenschaften findet nun im Wissenschaftsgarten am Uni-Campus am Riedberg statt.

Die Medizin- und Heilpflanzen sind immer noch in diesen Gärten vorhanden. In beiden ist unter anderen auch ein Arzneipflanzengarten entstanden. Sie haben jeweils eine andere Funktion und richten sich an unterschiedlichen Zielgruppen. Während sich der Botanische Garten an ein breiteres Publikum richtet, dient der Wissenschaftsgarten vor allem der Lehre und der Forschung, was an der Anordnung und Beschriftung gut sichtbar wird.

Im Arzneipflanzengarten (der sogenannte neuen Senckenbergischen Arzneipflanzengarten) des Botanischen Gartens sind die Pflanzen nach medizinischer oder therapeutischer Anwendung angeordnet – das heißt nicht nach wissenschaftlichen Kriterien. Zwischen den Beeten gegen „Verstopfung“, „Harnwege“ und „Krämpfe“, ist hier auch ein Beet für „giftige Pflanzen“ angelegt. In den anderen Beeten gibt es zwar auch giftige Pflanzen, die aber in kleineren Mengen als Heilmittel benutzt werden können. Ein Beispiel ist das Maiglöckchen, über dessen Heilkraft Senckenberg im Jahre 1737 seine Dissertation schrieb und promoviert wurde.

Der Arzneipflanzengarten des Wissenschaftsgartens liegt neben anderen wissenschaftlichen Anlagen. Im Gegenteil zum Arzneipflanzengarten im botanischen Garten sind hier die Pflanzen nach Inhaltstoff angeordnet, zu denen zum Beispiel Polyphenole, Mono-/Sesquiterpene, Fette Öle und Alkaloide gehören. Dieser Garten dient der Lehre des Studiengangs Pharmazie am Uni-Campus Riedberg und insbesondere der Vorlesung „Pharmazeutische Biologie“ und richtet sich damit eine andere Besucher*innengruppe als der Botanische Garten.

Die meisten Bilder wurden am 31. Oktober 2019 aufgenommen, am letzten Eröffnungstag beider Gärten für dieses Jahr. Wir freuen uns schon auf die Wiedereröffnungen am 23. Februar 2020 für den Botanischen Garten und im März 2020 für den Wissenschaftsgarten!

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