Sammeln + Pflegen

Zeit für einen Depotbesuch?

Während des laufenden Museumsbetriebs und eines „akuten“ Ausstellungsprojektes ist nie so richtig Zeit, sich intensiv mit der Sammlung zu beschäftigen – so bleibt manches liegen. Nun habe ich gerade wieder etwas Zeit, um mich verstärkt wieder um die Sammlung zu kümmern.

Als Kuratorin für Spielzeug, Kindheits- und Jugendkultur und Alltagskultur führt mich mein Weg oft nach Fechenheim, wo sich eines der verstreut in der Stadt liegenden Depots befindet. Das Gebäude wird seit den 1980er Jahren vom Museum genutzt. Ich bin sehr gespannt, ob ich den von der Stadt anvisierten Umzug in ein Zentraldepot noch als Kuratorin mit planen werde.  Schön wäre es, denn die Bedingungen im Depot sind nicht optimal.

Da die Zeit für eine intensive Sammlungstätigkeit eigentlich nie reicht, haben sich im Laufe der Jahre einige Gegenstände angesammelt, die noch bearbeitet werden müssen (Die Zeit reicht deshalb nicht, da das operative Geschäft und/oder Ausstellungen sozusagen immer dazwischen kommen). Es handelt sich um einzelne Objekte oder um Kisten, die abgestellt wurden. Wenn einmal mehr Zeit ist, wollten sich die Kolleg:innen diese genauer ansehen und dann  entscheiden, ob das jeweilige Stück in die Sammlung aufgenommen werden soll oder nicht. Irgendwann gerät dann alles in Vergessenheit…

Das Vergessen im Museum wurde auch im Rahmen der Ausstellung  Vergessen. Warum wir nicht alles erinnern thematisiert. Der amerikanische Künstler Mark Dion hatte nach dem Besuch verschiedener Depots des Museums mit Kurt Wettengl eine „Taxonomy of Lost and Forgotten Museum Objects“ entwickelt. Hier wurde einmal im Blog über den Depotbesuch berichtet. In der Ausstellung entstand dann eine Art begehbares, abgedunkeltes Depot. Sichtbar wurden die Objekte nur mit Taschenlampen.

Wir sind nun gerade dabei, erneut gegen das Vergessen anzuarbeiten. Erfreulicherweise kann ich „wir“ sagen, da ich bei der wissenschaftlichen Arbeit in der Spielzeugsammlung schon seit einiger Zeit von einer ehrenamtlichen Mitarbeiterin unterstützt werde – von der ehemaligen Kustodin Almut Junker. Sie hatte 1972 im Betonbau die neue Dauerausstellung mit eingerichtet und viele Ausstellungen kuratiert; 1980 etwa die Ausstellung „Frauenalltag und Frauenbewegung in Frankfurt 1890-1980“, die erste partizipative Ausstellung des Museums. Sie hat im Laufe ihrer Museumstätigkeit auch viele der Sammlungen betreut; u.a. auch die Sammlung Kindheit und Jugendkultur. Sie durchforstet akribisch die Regale und hat schon einige der Stücke identifiziert und klassifiziert. Manches konnte nicht in die Sammlung übernommen werden, da die Informationen dazu verloren gegangen sind. Die in die Sammlung übernommenen Stücke weisen neben dem Bezug zu Frankfurt viele Besonderheiten auf: Puppenstubeneinrichtungen aus den 1960er Jahren erzählen viel über zeitgenössische Möbeltrends und Freude am Material Kunststoff aus der Zeit, der Herd aus dem 19. Jahrhundert hat sogar eine Feuerstelle und viele Stofftiere machen deutlich, wie wichtig die Tiere als Erinnerungsstücke bis ins Erwachsenenalter sind.

0 Kommentare zu “Zeit für einen Depotbesuch?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert